Delfine und Wale in der Biskaya - Cherbourg bis A Coruna

Ein Delfin direkt neben der Shanty! Doch etwas Anderes als die bei uns heimischen Schweinswale...

Nach ein paar erholsamen Tagen in Cherbourg dreht der Wind endlich auf Nord. Für unsere Weiterfahrt können wir Nordwind wirklich gut gebrauchen. Am Samstag sind jedoch etwa 25-30kn angesagt, und nach unseren gemachten Erfahrungen bleiben wir lieber im Hafen. Der Wind soll nämlich bis Sonntag vormittag so weiter pusten und gerade eine Nacht-Tour wollen wir uns bei den Bedingungen nicht antun. Ein paar der größeren Yachten wagen sich nachmittags raus, die meisten kommen allerdings nach wenigen Stunden wieder. Der Wind ist stark und die Welle so hoch und steil, dass sie kaum gegenan kamen. Wir haben also alles richtig gemacht. Zusammen mit Jan und 3 anderen Yachten verlassen wir dann am Sonntag morgen den sicheren Vorhafen von Cherbourg. Wir haben dazu gelernt und schon am Vortag die kleinere Roll-Fock eingezogen, noch im Vorhafen das zweite Reff ins Groß eingebunden und die Fock nur halb ausgerollt. Die anderen Segler (wir sind ganz vorne an der Spitze dieses kleinen Trupps) tun es uns nach. So segeln wir mit trotzdem noch fast 6 Knoten am Wind und gegen die Welle. Diese ist ztum Glück nur hoch, aber nicht mehr so steil. Denn die Welle ist am steilsten, wenn der Wind gerade erst aufgefrischt hat. Sobald er länger aus der selben Richtung bläst wird die Welle zwar größer, flacht aber auch etwas ab und ist so angenehmer zu segeln. 

Abendrot bedeutet gutes Wetter, oder etwa nicht?

Mit Jan wird die Route für den nächsten Tag beschnackt

Wir machen also mit minimaler Besegelung bei 25-30kn gute Geschwindigkeit durch die 2-3m hohen Wellen. So nähern wir uns schnell dem Cap de La Hague, auf das wir uns eigentlich sehr gefreut haben, denn ab dort können wir den Kurs so ändern, dass der Wind von der Seite (Halbwind) bis schräg von hinten (Raumwind) kommt. Überhaupt nicht gerechnet haben wir mit der enormen Kreuzsee. Die eben noch große, aber so schön geordnete See kommt auf einmal von allen Seiten. Wie aus dem nichts bauen sich 3m hohe Wellentürme genau neben uns auf. Wir haben Glück, keine bricht ins Cockpit, aber mehrmals entkommen wir nur knapp einer Dusche. Ich bin froh, dass ich direkt am Morgen eine Tablette gegen Seekrankheit genommen habe, denn selbst für Papa, der noch nie an Bord spucken musste, ist der Seegang heute zu viel. Er muss ein paar Mal die Fische füttern. Nach etwa einer weiteren Stunde beruhigt sich dann das Meer wieder einigermaßen. Wir sind am Cap vorbei, und auch die Strömung ist hier nichtmehr so stark, sodass ab jetzt der schöne Part dieses Segeltags beginnt. Die Windsteuer steuert und die nächsten Stunden bei herrlichen 15-20kn schräg von achtern. Wir können ausreffen und machen gute Geschwindigkeit bei strahlendem Sonnenschein. Auch Papas Magen beruhigt sich wieder etwas und als Malte vorne aus dem Bugkorb "DELFINE" ruft ist der Tag perfekt! Drei kleine Delfine begleiten uns etwa 10min lang und spielen vor dem Bug herum. 

Die Delfine tummeln sich unter unserem Bug, Malte hat vorne im Bugkorb den besten Blick

Als wir auf höhe der Kanalinseln Guernsey und Jersey sind, erreicht uns ein Funkspruch von der Küstenwache. Sie wollen wissen, wo wir denn hin wollen und klingen sehr beruhigt, als wir durchgeben, dass unser Ziel Richtung Brest liegt. Anscheinend hatten sie Sorge, wir würden die Quarantäne der Inseln stören wollen! Sie wünschen uns immerhin eine gute Reise.

Mit ordentlich Schräglage ging der Törn los

 

Und nachmittags sieht das Ganze dann schon so aus!

 Abends nimmt der Wind weiter ab und wir haben eine sehr entspannte Nachttour (es ist Maltes Erste an Bord und wir sind mal wieder begeistert, wie viel entspannter Nacht-Törns sind, wenn man zu dritt ist). Früh am nächsten Morgen müssen wir dann leider den Motor anstellen und die letzten Seemeilen bis nach Camaret-sur-mer tuckern wir dahin. Auch hier sind die Strömungen manchmal noch super stark, wenige Meilen vor dem Hafen haben wir noch einmal knappe 4 Knoten Strömung gegenan, sodass sich die Strecke etwas zieht. Dafür werden wir abends mit einem wunderhübschen kleinen Hafen belohnt. Das Städtchen liegt in einem Naturschutzgebiet und ist wirklich empfehlenswert. Eine schnuckelige Straße mit vielen Cafés und Restaurants direkt am Hafen, kleine süße Häuschen, ein weißer Sandstrand und schicke, alte, in Rente gegangene Fischerboote, die am Hafenrand vor sich hin gammeln.

Alte, heruntergekommene Fischerboote im Hafen von Camaret-sur-mer

Eine entspannte Nacht und ausnahmsweise mal ein Bild von uns Dreien!

Trotz des schicken Hafens entscheiden wir uns noch abends, schon am nächsten Tag weiter zu fahren. Denn die nächste Etappe ist die Biskaya.

Die Biskaya, oder auf Englisch Biskay Bay, ist eines der gefürchtetsten Reviere in ganz Europa. Sie bezeichnet die riesige Einbuchtung des Atlantiks, die Westeuropa hier, zwischen Frankreich und Spanien, macht. Durch häufige Kreuzsee, ungünstige Wellenverhältnisse, häufige Westwindlagen und starke Stürme kann die Überquerung in einem schlecht gewählten Wetterfenster schnell gefährlich werden. In der Mitte dieser 3-4 tägigen Etappe ist man über 150 Seemeilen, also etwa 300km oder auch 36h weit vom nächsten Land entfernt! So sind wir mit dem sich uns bietenden Wetterfenster mehr als einverstanden. Es ist zwar sehr wenig Wind, sodass wir viel motoren müssen, aber sehr viel lieber so als stürmische See! Und jetzt, anfang September, kann man damit rechnen, dass immer mehr Weststürme aufziehen, sodass die Passage teilweise über Wochen unmöglich wird.

Die Biskaya - unsere größte Hürde bisher! Das Bild stammt aus der Share-Map von Garmin, auf der jeder unsere Position nachverfolgen kann (https://share.garmin.com/shantyamj

Wir starten also am Dienstag Morgen, nachdem ich noch schnell etwas Proviant shoppen war. Wie erwartet müssen wir motoren. Nicht ganz so erwartet war der Swell. Denn hier ist Atlantic, da geht die Welle nicht einfach weg, nur weil kein Wind mehr ist. 1,5m, manchmal 2m an Swell aus West stehen noch, und es ist ganz schön schaukelig. Gut, dass wir genug Tabletten gegen Seekrankheit dabei haben, denn gerade so ohne Wind ist die Welle ganz schön nervig. Malte hat übrigens mit Seekrankheit überhaupt nichts am Hut, der Glückliche!


Gute Stimmung vor der ersten Nacht auf der Biskaya

 Auch bei diesem Törn sehen wir wieder viele Delfine und sogar einen Schwarm Thunfische! Malte holt sofort die Angel heraus, aber irgendwie mögen die Tiere seinen Köder nicht (er benutzt ein appetitlich aussehenden Wobbler). Nachmittags sehen wir dann sogar noch einen Wal!! Der ist etwa so groß wie die Shanty, aber gänzlich unbeeindruckt von unserem Schiff. Er schwimmt einfach vorbei und ist nur so kurz zu sehen, dass es sich nicht lohnt, die Kamera herauszuholen. So beeindruckend!

Da war eben noch ein richtiger Wal!

Die nächsten Tage plätschern dahin. Wir motoren, haben das Großsegel oben, um uns wenigstens etwas in den Wellen zu stabilisieren, sehen einige Delfine, ein paar Wale (meist weit weg, häufig auch nur die Blas-Fontäne), lesen viel und bewundern das tiefblaue, super klare Wasser. Wir fangen leider keinen Fisch, obwohl Malte fleißig irgendwelche Wobbler hinterher zieht. 

Jedem das Seine: Papa am lesen, Malte am Angel präparieren

Vielleicht bekommt man hier einen Eindruck, wie tiefblau das Wasser auf der Biskaya ist!


 

An einem Abend auf der Biskaya wird gesungen und Gitarre gespielt

 Am Mittag des dritten Tages kommt endlich der gewünschte Ostwind und wir können Segeln! Leider steht nun die nicht unerhebliche Windwelle aus der Biskaya gegen den Swell aus dem Atlantik, was für unangeneheme Kreuz-Wellen sorgt. Außerdem nimmt der Wind schnell zu uns bläst abends schon wieder mit 25-30kn. So schlafen wir alle in dieser letzten Nacht kaum, man wird dermaßen in der Koje hin und hergeworfen, dass nichtmal ein komplettes einkeilen hilft. Erst gegen 4:00 Uhr, als der Wind schlagartig nachlässt, bekommen gehen die ersten Augen zu. Leider habe ich die Schicht von 6:00 Uhr bis 9:00 Uhr, sodass das ein kurzes Vergnügen wird. Als Entschädigung bekomme ich dafür einen wunderbaren Sonnaufgang präsentiert. 

Spanien ist in Sicht! Die Sonne ist übrigens erst um kurz nach 8:00 Uhr aufgegangen...

 Und am Freitag den 04.09. liegen wir dann um 9:00 Uhr morgens nach ziemlich genau 72h in unserem ersten Spanischen Hafen, in A Coruna, fest!

So sieht eine müde (bzw. schlafende) Anne aus... Danke Malte! :D

Nach der letzten Nacht sind wir alle ordentlich fertig, sodass wir uns nach einem ausgiebigen Frühstück (fast ohne geschaukel!) direkt zu einem Mittagsschlaf hinlegen. Anschließend wird die Stadt erkundet. Super schick!! Wir liegen in dem zentraleren der beiden Yachthäfen, der Marina Real, und die ist direkt an der Altstadt gelegen. Süße Gassen mit vielen Restaurants, die abends trotz Corona gut besucht sind. Zwar haben alle eine Maske auf, aber Abstandsregeln können hier nicht einmal eingehalten werden, wenn man sich ganz doll Mühe gibt.

Eine der hübschen Gassen von A Coruna

Und der Stadtstrand von A Coruna, um die Mittagszeit noch recht leer, gegen Nachmittag dann gefüllt

Am 05.09. sind wir dann alle ausgeschlafen und fit und feiern ein neues Highlight: Malte hat Geburtstag! Wir sind froh, dass wir schon wieder festen Boden unter den Füßen haben, denn so können wir nach dem langen Geburtstagsfrühsück ausgiebige Stadtspaziergänge inklusive Angelladenbesuch (wir hatten den falschen Köder, laut Angelladenbesitzer kann man mit unseren Wobblern gar keine Thunfische fangen)und Strandbesuch machen (Wellen leider zu klein zum Surfen). Abends veranstalten wir Dank Jan, unserem Schiffsnachbarn, ein riesiges Tapas-Fest. Danke Jan!

Maltes Geburtstags-Tapas!

Die nächsten Tage bleiben wir noch in A Coruna, denn der Wind pustet draußen immer noch mit 25-30kn aus Ost, Mitte der Woche soll er abnehmen, dann wollen wir weiter!  Mal schauen, ob wir ein paar schicke Ankerbuchten finden!

Danke Papa, für diese köstliche Pizza (der Laden hieß übrigens La Saporita und ist sehr zu empfehlen!)




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