Whale Watching und Nebel auf 1265 Seemeilen - Terceira (Azoren) bis Concarneau (Frankreich)

Wir haben es geschafft, wir sind wieder auf dem Europäischen Festland unterwegs! Ab jetzt können wir theoretisch nach Hause laufen, sollten alle Stricke reißen!


Prost! In der Altstadt von Concarneau trinken wir ein sehr leckeres Ankommerbier!

Die Tour war zum Glück sehr entspannt. Wir hatten Anfangs schönen, achterlichen Wind, sodass wir im ersten Reff gute Fahrt gemacht haben, haben unseren Tagesrekord an Seemeilen aufgestellt: 150 Seemeilen in 24h! (Die Anzahl der Seemeislen in 24h nennt man auch Etmal), und in der Mitte der Tour mal wieder eher schwachen Wind. Da wir dieses Mal aber 300L Diesel mitgenommen hatten, konnten wir jederzeit den Motor nutzen, ohne Angst zu haben, dass uns gegen Ende der Sprit ausgeht. Das war im Gegensatz zur letzten längeren Tour auf jeden Fall eine Erleichterung (Danke Malte, dass du darauf bestanden hast!).
Nach den ersten zwei Tagen, an denen mindestens Malte und ich mit den Gedanken gespielt haben, einfach umzudrehen und doch den Flieger nach Hause zu nehmen, weil wir so genervt waren vom Geschaukel und der Eintönigkeit auf See, haben wir uns alle doch schnell an das Off-Shore-Leben gewöhnt und konnten die nächsten 8 Tage sogar richtig genießen. Zwischen Delfinen, Walen, Schildkröten, wunderschönem Meeresleuchten in pechschwarzen Nebel-Nächten, 30kn Wind, kompletter Flaute, ganz viel Lesen, ein bisschen Serien gucken, schnacken, Musik hören, und vielen Stugeron-Tabletten (vielen vielen Dank nochmal an Christine und Yves von der Orionde, die mir 200 Tabletten geschenkt haben! Hilft bei mir um Klassen besser als die Vomex und macht vorallem nicht müde...bekommt man nur leider nicht in deutschen Apotheken) haben wir uns es uns auf der SHANTY so richtig gemütlich gemacht.

Delfinbegleitung ist immer noch ein Highlight

 Und da es mal wieder schwierig ist, alle Erlebnisse in einem normalen Blogeintrag zusammen zu fassen, gibt es auch für diese Tour einen Logbuch-Ausschnitt hier zu Lesen.

 

Tag 1: 06.06.
Nach Abschied und letzten Abstimmungen mit Kevin und Pauline geht es um 09:45 los! Erst 2h Motor im Windschatten der Insel, dann ab 11:45 Butterfly, mit ausgebäumter Genua bei 8-15kn aus WSW. Wir fahren Kurs 24°, so etwa werden wir das für die ersten Tage beibehalten, damit wir die etwas nördlich wehenden Westwinde ausnutzen können. Machen gute 5kn und genießen das durch die Abdeckung noch spiegelglatte Wasser! Eine große Schule Delfine kommt für ein paar Minuten vorbei, wie um uns Tschüss zu sagen. Ach, wenn es doch nur so weiter gehen könnte die nächsten 12 Tage!Leider muss der Motor schon um 12:30 uhr wieder an. Sind aus dem Windkanal am Südost-Ende der Insel raus und haben nur noch 4-7kn. Naja.Pottwal gesehen um 13:45!14:00 Motor aus weil Spinnaker hoch, machen damit zwischen 4 und 5kn bei kaum vorhandenen Wind genau von achtern. 15:20 Motor an und Spinnaker weg bei nur noch weniger als 3kn Fahrt und wirklich gar keinem Wind mehr. Dann eben Motoren, bei schönstem Sonnenschein. Wir sind sehr glücklich, dass wir dieses Mal insgesamt 300L Diesel mit haben, genug für knapp 200h unter Motor. Abends gibt es Brot, denn Papa hat morgens nochmal ordentlich Brötchen gekauft und die müssen Weg. Die Nacht verläuft durch die seitliche Welle etwas unruhig aber entspannt. Um 2:30Uhr mache ich den Motor aus, wir haben den Wind eingeholt! Mit 12-18 kn pustet der Wind genau von hinten und wir kommen gut voran. Über das Garmin sind wir sowohl mit Pauline und Kevin auf der AMORGOS (obwohl 2h später gestartet jetzt schon vor uns) als auch mit Sven und Christoph auf der FREE WILLY (etwa einen halben Tag hinter uns) verbunden. Beide ebenfalls Richtung Bretagne unterwegs. Das ist erstens ein gutes, sicheres Gefühl und zweitens schadet ein bisschen Regatta-Feeling ja auch nicht, obwohl wir gegen die AMORGOS, eine Benettau First 38ft wohl nicht den Hauch einer Chance haben werden. Aber wir werden sehen.
Etmal: 110sm
Motor: 14,5h 

Diese Terceira vorgelagerten Felsformationen sehen faszinierend aus. Als wenn es einmal vor langer Zeit ein einziger Hügel war, der in der Mitte durchgebrochen ist!
 

Tag 2, 07.06.
Alle haben etwas mit Seekrankheit zu kämpfen, aber mit Tabletten haben wir das gut im Griff. Wind konstant 14-18kn von achtern, also aus SW. Genua ausgebäumt in Luv, volles Groß oben. Durch die Strömung fahren wir etwa 28° statt 25, was uns aber eher zugute kommt, da wir ja letztendlich eh weiter richtung Osten wollen. Etwas diesig und bewölkt den ganzen Tag. Malte macht abends leckere Nudeln und dann kommt sogar nochmal kurz die Sonne raus. 
Nachts nimmt der Wind zu und um 00:30 machen Malte und ich das erste Reff ins Groß und reffen die Genua etwas. Sonst alles ruhig. 
Etmal 120sm
Motor: 0h 
 
 3. Tag, 08.06.
Wieder diesig. Dafür machen wir weiterhin gute Fahrt bei etwa 18-28kn von achtern, weiterhin im ersten Reff. Um 13:00 shiften der Segel bei Kursänderung auf etwa 50°. Sind weit genug im Norden dass wir etwas abkürzen können. Gegen 14:00 Autopilot aus und Versuch mit Windsteuer. War bisher immer Schwierig Butterfly auf direktem Vorwind-Kurs. Klappt entgegen der Erwartung aber hervorragend! Etwa 16:30 großer Wal genau neben der Shanty und mit geschätzen 18 Metern fast doppelt so lang wie das Schiff! Was genau für einer es war weiß ich nicht, aber ich hab ein Video und werde das nachgucken wenn wir wieder Internet haben (wohl ein Finnwal). Er taucht innerhalb der nächsten Stunde immer mal wieder neben uns auf. Etwas spannend, wir haben Sorge, dass er das Schiff rammt, was er aber zum Glück unterlässt. Er hat anscheinend einfach Spaß daran, uns eine Weile zu begleiten. So schön!! 
Ich mache abends vegetarische Stroganoff Nudeln, definitiv nicht zu empfehlen bei 2-3m Welle. Viel zu viele Arbeitsschritte und zweimal wurden die sauren Gurken ausversehen einfach auf dem Tisch abgestellt, sodass sie etwa 5s später durchs Schiff flogen. Hat sich aber gelohnt, Schmeckt gut! Bin fasziniert wie gut die Sturgeron Tabletten helfen. Dickes Danke an Christine und Yves die mir auf Sao Jorge eine dicke Packung geschenkt haben! 
Nacht ist unkompliziert, Wind lässt etwas nach auf 15-20kn, perfekt. Mit 1. Reff und leicht verkleinerter Genua extrem entspannt und trotzdem noch etwa 5kn Fahrt. Meeresleuchten besonders schön zu sehen da komplett Stock dunkel dank Nieselregen. War aber auch die letzten Nächte gut zu sehen, da schon wieder kein Mond steht. Irgendwie haben wir in letzter Zeit ein schlechtes Timing mit unseren langen Fahrten was den Mondschein angeht. Naja, ist so auch schön, nur der Niesel nervt! 
Etmal: 150sm! Rekord!!
Motor: 0h 
 
Weil kein Mensch Nebel-Bilder sehen möchte hier noch ein schönes Delfin-Bild!

 
 4.Tag, 09.06.
Schon wieder alles grau. 15-20 kn. Das macht unsere Morgen sehr faul. Zwei von uns bleiben meist bis 11 oder 12 im Bett während einer draußen die Wache macht. Das Wetter ist nicht einladend und drinnen kann man nicht viel anderes machen als schlafen. Zum Glück klart es gegen 13:00 auf und wir haben strahlend blauen Himmel! Wer hätte das gedacht. Nochmal taucht ein Wal genau neben der Shanty auf, aber er schwimmt in die entgegengesetzte Richtung und wir sehen ihn nur noch einmal, etwa 100m achteraus im Kielwasser auftauchen. 
Abends frischt es etwas auf (20-28kn) aber wir wollen Strecke machen und belassen es deshalb beim ersten Reff. Nachts Flaut es dann auch wieder ab, auf die gewohnten 15-20kn. Raumschots fahren immer noch Butterfly etwa 40-45°. Morgen früh wollen wir etwas anliegen, denn dann sind die angestrebten 45°N erreicht und wir wollen Kurs auf die Südspitze Englands nehmen. Die AMORGOS ist etwa 40sm voraus, der FREE WILLY 50sm achteraus! Es bleibt also spannend! Der Wind soll leider erstmal weiter Abflauen. 
Die Nacht ist so schwarz wie keine zuvor. Eine dicke Wolkendecke und Nieselregen (und Neumond?) lassen einen nicht einmal die Horizont-Linie erkennen. Dafür ist das Meeresleuchten wunderschön!! Leider ohne Delfine oder Wale, dafür aber mit leuchtenden Schaum Kronen und strahlend leuchtendem Kielwasser. Es ist, als wenn man durchs dunkle Nichts fährt und eine Sternenspur hinterlässt. 
Um 4:00 dämmert es dann langsam und alles ist in wenigen Minuten wieder grau und nicht mehr magisch. Naja, aber wir machen gute Fahrt! 
Etmal: 140sm 
Motor: 0h 
 
Der Blick während einer meiner 13 dreistündigen Nachtschichten. Unsere Stirnlampen haben auch rotes Licht, das blendet die Augen nicht so stark.

In der Nacht fliegt Malte dieser kleine Tintenfisch ins Gesicht. Anschließend landet er auf dem Achterdeck, sodass man noch ein flottes Foto machen kann, bevor er zurück ins Wasser geschubst wird.

 
 5.Tag, 10.06.
Immer noch grau! Der Wind flaut langsam ab, zur Zeit 10-15kn. Groß haben wir gegen 12:00 ausgerefft, Segeln immer noch Butterfly und machen damit 4,5-5kn. Gegen Nachmittag dichter Nebel mit Sichtweite von 100m. AIS wird jetzt häufiger kontrolliert. Da der scheinbare Wind auf dem Vorwindkurs zu wenig ist, um die Windsteuer vernünftig zu bedienen (so ab 8kn scheinbaren Wind geht sie ganz gut, wir haben so 6-12kn, also grenzwärtig) schalten wir wieder auf Autopilot um. Es ist so gut, beide Möglichkeiten zu haben! FREE WILLY hat ein Problem mit einem kaputten Segel, was sie zum Glück repariert kriegen. Dadurch bleibt aber unser Vorsprung von etwa 50sm! Sehr spannend, über unsere Satellitendinger kommunizieren zu können, man fiebert richtig mit!
Gegen 17:00 schiebt sich die Sonne nochmal durch den Nebel. Komisches Wetter, Sonne und trotzdem nur 100m Sichtweite, der Nebel kann nicht sonderlich hoch reichen. Der Sonnenspaß ist schnell zu Ende und der Tag endet so grau wie er angefangen hat. Der Wind schläft auch langsam ein, so dass die Genua anfängt, sehr nervig in und her zu schlagen. Da wir aber noch über 4kn machen will ich ungern schon den Motor an machen. Dann legt der Wind noch einmal für ein paar Stunden nach und bis um 6:00 Uhr morgens können wir gut Segeln. Dann ist der Wind aber wirklich weg und der Motor muss an. Mit der Zeit beruhigt sich die Welle noch, sodass auch das Segelschlagen weniger wird. Wir tuckern mit 4-4,5kn weiter, bei 2000rpm. Es ist also sichtbar zu spüren, dass wir kein sauberes Unterwasserschiff mehr haben (normalerweise machen wir mit den Umdrehungen etwa 5kn).
Motor (bis 8:00) : 2h
Etmal: 123sm gesamt

6.Tag
Die Hälfte haben haben wir geschafft! Und es immer noch grau in grau. Trotzdem ist heute Waschtag und alle 3 duschen wir nacheinander mit Eimer vorne auf dem Deck. Die andere Tagen muss die Katzenwäsche ausreichen. Bei 16° Luft und Nebel ist die "Dusche" eine sehr frische Angelegenheit. Anschließend bekommt jeder von uns einen Liter Süßwasser zum Nachspülen. Herrlich! Wir duften wieder hervorragend und meine Haare sind mal wieder entfilzt. Wir schätzen, wann wir ankommen: ich sage Mittwoch Abend, Malte tippt auf Donnerstag. 
Ansonsten ist es pupenflau und wir Motoren gemütlich weiter. Die Welle wird immer kleiner und abends mache ich Curry, was sogar ganz entspannt geht. 
Nachts ist es noch neblig er, es ist so eine Suppe, dass sogar unser Masttop mit den Position Lichtern (ja wir sind Schlingel und fahren nur die Dreifarbenlampe, aber das Groß ist ja immerhin noch oben, zur Stabilisierung, also sind wir quasi noch Segler...) im Dunst liegt. Wir sind mal wieder sehr froh über unser AIS, welches unsere Position an alle in der Nähe fahrenden Schiffe teilt und uns auch ihren jeweiligen Standpunkt und Kurs verrät. Obwohl auch darauf nicht so viel zu sehen ist, gestern gab es einen Fischkutter und heute zwei Frachter im 10sm Umkreis, das ist alles, was wir bisher an Verkehr hatten. Aber das wird sich demnächst wahrscheinlich leider ändern, wenn wir dem Ärmelkanal näher kommen. Also sind wir, vor allem jetzt im Nebel, schön wachsam. 
Die Nacht ist ruhig, der Wind dreht auf O (zum Glück nur ca. 3kn). Sodass wir jetzt gegenan motoren. Das Meeresleuchten ist so krass und faszinierend wie ich es noch nie gesehen habe. Durch die Flaute ist das Wasser SPIEGELglatt, durch den Nebel ist die Nachtschwärze undurchdringlich und wir ziehen mit unserem Kielwasser eine leuchtende Sternenspur durchs Nichts. Man sieht etliche kleine Fische vor uns flüchten, jeder von ihnen zieht eine Lichtspur hinter sich her, der sie sichtbar macht. Leider begegnen wir in der ganzen Nacht keinen Delfinen oder Walen, das wäre bestimmt ein Spektakel geworden (Sven und Christoph haben vor 3 Tagen einen meeresleuchtenden Wal unter dem FREE WILLY beobachten können!). Ich bin heilfroh, einen so guten Vorrat an Stugeron zu haben (das waren die Tabletten gegen See Krankheit), sonst wären die Nacht wachen ohne den Schimmer von einem Horizont der Horror (wernn man seekrank ist hilft es häufig, den Horizont anzugucken..)! Ich wäre definitiv nicht für die Raumfahrt gemacht! 
Motor: 24h (42, 5h gesamt) 
Etmal: 118sm
 
Die Windsteueranlage bietet einen guten Kontrast zum Meeresleuchten. Die Belichtung bei diesen Fotos liegt zischen 8 und 16 Sekunden.

Die Wellen überlappen sich bei der langen Belichtungszeit, was richtig magisch aussieht.



 
 
 7. Tag: 12.06.
Malte tankt 60L Diesel nach, nachdem die Tanknadel unten auf halb leer gesunken war. 
Heute ist der krasseste Tag bisher, was den Nebel angeht.spiegelglattes, dadurch ölig wirkendes Wasser und etwa 50m Sichtweite! Langsam reichts. Wir haben das Radar zu Sicherheit noch mit angestellt, denn man sieht wirklich NICHTS. Den Tag über klart es immer mal wieder ganz leicht auf, aber los werden wir den Nebel nicht. Ab und zu machen wir den Motor aus (wind aus O mit etwa 6kn, also am Wind Kurs, genießen kurz die Ruhe, machen dann aber <3kn, sodass wir schnell wieder den Motor anreißen). So vergeht der Tag ohne Zwischenfälle, Papa füllt nachmittags etwa 500ml Öl nach und wir stellen unsere Bord Zeit um eine Stunde vor. Die zweite Stunde kommt dann die nächsten Tage. 
Abends fängt es sogar wieder an zu nieseln
Der Wind kommt aus ONO, also fast genau gegenan, aber zum Glück nur 4-6kn. Die Nacht ist kalt, dunkel und ohne viel Meeresleuchten. 
Motor: 23h (65, 5h gesamt) 
Etmal: 104sm
Und immer wieder Nebelbänke
 
  
 8.Tag: 13.06.
Es klart endlich auf! Nach so vielen Tagen im Nebel tut es gut, den Horizont mal wieder zu sehen. Außerdem kommt vormittags sogar immer mal wieder die Sonne durch! Der Wind kommt immer noch aus ENE, also viel zu spitz um zu Segeln, und außerdem nur mit ca. 3kn. Aber ab heute Mittag soll er auf NNE und sogar auf N drehen, und mit ca. 10kn pusten! Hoffentlich stimmt die Vorhersage, dann könnten wir endlich mal wieder Segeln! 
Um 13:00 hat es so weit aufgeklart, dass nur noch blauer Himmel zu sehen ist. Kalt zwar, durch den Ostwind, aber so viel besser als der neblige Nieselregen! 
Um 14:15 Uhr geht der Motor aus, wir machen knapp 4kn mit Segel und Strömung! Der Wind hat auf NE gedreht und auf einem strammen Anlieger können wir direkt Richtung Brest Segeln. Morgen soll der Wind sogar auf N drehen, das wäre dann fast Halbwind. Ich koche Nudeln mit Tofu-Bolognese. Um 19:30 uhr Motor an, weil Wind aus ENE und so schwach dass wir unter 3kn fahren. Wir haben 40L Diesel nachgetankt, also insgesamt 100L nachgetankt. 
Motor aus 21:30, Wind jetzt aus N, 8-10kn, machen halbwinds gegen Strömung und nervige Kabbelwelle zwischen 3 und 4 kn Fahrt. 
Motor an 00:00, Motor aus 1:30 Uhr. Wir wollen allen Wind nutzen, und sobald er mit mehr als 8kn bläst, geht der Motor aus. Den Rest der Nacht können wir dann ausschließlich segeln! Die erste sternenklare Nacht seit Langem, und sogar eine kleine, zunehmende Mondsichel ist zu sehen. 
Auch morgens werden wir mit blauem Himmel begrüßt, machen je nach Strömungsgeschwindigkeit (da hat sicherlich die Tide aus dem Ärmelkanal mittlerweile einen Einfluss auf uns) entweder zwischen 3 und 4 oder zwischen 4 und 5kn. Durchs Wasser etwa 4kn.
Motor: 8,5h (73,5h) 
Etmal: 100sm
 
Selbst wenn es kurz vor Sonnenaufgang freundlich aussieht, der Nebel findet uns spätestens eine Stunde später!
  
 9. Tag: 14.06.
Leider zieht es bald nach Sonnenaufgang zu, dicke Wolken mal wieder. Und ganz schön diesig. Um 14:00 geht dann auch der Motor wieder an. Um 16:00 aus, um 16:30 wieder an und um 18:30 aus. Der Wind schwankt den ganzen Tag zwischen 6 und 12kn, und da wir gerne Mittwoch Abend und nicht in der Nacht ankommen würden, schmeißen wir den Motor an, sobald die Geschwindigkeit unter 3kn geht. Und dann wieder aus, sobald war wieder etwas mehr Wind ist. Es bleibt diesig, wir lesen viel oder gucken Serie. Malte kocht leckere Stroganoff Nudeln zum Abendessen. Die Welle ist zum Glück noch im Rahmen und nichts fliegt durchs Schiff.
19:30 Motor wieder an. Die Nacht ist - richtig - diesig mit Nieselregen. Wir fahren an einigen Fischern vorbei, können aber auf unserem Kurs bleiben. 
Motor: 12,5h (bis 8uhr) 86h gesamt
Etmal: 123sm

10. Tag, 15.06.
Morgens bewölkt, gegen Mittag klart es etwas auf. Wind etwa 3-5kn aus NO, also so gut wie gar nichts. Deshalb weiter unter Motor. Kommen wahrscheinlich morgen Nachmittag an! Um 15:15 Motor aus bei 8-10kn aus N. 
Und 18:15 Motor an, 18:45 aus. 
Ab jetzt 10 kn Wind, wir machen gute Fahrt. Nachts nimmt der Wind zu, um 5:00 Uhr reffen Malte und ich bei Schichtwechsel, da nun 15-20kn Halbwinds pusten. Außerdem ist heute Nacht (mal wieder) der Splint zum Feststellen unseres Autopiloten gebrochen. Die Anlage steuert dann etwas schwammig und kann selbst bei kleiner Welle nicht gegenhalten, sodass ein lautes Piepen ertönt und wir komplett vom Kurs abkommen. Bei 20kn schafft die Anlage es natürlich erst recht nicht, den Kurs zu halten. Die Aries Windsteuer erweist sich mal wieder als Rettung, so müssen wir nicht selber Steuern auf den letzten Meilen. Bei dieser Windstärke steuert sie perfekt. 
Gegen 7:00 lässt der Wind nach, Malte refft aus während Papa und ich weiter schlafen dürfen. Wenn man alleine draußen ist, picken wir uns immer mit unseren Sicherheitsleinen ein, sobald wir das Cockpit verlassen. Außerdem ist es Pflicht, ein EPIRB in der Tasche zu haben. So ist das Verlassen des Cockpits auch sicher, wenn die anderen Beiden noch im Bett liegen. Und Ein- und Ausreffen geht mittlerweile zum Glück so routiniert, dass wir das locker alleine machen können. 
Motor: 7,5h (93, 5h) 
Etmal: 120sm
 
Erst so....

...dann so...

Und morgens um 5:00 Uhr dann so!

 
 
 11.Tag, 16.06.
Morgens Sonne und es wird richtig warm! Um 9:00 heißt es Land in Sicht! Die Bretagne liegt vor uns. Hier wollen nun 1-2 Wochen verbringen, bevor wir weiter in den Norden Segeln wollen. Kevin und Pauline haben uns Concarneau als ersten Hafen empfohlen, und das Steuern wir nun an. Die beiden sind heute morgen angekommen, also etwa 10h vor uns! Zwar sind sie Erster, aber wir haben mit mehr Vorsprung gerechnet und sind mächtig stolz auf die SHANTY! Gegen 11:00 lässt der Wind nach, 11:30 Uhr geht der Motor an. Wir nutzen das warme Wetter um uns auf dem Vorschiff mit der Pütz ordentlich zu schrubben und landfein zu machen. Jeder bekommt wie immer 1L Süßwasser zum nachspülen. 
Als Malte dran ist nimmt der Wind wieder etwas zu, was die Angelegenheit für ihn etwas frisch macht. Wir holen dafür aber nochmal die Segel raus und können noch ne Stunde entspannt Segeln. Das Wasser ist spiegelglatt und es sind echt viele Segler unterwegs! 
Um 14:30 geht der Motor wieder an. Der Wind ist weg. Außerdem sind wir fast da! Mal wieder nach so einem langen Törn können wir es klaum erwarten, in den Hafen zu kommen und schon eine knappe Stunde vor Ankunft sind die Segel unten, die Fender fest und die Festmacherleinen bereit.
Um 16:00 Uhr laufen wir in den wunderschönen und geschützten Hafen von Concarneau ein!! Nach 10 Tagen und 6h sind wir angekommen. Das ist ziemlich flott! In der Hafeneinfahrt empfängt uns schon eine nette Hafenmeisterin und weist uns einen Platz zu. Das Anlegen in der engen Box zwischen zwei französischen Yachten, die beide natürlich zugucken und um ihre wunderbar glänzenden Schiffe besorgt sind, klappt zum Glück hervorragend. Malte und ich gehen anschließend zum Hafenmeisterbüro, wo nach anfänglichen Missverständnissen durch Sprachbarriere (No, we are NOT from England...from the Azores. AZORES. Portugal!) wollen die netten Verantwortlichen nicht mal unseren teuern Covid-Test sehen, den wir noch in Terceira gemacht haben. Sie wollen eigentlich nur wissen, wie lange wir bleiben. Nagut, so einfach kann das sein, das sind wir gar nicht mehr gewohnt! 
 
Insgesamt: 1266 Seemeilen, 4,9 Knoten Durchschnitt,  
 Motor: 3,5h, gesamt 96,5h, etwa 180L Diesel verbraucht.
 

Unsere Route von den Azoren bis nach Concarneau
 
Wir hatten eine tolle, entspannte Tour. Letztendlich hätte der Diesel gereicht, den wir sonst auch immer mit hatten (200L), aber so hatten wir von Anfang an ein entspannteres Gefühl. 

Jetzt sind es nonstop nur noch 700 Seemeilen bis zum Wedeler Yachthafen! Dafür lassen wir uns aber ein bisschen mehr Zeit als für die 1263 Seemeilen dieser letzten Tour. Wir erkunden die nächsten Tage die Südbretagne und werden dann langsam richtung Nordosten in die Heimat segeln. Je nach Covid-auflagen lassen wir dabei die Niederlande und Belgien aus, sollten die beiden Länder noch Covid-Risikogebiete sein. aber das kann sich ja noch ändern! 



Kommentare

  1. Hier ist es gerade auch schööön warm! ☀33° C
    Es wird Zeit, dass ihr ⛵ langsam heimkommt (bevor ihr noch mehr Diesel ⛽ verheizt...)!
    `Gruß schon mal vorweg von der Schiffsbegrüßungsanlage ⚓ Barmbek-Willkomm-Höft...!

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  2. Das ist ein schön geschriebenes Logbuch. Es macht wie immer Spaß deinen Blog zu lesen. Danke und eine gute Heimreise. Wir sind schon ganz gespannt wie ihr in natura ausseht. Wir liegen gerade in Årø und sind eingeweht. Es bläst hier mit 7 Bft. in Boen. Aber dafür gibt es gleich Hotdogs :-) Viele Grüße Bonito-Crew

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  3. In der Tat - Euer Logbuch ist einfach eine Schatzgrube! Toll geschrieben. Für uns gespickt mit vielen Tipps, die wir fleißig sammeln ... :-) Fair Winds und hoffentlich auf ein persönliches Kennenlernen in Wedel, die Crew von "Hein Mück".

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