Der Plan

Zwei Jahre ist die Reise nach Nordnorwegen, zu den Lofoten, her. Zwei Jahre, um Pläne für ein neues Abenteuer zu schmieden, noch weiter weg und noch abenteuerlicher. Und nun bin ich wieder unterwegs. Ziel dieses Mal: die Karibik! Mit an Bord: Papa!

Doch von vorne, ganz ganz kurz gehalten, denn hier soll es ja um die Reise gehen und nicht um die Zeit davor.
Nach dem Segelsommer in Norwegen kam schnell die Idee für eine neue Herausforderung. Und wenn man so im kalten, dunklen Winter in Kiel sitzt, gibt es kaum ein besseres Traum-Ziel, als die sommerliche Karibik. Als diese Idee in der Familie diskutiert wird, wächst bei ganz besonders einer Person die Lust, mitzsegeln: bei meinem Papa, Jens. Er ist Lehrer, fragt spontan nach, ob es die Möglichkeit gäbe, ab Sommer 2020 ein Sabbatjahr zu nehmen und bekommt das OK von seinen Vorgesetzten! Ab jetzt gibt es bei ihm für die nächsten 1,5 Jahre eigentlich nur noch ein Thema: Segeln bis in Karibik. 

Die Shanty von oben. Die zwei 135 Watt Solarpanels auf dem von Papa geschweißten Edelstahlmaterialträger sind gut zu erkennen. Links und rechts an der Reling können wir noch zwei kleinere 30 Watt Panels befestigen. Auch das Radargerät ist neu. Ich ziehe oben gerade das neue Kutterstag ein, an dem wir unsere Not-Fock fahren können.

 Und da ich mich auf mein Examen im Juni 2020 vorbereiten musste, und Arved mit seinen 60h Wochen in der HNO sehr wenig Zeit hat, ist auch Papa derjenige, der die meiste Planung übernimmt. Für einen Trip dieser Länge und Weite müssen an der Shanty dann nämlich doch einige Modifikationen unternommen werden. Die wichtigesten Punkte:
 -Stromversorgung (!!) (die olle vorhandene Solarplatte, reicht auf keinen Fall aus, um mehrere Wochen ohne Landstrom zu überstehen, es sei denn wir wollen ausschließlich mit Sextant und Karte navigieren) (was nicht der Fall ist)
- Kühlschrank  (nicht zwingend notwendig, aber schon sinnvoll in wärmeren Gefilden)(vor allem das kalte Bier lockt)
- Radar
- Rettungsinsel (für Norwegen hatten wir uns gegen eine Solche entschieden, bei einem Törn über den Atlantik  muss das aber schon sein)(siehe der Film "All is Lost")
- Windsteuerung (wir haben zwar eine elektrische, aber die frisst viel Strom)
- und viele viele weitere Dinge, die hier den Rahmen sprengen würden.

Unser neues Beiboot! Das alte aus Plastik ist einfach zu unhandlich für einen längeren Trip. Außerdem haben wir die Davids (die Vorrichtung zum Hochziehen des Beiboots) zugunsten der neuen Windsteueranlage abgebaut, sodass ein Schlauchboot die naheliegende Alternative ist.

Ich büffel also, Papa bastelt, schweißt und schraubt am Schiff herum und anfang Juli, nach einem erfolgreich abgeschlossenen Studium, stoße ich dann endlich dazu! 

Ein kleiner Schatten hat sich in der Zwischenzeit auf unsere Unternehmung gelegt. Arved und ich entscheiden uns, ab jetzt getrennte Wege zu gehen. Ein Schritt der sich anbahnte, uns aber trotzdem sehr sehr schwer fällt. Nichtsdestotrotz scheint es für uns beide die richtige Entscheidung zu sein. Papa und ich beschließen, trotzdem loszusegeln, zu zweit. Arved wird eine Tour in seinem Bulli durch Europa unternehmen. So gibt es zum Glück für uns beide in den nächsten Wochen sehr viel zu tun, und es bleibt nicht so viel Zeit zum grübeln.

Zu zweit wird nun also unter Hochdruck an der Shanty gebastelt. Wir schaffen in kürzester Zeit unfassbar viel. Die Windsteuer, eine 30 Jahre alte "Aries", wird wieder fit gemacht, der Materialträger wird geschweißt, die komplette elektrik wird überholt, es werden neue Batterien eingebaut, die Solarplatten werden verkabelt und angeschlossen, ein Kühlaggregat wird in die Kühlbox eingebaut, das Radargerät wir angebracht und neu verkabelt, es werden mehrere USB-Steckdosen eingebaut, die Scheuerleiste wird neu angebracht, ein Schlauchboot wird günstig erstanden, ein Kutterstag wird eingebaut, eine Ersatzfock zwecks Passatbesegelung wird kurzfristig erstanden, es werden Unmengen an Essen eingekauft, kleinere Reperaturen vorgenommen, Ersatzteile gekauft und, und, und....

Dieser Batteriecomputer zeigt uns an, ob und mit wie viel Ampere unsere Batterie gerade ge-/ oder entladen wird. Sehr praktisch, um Engpässen bei der Stromversorgung vorzubeugen.  Die Solarplatten sind so stark, dass die Batterie bei Sonnenschein trotz laufendem Kühlschrank geladen wird!

Zusammen schaffen Papa und ich es (ich kümmere mich nun hauptsächlich um die Elektrik) mit der Hilfe von einigen anderen (ein dickes Danke vor allem an Mama, Maike, Malte und Lea) aus dem gemütlichen Fahrtenschiff, dass für die Ostsee gebaut wurde, in kürzester Zeit ein richtiges Langtourenschiff zu machen. Der Endspurt hat begonnen, denn wir haben einen Abfahrtstermin: der 10.08. soll es sein!

Mit ein paar Freunden machen wir noch eine kleine Abschiedstour durch den Hamburger Hafen





Kommentare

  1. Jetzt seit ihr schon im Ärmekanal! Viel Glück weiterhin.

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  2. Wir wünschen euch eine gute Reise
    Sabine und Hauke

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  3. Wir verfolgen eure Reise und Annes interessanten Blog gespannt. Viel Glück und alles Gute! Corinna und Thomas

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  4. Kollegen von Jens sind gespannt auf weitere, spannende Abenteuerberichte. Viele Grüße!

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  5. Moin ihr beiden, wo steckt ihr?

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