Gipfelstürmer und Jurassic Park - Porto Santo bis Madeira

Einer der Picos, also der Gipfel, die wir auf unseren unzähligen Wanderungen auf Porto Santo erobert haben!

Negative Corona-Testergebnisse für die gesamte Crew!! 

Wir sind so erleichtert, dass es ausnahmsweise noch vor dem Frühstück an Land geht. Denn vor dem kommenden Sturm haben wir die Hoffnung, noch einen Platz in dem kleinen Hafen zu bekommen, statt ihn vor Anker im Vorhafen abwettern zu müssen. Außerdem ist es zu fünft schon sehr voll an Bord, sodass jeder von uns froh wäre, wenn er sich die Beine vertreten kann ohne erstmal 500m paddeln oder schwimmen zu müssen. Wir haben Glück und die überaus freundliche Hafenmeisterin weist uns einen Platz im Päckchen mit einem Stahlschiff zu, dessen Eigner schon seit längerer Zeit nicht mehr an Bord sind. In Südeuropa funktioniert das nämlich etwas anders, als wir das zum Beispiel aus Skandinavien gewohnt sind. Nicht nur hier auf Porto Santo, sondern in allen Häfen. Bevor man in die Häfen einläuft ruft man entweder über UKW den Hafenmeister und fragt nach einem freien Platz, oder es gibt einen Rezeptions-Ponton, an dem man anlegt, eincheckt und einen Platz zugewiesen bekommt. Manchmal, so wie in Nazaré kommt einem auch der Hafenmeister schon in der Hafeneinfahrt im Schlauchboot entgegen und führt einem zu einem freien Platz. Immer aber bekommt man den Platz zugewiesen und kann sich nicht einfach einen freien Platz aussuchen.

Der Hafen von Porto Santo von oben: Die ersten 2 Tage lagen wir im Vorhafen vor anker, anschließend im Hafen. Trotz der kleinen Hafeneinfahrt war es ganz schön schaukelig im gesamten Hafengebiet!

Die nächsten Tage erkunden wir Porto Santo und lernen diese kleine Insel, von der keiner von uns vor der Reise überhaupt mal etwas gehört hatte, lieben. Seien es die Freundlichkeit der Bewohner, die auf ein "Bom dia!" immer mit einer Antwort und einem Lächeln antworteten, die zahlreichen kleinen Snack-Bars, in denen es Bier für 1€ gibt und Pommes-Portionen, die auch wirklich satt machen, die herzlichen Segler-Nachbarn vor Anker und im Hafen, die wir nach einigen Tagen alle kennen, oder die Wanderungen, die wir in den Tagen auf der Insel erleben. 

Das Wasser hier auf der Insel ist super klar und knallblau. Man merkt, dass das Festland und die Verschmutzung weit weg sind

 An einem Tag leihen wir uns zu fünft 3 Motorroller, um die Insel auch auf der Nordseite zu erkunden. Denn Porto Santo ist zwar nicht groß, bis zu anderen Seite sind es aber über 12 km, und so sind Roller zum Erkunden super praktisch. Malte und ich fahren also auf einem, Joel und Claudia auf dem zweiten, und Papa auf dem dritten, und so machen wir die Insel unsicher. Einen weißen, fast unberührten Sandstrand erleben wir im Südwesten, schroffe Felsen und seltsame Sandformationen finden wir im Nordwesten, in der Mitte der Insel machen wir eine herrliche Wanderung auf den Pico Juliana mit 376m Höhe und einem fantastischen Ausblick, und im Nordosten haben wir noch ein kleines "Offroad-Erlebnis", als wir einen Schotterweg bis zu einem in den Fels gehauenen Tunnel folgen. 

Papa hüpf! Der Sandstrand auf Porto Santo ist kilometerlang,weshalb die Bewohner von Madeira häufig für Ausflüge herkommen. Dort gibt es nämlich kaum Strände, und wenn sind sie durch das Vulkangestein ganz schwarz!

Und eine weitere Überraschung: direkt neben dem Hafen findet Malte einen super Surf-Spot. Für Malte ist es ein Paradies, denn außer einem netten französischen Schiffsnachbarn, der auch sein Surfboard dabei hat, ist er immer komplett alleine auf dem Wasser! Auch für mich sind ein paar Tage mit kleinen Wellen dabei, sodass ich ein bisschen weiter üben kann.

Sowohl westlich als auch östlich der Hafenmole gibt es schöne Wellen, und Malte hat sie alle für sich alleine
 

Den Sturm überstehen wir zum Glück sehr gut, trotzdem der Swell auch im Hafen beachtlich ist. So ruckt die Shanty teilweise so stark an den Festmachern, dass sich unsere Backbord-Mittelklampe lockert! Dementspechend laut und ungemütlich ist es im Schiff und wir bekommen für 2 Nächte etwas weniger Schlaf. Trotzdem, als wir uns die schaukelnden Ankerlieger anschauen, die bei Böen von 35kn im Vorhafen liegen, sind wir froh über den Hafenplatz. 

Als die Welle wieder weniger wird, sind Reparaturen angesagt. Auf der Tour von Lagos nach Porto Santo hat sich nämlich zum einen der Bolzen vom Lümmelbeschlag verabschiedet (das ist der Beschlag, der unseren Baum an unserem Mast fixiert), zum andern ist die Halterung unseres Radargerätes abgerissen. Das muss wohl beim "Hinein-Rumsen" in ein Wellental passiert sein, wo starke Hebelkräfte an der Halterung wirken. 

So sieht das arme Gerät vor der Reparatur aus... nue noch durch Tape und zwei Schellen wird es auf der Stütze gehalten

 Papa hat einen winzigen lokalen Baumarkt aufgetrieben, der wirklich alles verkauft, und sich mit einem nagelneuen Inverter-Schweißgerät sowie einer Flex eingedeckt. So sind wir jetzt auf der Shanty eine segelnde Metallwerkstatt und wir können die neue Halterung sowie den Lümmelbeschlag selber schweißen! Wobei sich ersteres dann doch als sehr schwierig herausstellt, denn um die Haltestange des Radars abzuschrauben, müsste man in der Achterkajüte die gesamte Verkleidung herausbauen. Um dies zu umgehen legen wir die Shanty an die Mole neben die Fischerboote, wo das Radargerät bei Niedrigwasser genau auf Arbeitshöhe hängt. Jedoch sind hier im Hafen selbst wenig Swell immer noch etwa 0,5m Welle und so ist das Schweißen eine riesige Herausforderung. Mit sehr langen Leinen können wir das Schiff einigermaßen fixieren, und Papa schafft es, auf dem hin und herschweuendem Schiff einen Schweißpunkt nach dem Nächsten zu setzen. Malte und ich versuchen, das Schiff dabei so ruhig wie möglich zu halten. Nach harter Arbeit sind wir irgendwann zufrieden, auch wenn Papa der Meinung ist: "Das war kein Schweißen, das war einfach nur irgendwie dran braten". Naja, es wirkt stabil und wir haben die Halterung jetzt umgebaut, sodass möglichst wenig Hebelkräfte wirken. Mal sehen.
Der Lümmelbeschlag ist daegegen ein richtiges Kinderspiel, denn den kann Papa an Land ferttig schweißen, und als ich den Mast wieder fest an dem Baum angebracht habe, ist die Shanty so gut wie neu!

Und so als wir fertig sind! Ein Hoch auf Papas Schweißkünste!

Immer noch haben wir keine wirkliche Lust, weiter zu fahren, und so verabschieden wir uns von Joel und Claudia, die mit der Fähre nach Madeira fahren, um dort weiter nach einer Mitfahrgelegenheit zu den Kanaren oder sogar schon bis in die Karibik zu suchen. Wir wünschen ihnen ganz viel Glück, es waren super schöne 10 Tage mit euch an Bord!

Die Beiden bei unserer Rollertour

 Wir verbringen die nächsten Tage zu gleichen Anteilen mit Wandern, (erfolglosem) Angeln und Surfen. An einem Tag fahren wir mit unseren dänischen und holländischen Schiffsnachbarn mit drei Schlauchbooten an eine mit Bojen markierte, etwa 1sm vom Hafen entfernt Stelle, an der ein Wrack liegt. Das Wasser ist hier 30m tief, und trotzdem kann man den Grund sehen! Ich habe noch nie so klares Wasser gesehen. Michael, ein Däne der von Beruf Mienentaucher ist, weiht uns in die Grundlagen des "Freediving" ein, also des Tauchens ohne Sauerstoff Flasche. Ich schaffe es bis auf 13m Tiefe herunter. Das Wrack ist mit der Brücke "nur" 15m tief unter Wasser, und so bin ich fast auf Höhe des Wracks. Es ist komplett atemberaubend, wie viele Fische sich diesen Ort als zuhause gesucht haben. Ein riesiger Schwarm Barracudas, alle zwischen 0,5 und 1m lang ist ganz Nahe, Malte sieht einen Thunfisch und wir sehen tausende kleinerer Fische, die teilweise in riesigen Schwärmen unterwegs sind. Ein tolles Erlebnis.

Das ist übrigens ein Barracuda. Wie die meisten Raubfische hat er große Augen, um seine Beute in der Dämmerung zu erkennen

An einem anderen Tag verewigen wir uns alle bei 3-5 Bier an der langen Hafenmole. Hier haben schon hunderte anderer Crews ihr Logo oder ihren Schiffsnamen hinterlassen. Die ältesten Malereien sind über 20 Jahre alt. Alles was älter ist, ist meistens so abgeblättert oder verblasst, dass auch immer neue Plätze frei werden und wir finden alle genug Platz für unsere Ideen. Ich male uns ein Logo, für das Malte mal die Idee hatte, und ich finde es richtig schick! Mal schauen, wo wir das noch so hinterlassen können.

So viele junge, nette Leute hier im Hafen. Dadurch, dass alles bei Ankunft schon mindestens 4 Tage auf See waren und dann einen Corona-Test machen mussten gibt es zur Zeit auf der Insel keinen einzigen Corona-Fall!





Das ist unserere Malerei, zwischen hunderten anderen, an der Mole von Porto Santo

 Gerade als wir uns entscheiden, am nächsten Tag weiter nach Madeira zu segeln, kommt abends eine aufgeregte Gretchen zu uns ans Schiff, von dem wunderhübschen holländischen Schiff "Black Moon". Niels und Gretchen haben eine ähnliche Route wie wir vor und Niels und Malte haben in den letzten Tagen häufig zusammen (erfolglos) geangelt. Aber jetzt hat Niels einen Barracuda gefangen, und weil er so groß ist, sind wir auch direk zum Abendessen eingeladen! Und Malte hat natürlich wieder Blut geleckt, wir müssen "leider" noch einen Tag bleiben, sodass auch Malte nochmal zu gleicher Tageszeit (Abenddämmerung) mit der gleichen Methode (schleppen eines Wobblers mit dem Dinghi bei 1-2kn) sein Glück versuchen kann. Denn der Barracuda ist wirklich lecker. Und, entgegen allen Erwartungen klappt es sogar! Diesmal sind wir also diejenigen, die einladen, und es gibt gebratenen Barracuda zum zweiten. Herrlich!

Derselbe Barracuda wie oben, eine Stunde später...

 Nun geht es aber wirklich weiter und nach herzlichen Verabschiedungen segeln wir los nach Madeira. Die meisten der anderen Segler wollen in den nächsten Tagen direkt zu den Kanaren, sodass wir uns hoffentlich dort wiedersehen!

Die 42sm bis nach Funchal auf Madeira motoren und segeln wir bei herrlichem Sonnenschein zu gleichen Teilen. Und das Angelglück hat Malte noch nicht verlassen: Am Nachmittag fängt er einen dicken Bonito, eine Art Mini-Thunfisch. Wobei Mini eigentlich quatsch ist, denn an so einem Fisch ist locker genug dran, um uns drei satt zu machen. Und schick ist er! 

Das ist ein Bonito. Er erinnert an eine Mischung aus Makrele und Thunfisch und hat rotes Fleisch, genau wie Letzterer

 Abends kommen wir im Hafen an und müssen im super schaukeligen Vorhafen erstmal den Anker schmeißen. Denn wie mir der Hafenmeister über Funk erklärt darf man nicht einlaufen, bevor die Polizei nicht den negativen Coronatest gecheckt hat und einem die Freigabe gibt. Das sollen wir am besten über email machen...Da uns alles klar ist, dass das dann wieder mindestens einen Tag dauert bleibe ich hartnäckig und nach ewigem Rumtelefonieren habe ich den richtigen Beamten in der Leitung, der uns nach 3min rumgeklicke am Computer die Freigabe gibt! Ha, geht doch! Im Hafen wird dann der herrliche Fisch zubereitet und es gibt ein richtiges kleines Festmahl. 

Madera empfängt uns Klischee-mäßig mit einer Blütenpracht, sogar an den Bäumen!

 Die nächsten Tage mieten wir uns dann einen kleinen Fiat Panda für sagenhafte 10€/Tag. Das ist günstiger als Bus fahren! Erstmal ist es sehr spannend, nach fast drei Monaten wieder Auto zu fahren. Aber zum Glück verlernt man so etwas anscheinend nicht und nach einigen Kilometern sind auch Steigungen von 32% und unfassbar schmale Straße sowie etliche Tunnel (fast) kein Problem mehr. So erkunden wir die nächsten 5 Tage die Insel, die nach Porto Santo unfassbar riesig und super grün wirkt. Wir steigen auf den Pico Ruivo, dem mit XX Metern höchsten Berg Portugals, erkunden einige Levadas (das sind die kleinen Wasserkanäle hier auf Madeira, die als Bewässerungssystem dienen und zum Teil über 500 Jahre alt sind), fühlen uns wie im tiefsten Dschungel (3m lange Farne, dichtes Grün und viele Wasserfälle inlklusive) und machen halsbrecherische Wanderungen an der Nordküste. Die Surfsspots sind hier leider viel zu voll, da sind wir aus Porto Santo verwöhnt. Zum Glück gibt es mehr als genug anderes zu entdecken. Wie grün Madeira ist, wird auf den folgenden Bildern vielleicht ein kleines bisschen klar.

Ein besonders magischer Wasserfall an der Levada de Rodrigez

Unter Malte verläuft der Levada in diesen Tunnel hinein. Der Tunnel war über einen Kilometer lang und echt schmal!


Malte läuft an einem Levada entlang, ein Eukalyptuswald an seiner Linken. So wie hier verlaufen die kleinen Wasserkanäle viele tausend Kilometer in den Bergen Madeiras. In den Levadas leben sogar kleine Bachforellen!

Unser Mietwagen und Papa. Könnte fast ein Werbebild sein

Auch eine spannende Wanderung, eine alte Küstenstraße im Norden der Insel entlang.

Wie im Dschungel sieht es in den Bergen Madeiras aus. Fehlen nur noch irgendwelche Flugsaurier, und schon wäre der Jurassic Park perfekt (auf dem Bild bin ich und kein Flugsaurier).

Nun sieht der Wind aber wieder günstig aus, und auch wenn wir nur einen kleinen Eindruck von der Schönheit Madeiras gewinnen konnten, entscheiden wir uns, weiter zu den Kanaren zu segeln.

Kommentare

  1. Ihr seid im Paradies! ☯

    Hier im Hamburger Corona-Schuldienst (Grüße an Jens), kommt man sich vor wie wie auf der Titanic ⛴ . Wir Mitarbeiter sind nun die Bordkapelle - das Salonorchester ...und spielen...und spielen... - ...wenn das Schiff am Sinken ist, muss man zusehen, dass man noch einen Platz im Rettungsboot bekommt..
    Bleibt also bitte weiter "negativ"!
    In diesem Sinne:
    Give no Chance to Corona and change the President!
    ☸ Herzliche Grüße aus der Hansestadt ☸

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