Von den Azoren ins Blau - Horta bis Terceira und in den Nordatlantik!

Der wunderschöne Yachthafen von Angra do Heroismo auf der Insel Terceira

 Wieder wird früh am Morgen gestartet, denn es liegen mal wieder über 60 Seemeilen vor uns (wir können die kurzen Strecken und die vielen Häfen in der Oststee wirklich immer mehr wertschätzen). Die ersten 5h motoren wir in der Abdeckung Picos, anschließend können wir jedoch bei Südsüdostwind herrlich segeln. Bei halbem Wind machen wir ordentlich Geschwindigkeit und wir schaffen es locker, vor Einbruch der Dunkelheit in Angra de Heroismo einzulaufen. Das soll der Schönere der ausnahmsweise mal zwei Häfen sein, die Terceira zu bieten hat. Und wir werden nicht enttäuscht. Der Hafen liegt mitten in der Altstadt, die wunderschön ist. Und da wir so ein schnuckliges kleines Schiff haben, hat der Hafenmeister Mitleid und wir dürfen vom Gaststeg, der quasi in der Hafeneinfahrt liegt und dementsprechend viel Swell zu bieten hat, bis hinten in die Marina zu den Locals. Dort liegen wir herrlich ruhig im immer noch glasklaren Atlantikwasser, unter neidischen Blicken der anderen Segler, die ordentlich hin und her schweuen.

Pico lassen wir im Süden, für uns geht es gaaanz langsam wieder richtung Norden!

Die nächsten Tage sind wieder Erkundungstage! Wieder mit Auto, das ist einfach praktischer. Und es ist in unserem Budget drin. Wir haben gerade mal ausgerechnet: die letzten 2 Monate auf den Azoren haben wir perfekt in unserem Budget gelebt. Das heißt für jeden von uns 500€/ Monat, insgesamt also 1500€ im Monat für uns drei. Inklusive alles. Also Hafengeld, Sprit, Essen und Trinken, Auto leihen, kleinere Reparaturen am Schiff etc. Wir haben uns also nicht zu sehr von den Kapverden und dem günstigen Essen gehen dort verwöhnen lassen, sondern hatten keine Probleme, wieder in den Alltag des selber kochens zurück zu wechseln. Sehr beruhigend!

Wir kaufen eine neue Pfanne, und sofort macht das kochen noch mehr Spaß. Das Resultat sind jeden Abend feinste Leckereien, die Malte oder Ich zubereiten!

Direkt neben dem Hafen liegen die alten Befestigungsmauern, abends hübsch Beleuchtet. Der Hügel, der der Stadt vorgelagert ist, heißt Monte Brasil und birgt eine hübsche Wanderroute.

Terceira ist wieder eine richtig schöne Insel. Wir haben Glück mit dem Wetter, die Sonne scheint und scheint, und die wenigen Regenschauer die wir erleben, sind meist schnell wieder vorbei. Wir wandern so ziemlich alle Wanderwege, die es auf der Insel gibt. Begommen im Norden, neben den hübschen Städtchen Biscoitos, über die spannenden Pfade in der Mitte der Insel, die durch verwunschenen Wald führen. Passenderweise heißt dieser Wanderweg "Misterios Negros".

Durch Urwald geht es auch auf dieser Insel: Dieser Pfad gefiel uns am Besten!


Ganz im Norden der Insel bilden die Klippen faszinierende, geometrische Formen.


Die Perspektive lässt Malte wie einen kleinen Troll im Wald erscheinen! Wir sind immer wieder begeistert, wie grün die Inseln sind.

Natürlich dürfen ein paar Touristenattraktionen auch nicht fehlen. Es gibt auf Terceira zwei Höhlen, die für Touristen begehbar gemacht wurden. Natürlich zahlt man dafür dann auch direkt Eintritt, und zwar ganz schön viel: Pro Höhle werden 8€ fällig, als Kombiticket wird es etwas günstiger. Zum Glück hat eine nette Schweizer Familie im Hafen uns schon vorgewarnt, die eine Höhle sei wohl das Geld nicht wert. Die andere soll aber lohnenswert sein. Also machen wir mal eine Ausnahme und staunen nicht schlecht,: Als wir ankommen stehen schon etwa 20 weitere Leute Schlange! Die Touris scheinen also langsam wieder zu kommen! Egal, das tut dem Erlebnis zum Glück keinen Abbruch: Die Höhle ist ein alter Vulkankrater, bestimmt 50m im Durchmesser, und man steht ganz unten und schaut etwa 100m hoch! Farne und Moose wachsen am Rand, bis es ihnen in tieferen Ebenen zu Dunkel wird. Ganz unten gibt es einen glasklaren See, der durch ein paar Leuchtstrahler richtig magisch ausgeleuchtet wird. Also, auch für uns hat sich das Geld gelohnt, denn so einen begehbaren Vulkanschlot gibt es wohl nur zweimal auf der Welt!

Hier ist vor etwa 2000 Jahren Mal Lava geflossen! Jetzt erinnern nur noch Tropfenförmige Gesteinsformationen aus erkalteter Lava an dieses Ereignis.

Wer uns etwas besser kennt weiß allerdings, dass wir uns mit solchen Touri-Attraktionen nnicht zufrieden geben. Über die Website von Geocache habe ich herausgefunden, dass es noch einige weitere begehbare Höhlen auf der Insel gibt. Diese sind natürlich nicht so schön ausgeschildert, bei Geocache findet man aber flott die Koordinaten heraus! Diese führen uns an den Rand einer Kuh-Weide. Zum Glück stehen momentan nur Kühe auf der Nachbarweide, wir können also ohne Gefahr durch wilde Tiere auf die Weide und den Einganz suchen. Der befindet sich genau dort, wo er laut Koordinaten sein soll. Und wir sind fast noch begeisterter als von der Vulkanschlot-Höhle. Etwa 500m können wir einem alten Lavatunnel folgen! Zwischendurch gibt es immer wieder Stellen, an denen die Decke eingebrochen ist, und die wunderschöne Lichter einlassen. Und keine anderen Menschen!

Ab in den alten Lavatnnel! Zum Glück haben wir in weiser Vorraussicht genug Taschenlampen mitgenommen, denn auf den meisten Passagen ist es stockdunkel.

Hier kommt Malte wohl noch nicht aus dem Tunnel heraus. Aber schick sieht dieser alte Deckeneinbruch trotzdem aus.

Nicht nur unter der Erde, auch drüber kann man auf dieser Insel Vulkanaktivität beobachten. Einige Schloe sind noch aktiv und spucken Schwefelhaltigen Wasserdampf aus! Das müssen wir uns natürlich auch ankommen, denn obwohl alle Inseln der Azoren vulkanischen Ursprungs sind, kann man solche "Furnas", wie sie auf portugiesisch heißen, nicht häufig sehen. Sao Miguel hat wohl einige, diese Insel haben wir aber ja nun ausgelassen. Es ist komplett faszinierend: Aus Schlitzen im Boden kommt richtig heißer, etwas stinkiger Dampf heraus! Und auch hier muss man zum Glück keinen Eintritt zahlen! Ein Holzpfad führt an einigen dieser Schlote vorbei, sodass man ihnen nah genug kommt, um die Wärme zu spüren, die von ihnen ausgeht!

Da dieser Ort auch komplett von anderen Touris verlassen ist, habe ich die Chance, mir einen solchen Schlot von Nahem anzugucken. Außer einer Zunahme des Gestanks und ein paar toten Insekten, die wohl zu nah herangeflogen und dadurch gekocht wurden, sieht man allerdings nur ein dunkles Loch. Schon krass, da unten ist es so heiß, das Wasser verdampft!

Malte vor den rauchenden Schloten. Vor allem morgens und abends, wenn es etwas kühler ist, kann man den Dampf gut sehen. Wir haben Glück, die Landschaft sieht spektakulär aus!

Ein weiteres besonderes Highlight auf der Insel war der Minigolf Platz. Zweimal waren wir dort, denn nach dem ersten Spiel (Papa hatte gewonnen) musste es natürlich eine Revanche geben. Zum Schluss hatte jeder einmal gewonnen, alle waren glücklich und wir hatten uns richtig mit dem super freundlichen Besitzer angefreundet.

An diesem Bild kann man relativ deutlich sehen, wer gewonnen hat und wer eher mittelgut war.

An einem Abend finden Malte und ich einen wunderbaren Grill-Platz direkt an den Klippen. Diese Grrillplätze gibt es hier an allen Ecken, viele total schön gelegen und super gut ausgestattet.

Ansonsten heißt es für uns nun schon bald wieder Abschied nehmen. Die Azoren waren ein wunderchöner Stop auf unserer Reise und wir sind total froh, dass wir die Zeit hatten, 5 der Inseln so ausführlich zu besuchen. Langsam wird es aber Zeit, wieder in Richtung Kontinent zu segeln. Die besten Monate hierfür sind Juni und Juli, wir sind also perfekt in der Zeit. Und so beginnen wir nach einer Woche im Hafen wieder, den Wind und das Wetter genauer zu beobachten, um ein gutes Windfenster für die Überfahrt herauszusuchen. Nach etwa einer Woche sieht es so aus, als hätten wir es gefunden! Ein riesiges Hoch über den Azoren sorgt für ziemlich konstanten Westwind nördlich der Inseln. Damit wir diese Winde gut ausnutzen können, werden wir erst einmal ziemlich nördlich halten, und dann auf die Südspitze Englands zu halten, um dem Schiffsverkehr und den drohenden Ostwinden aus dem Ärmelkanal so lange wie möglich auszuweichen. Erst kurz vor den Scilly Islands, also den der Südspitze Englands vorgelagerten Inseln werden wir abdrehen richtung Brest und den Ärmelkanal auf einer möglichst kurzen Strecke kreuzen. So zumindest der Plan und die Theorie.

 

Die ursprüngliche Idee, nach Irland und dann weiter durch den kaledonischen Kanal in Schottland zu segeln, mussten wir verwerfen. Erstens sind die Einreisebestimmungen in Irland sehr streng, und zweitens ins England dank der Indischen Variante momentan Hochrisikogebiet, weshalb uns bei anschließender Einreise nach Deutschland erst einmal ordentlich Quarantäne erwarten würde. 

Die Bretagne soll aber auch wunderschön sein, und auf dem Hinweg hatten wir diesen Teil von Frankreich kaum gesehen. Deshalb haben wir uns jetzt für diese Alternative Entschieden. Mit uns starten übrigens noch einige andere Segler, was uns ein gutes Gefühl gibt. Kevin und Pauline mit ihrer AMORGOS segeln mit uns los, Sven und Christoph auf der FREE WILLY segeln aus Ponta Delgada los und die Dänen mit ihrer ELSE MARIE segeln wahrscheinlich einen Tag nach uns los. Es wird also voll auf dem Wasser! Es ist auf jeden Fall angenehmer als der Start von den Kapverden. Auch wenn die Strecke, die vor uns liegt, ziemlich genauso lang ist: 1350 Seemeilen liegen vor uns, etwa 2 Wochen sind eingeplant! Aber mit dem Wissen, dass es um uns herum viele andere Segler auf der selben Strecke gibt, steigt das Sicherheitsgefühl.

Mit dem Plan, am Sonntag loszusegeln füllt sich unsere To Do Liste natürlich wieder rapide. Nach dem Großeinkauf folgt das Tanken: Wir haben uns sicherheitshalber noch einmal 5 weitere 20L Kanister gekauft, sodass wir dieses Mal mit 300L Diesel losfahren. Bei Flaute könnten wir damit etwa 700 Seemeilen motoren! Auch das gibt uns ein gutes Gefühl. 


Sieht auf diesem Bild gar nicht so viel aus, aber Obst und Gemüse sind auch noch nicht drauf. Wir planen wieder mit Essen und Trinken für mindestens 3 Wochen, damit wir wirklich auf der sicheren Seite sind.


Natürlich wird auch dieses Mal wieder das Rigg gecheckt (man hat ja auch immer so eine schöne Aussicht von da oben!), der Motor kontrolliert, der Wasserpass geschrubbt (ich bin echt froh, dass wir normalerweise in der Elbe und im Süßwasser liegen, es ist echt krass, wie schnell die Algen hier im warmen Salzwasser wachsen!), die Opferanoden kontrolliert, sämtliche losen Dinge an Deck gesichert und und und.  Und dann sind wir fertig! Morgen geht es los! Hier könnt wie immer unsere Position anschauen und uns Nachrichten senden https://share.garmin.com/shantyamj . Und ansonsten bis in etwa 2 Wochen!


Und natürlich darf unser Abschiedsbild auch auf dieser Insel nicht fehlen. Auch wenn im Vergleich mit Horta echt noch wenige Bilder auf der Mole zu finden sind.











 

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