Karibik or not Karibik - Madeira bis Teneriffa

 

 

Natürlich hat sich nach dem letzten Post dann über Nacht noch eine Wetteränderung ergeben. Die Vorhersage wurde etwas hochgesetzt, sodass jetzt in Böen bis zu 35kn angesagt sind. Da wir alle Lust auf eine entspanntere Tour haben, entscheiden wir uns, dieses Windfenster abzuwarten und stattdessen in drei Tagen, wenn das Wetter sich wieder beruhigt hat, weiter zu segeln. Wir wechseln aber den Hafen und verbringen noch schöne, wenn auch etwas regnerische Tage in dem kleinen Dorf Calheta, das einen netten, ziemlich leeren Yachthafen hat. 

Ein Mahi Mahi, den Malte zwischen Madeira und den Kanaren aus dem Atlantik gefischt hat

 Mit dem abflauenden Wind wird auch das Wetter etwas schöner und so können wir nach drei Nächten in diesem Hafen dann endlichaufbrechen, zu den Kanaren! 350 Seemeilen liegen vor uns, wir planen drei Tage und zwei Nächte ein. Und der Törn beginnt hervorragend, halber Wind, Sonne und Wolken, und Malte fängt bereits nach wenigen Stunden einen kleinen Mahi Mahi! Dieser Fisch wird auch Goldmakrele oder Dorado genannt und hat einen seltsamen runden Kopf. Er schimmert in wunderschönen Farben, jedoch nur in den ersten Minuten, nachdem man ihn aus dem Wasser zieht. Sobald er an Deck liegt, wird er blass und verliert seine schillernden Farben. Malte macht uns herrliche Fisch-Nuggets, die wir mit Sojasauce verspeisen. Abends ziehen dann ein paar Schauer durch, die ordentlich Wind mit sich bringen. Auf Halbwindkurs können uns die Windböen jedoch zum Glück nicht allzuviel anhaben, wir sausen durchs Wasser, weiter richtung Süden. Die Nacht verläuft entspannt und am nächsten Tag ist der Wind weg. Macht nix, wir motoren bei herrlichem Sonnenschein in Badesachen. Malte fängt noch einen zweiten Mahi Mahi (den letzten haben wir natürlich schon aufgefuttert), und was für einen! Fast 9kg bringt er auf die Waage, über einen Meter ist er lang. Die gesamte Crew ist gefragt, um den Fisch über die Reling zu hieven, denn wir haben weder ein Gaff noch einen Kescher, der groß genug für so ein Exemplar ist. Ich versuche den muskulösen Fisch also an der Schwanzflosse festzuhalten, Papa hält den Kescher unter seinen Kopf und Malte hält die Angel so, dass wir das Tier mit vereinten Kräften ins Schiff manövrieren. Geschafft! Nach dem filetieren wird ein viertel des Fisches wieder zu Fisch-Nuggets verarbeitet. Die kann man so schön nebenbei essen!

Einmal Fischnuggets für alle bitte! Malte ist ein guter Fischer und ein noch besserer Koch.


Nachts kommt wieder Wind, und so können wir Tag drei dieses Törns wieder in aller Ruhe unter Segeln verbringen. Ab mittags sieht man die Inseln Lanzarote und La Graziosa in der Ferne und in den Hafen letzterer laufen wir gegen 17:00 Uhr ein. Die Anmeldung haben wir, etwas gestresst und auf den letzten Drücker, noch bei der Abfahrt aus Madeira erledigt. Auf den Kanaren sind nämlich viele Häfen staatlich. Auf einer Internetseite muss man sich für jeden Hafen mindestens drei Tage im voraus mitsamt Schiffspapieren, Versicherungsnummer und Reisepässen der Passagiere anmelden. Wenn man Glück hat bekommt man dann eine Antwort oder eine Bestätigung. Außerdem muss man sich in jedem Hafen über Funk (meist VHF Kanal 9) anmelden, sodass einem ein Mariniero (ein Mitarbeiter des Hafens) in Empfang nehmen und einen Platz zuweisen kann. Hier ist es undenkbar, dass man sich einfach irgendwo hin legt. Auf jeden Fall lernt man das entspannte Einchecken in den skandinavischen Häfen sehr zu schätzen. Mindestens eine halbe Stunde verbringe ich in jedem neuen Hafenbüdro, um alle Formalitäten zu erledigen!

La Graziosa ist eine Insel voller Steine und Sand, fazinierend und schön

Hier auf La Graziosa verläuft zum Glück alles reibungslos, denn es ist Sonntag, der Hafenmeister hat natürlich das Wochenende frei und ist nicht da und der Mariniero kann kaum Englisch und weist uns einfach einen Platz zu ohne groß zu fragen. Wir schenken unseren sehr dankbaren Schiffsnachbarn eines der Filetstücke (denn wir haben gemerkt dass es zu dritt schwierig ist, 5kg Fischfilet aufzuessen, auch wenn man einen Kühlschrank hat) und essen - natürlich - auch selber Fisch zum Abendessen. Sehr lecker, immer noch!

Malte checkt von den Felsen die Wellen aus.

 Am nächsten Tag gibt es ein Geburtstagsfrühstück: Papa wird 59 Jahre alt! Er bekommt von uns unter anderem eine Petroleum.-Lampe, denn wir haben keine mit und schön häufiger eine vermisst... immerhin wird es hier jeden Tag um 18:00 Uhr dunkel und wir sitzen häufig noch lange im Cockpit. Anschließend machen wir einen langen Insel-Erkundungsspaziergang. La Graziosa ist die kleinste unabhängige Insel der Kanaren und liegt leicht nordöstlich von Lanzarote. Hier gibt es keine asphaltierten Straßen, alle Häuser sind schneeweiß und der Bewuchs ist mehr als spärlich. Wir fühel uns wie in einem Film, als iwr die menschenleeren Straßen entlanglaufen. Auf der Nordseite der Insel findet Malte einen Surfspot und wir faszinierende Sandsteinformationen. Wie die anderen Inseln hier ist La Graziosa vulkanischen Ursprungs, sodass sich schwarzer und rötlicher Vulkanstein mit Sandstein und teilweise Korallenweißen Sandstränden abwechselt. Trotzder ihrer Kargheit ist die Insel faszinierend schön. Am Nachmittag kommt Wind auf und Malte und Ich können endlich mal wieder die Kitesurf-Sachen auspacken. So ein toller Tag!! Abends essen wir noch Pizza und lassen damit diesen schönen Geburtstag ausklingen. 

Geburtstag in T-Shirt und kurzer Hose: Das hatte Papa noch nie!

Im Süden der Insel gibt es schicke Felsformationen

Endlich wieder Kiten!!

Vor wunderschöner Kulisse. Im Hintergrund ist Lanzarote zu sehen. Wir sind komplett alleine auf dem Wasser.

Nach einem weiteren Tag auf der Insel, der mit kleinen Reparaturen und einer Surfsession seitens Malte ausgefüllt wird, geht es für uns weiter. Wir treffen uns mit der Crew der Ivalu vor der schönen Insel Lobos. diese gehört zu Fuerteventura und liegt an dessen Nordspitze. Eigentlich wollen wir in den kleinen Hafen von Corralejo. Dieser ist jedoch so schlecht organisiert, komplett überfüllt und so chaotisch, sodass man nicht einmal am Freitag Nachmittag einen Hafenmeister zu fassen bekommt. Der unfreundliche Mariniero macht uns aber klar, dass wir ohne den Hafenmeister keine Chance auf einen Platz haben und Montag wieder kommen sollen. Nagut, dass eben ankern. Ein guter Härtetest für unseren Anker, denn bei 10m Wassertiefe und 20-25kn haben wir noch nicht geankert. Dazu kommt in den nächsten Tagen ordentlich Windwelle aus Südost, der wir schutzlos ausgeliefert sind. Ziemlich ungemütlich! Die Insel Lobos ist aber richtig schön und wir haben die nächsten Tage Zeit, sowohl die höchste Erhebung als auch die Salzwiesen zu besuchen. 

Der Rundweg auf Lobos ist von Vulkanstein geprägt. Aber auch ein bisschen grün ist zu sehen!

Dort hinten ist die Südspitze von Lanzarote zu sehen!
 

Nach 3 Nächten Geschaukel haben wir dann aber genug. Wir fahren in einen der privaten Häfen auf den Kanaren und sind baff. Die Marina Rubicon liegt ganz im Süden von Lanzarote (Lanzarote hatten wir erstmal ausgelassen, um die Ivalu zu treffen, wollen die Insel aber jetzt doch noch erkunden). Hier ist alles gut organisiert, gut gepflegt und alle sind super freundlich. Die Preise sind mit knapp 20€ für unser Schiff auch noch im Rahmen, wenn auch deutlich teuer als die staatlichen Häfen. Da man dort aber meistens nicht einmal sanitäre Einrichtungen hat, sind wir mit dem Preis hier komplett zufrieden. Wir mieten uns für zwei Tage ein Auto und besuchen als erstes den Timonfaya Nationalpark. Man fühlt sich wie bei Jim Knopf, so bizarr ist die Landschaft. Erst im 18. Jahrhundert hatte hier die Erde noch gebrodelt, und die erkalteten Lavaflüsse sehen super faszinierend aus. Außerdem ist es hier in wenigen Metern Tiefe noch so heiß, dass über einem 10m tiefen Loch in dem Restaurant des Nationalparks Hühnerkeulen gegrillt werden! Nicht ganz so meins, aber trotzdem erstaunlich. 

Diese Röhren sind etwa 10m tief ins Gestein gebohrt. Schüttet man oben einen Eimer Wasser hinein kommt dieses 3 Sekunden später mit voll Karacho wieder herausgeschossen, so heiß ist das Gestein dort unten.

Ein alter Vulkankrater. Deutlich kann man die abgesprengte Spitze sehen

 Anschließend geht es weiter, zu den "Cueva de Los Verdes". Das sind Höhlen ganz im Norden der Insel, die durch erkaltende Lavaströme entstanden sind. Die offiziellen Höhlen darf man nur mit Guide besuchen, was 10€ pro Person kostet, sich aber richtig lohnt. Die Höhlen sind teilweise so schmal, dass man sich ganz klein bücken muss, teilweise öffnen sie sich zu riesigen Räumen, sodass man sich wie im inneren einer Kathedrale fühlt. Überall sieht man Lavagestein und durch die indirekte Beleuchtung in den Höhlen bekommt das Schauspiel ein magisches Flair. Unser Guide erzählt uns, dass die Höhle insgesamt 7km lang ist! Das Tageslicht erscheint uns auf jeden Fall blendend hell, als wir nach etwa einer Stunde wieder aus der Tiefe aufsteigen. 

Die Höhle von Innen

 Als wir anschließend mit dem Auto etwas weiter fahren, entdecken wir durch Zufall etwa 1,5km vom offiziellen Eingang entfernt, eine weitere Höhle, oder wahrscheinlich einen weiteren Eingang in dieselbe 7km lange Höhle. Besonders Papa ist total aufgeregt und so kommen wir am nächsten Tag mit Stirnlampen zurück. Und sind allesamt von den Socken. Zwar findet man hier auch Fußspuren imStaub, sonst ist die Höhle aber komplett leer. Keine Touris, keine Lampen, keine Wegmarkierungen. Wir stürzen uns ins Abenteuer und krabbeln wieder durch enge Gänge sowie weite Passagen. Super spannend und wunderschön. Da wir immer wieder einen Luftzug spüren, wissen wir, dass es noch einen Ausgang geben muss und verschwinden immer tiefer im Gestein. Nach einer halben Stunde finden wir ein Buch, in dass schon einige Menschen vor uns geschrieben haben. NAchdem wir uns verewigt haben verschwinden wir in einem kleinen Schlitz im Gestein, aus der deutlich der Luftzug zu spüren ist. Nach etwa 5m verbreitert sich der Schlitz und weiter geht es! An einigen Wänden sieht man richtig erkaltete Lavatropfen, die ein bisschen an Bauschaum erinnern. Einige Passagen sind bestimmt 20m hoch und ebenso breit. Trotz aller Schönheit fällt uns allen ein Stein vom Herzen also wir nach einer Stunde wieder Licht erblicken! Wir haben es geschafft. Später messen wir nach, dass wir über 1,2km unter der Erde zurückgelegt haben.

In der alten Stadt Teguise

 Auch Arrecife, also dei größte Stadt der Insel erkunden wir, aber bald haben wir wieder Lust, weiter zu kommen uns so geht es für uns über Nacht nach Las Palmas, Gran Canaria. Da hier in 2 Tagen die ARC startet, eine Rallye über den Atlantik, bei der normalerweise über 200, und dieses Jahr dank Corona immerhin 60 Schiffe teilnehmen, gibt es im Hafen keinen Platz und wir tuckern zum Ankerfeld. Und dort ist die Freude groß. Nicht nur die Ivalu liegt hier, auch Thomas mit seiner schicken gelben "Irmi" und unsere holländischen Freunde von der "Black Moon" liegen quasi einen Steinwurf entfernt. Und das ist nicht übertrieben, denn die Schiffe ankern hier wirklich super dicht an dicht. Zum Glück haben wir mittlwerweile etwas Vertrauen in unseren Anker!

 

Malte lernt Ukulele

Las Palmas ist eine ganz schöne Großstadt und wir nutzen die Tage hier hauptsächlich, um zu schnacken und Pläne auszutauschen.Wir sind nämlich etwas ratlos. Der Plan, in die Karibik zu segeln wird durch die strengen Einreisebedingungen dort sehr erschwer. Es gibt zwar einige Inseln, die eine sogenannte Travel-Bubble gegründet haben. Diese Inseln weisen alle eine sehr niedrige Covid-Rate auf und zwischen ihnen kann man relativ Problemlos reisen. Auch die Einreise ist einigermaßen entspannt, die Zeit auf dem Atlantik wird als Quarantäne-Zeit angerechnet und man braucht "nur" einen negativen PCR Test max 72h vor Ausreise aus den Kanaren. Hier muss man diesen Test natürlich selber zahlen, und er kostet über 100€ pro Person. Aber trotzdem, diese Einreisebestimmungen ließen sich für uns machen. Allerdings sind die ersten Länder schon wieder aus der Bubble ausgetreten, weil die Anzahl der Corona-Fälle wieder hochgegangen ist. Zu diesem Land gehört zum Beispiel Grenada. Um nur ein Beispiel zu nennen muss man bei Einreise in dieses Land zwei Corona-Tests machen, einen 72h vor Einreise und einen zweiten an Tag 5 . In dieser Zeit muss man in Quarantäne verbleiben und man muss beide Tests selber zahlen. Bei umgerechnet etwa 100€ pro Test pro Person kommt da einiges zusammen. Auch bei Einreise auf die Kap Verden muss man einen Test dort vor Ort machen und ihn selber zahlen. Dazu kommt, dass wir, selbst wenn wir von den Kap Verden in die Karibik fahren würden, etwa 3 Wochen auf See wären. Momentan ist die Situation so instabil, dass sich in diesen drei Wochen alles verändern kann. Von hier auf den Kanaren sind es sogar ca. 4 Wochen. Was, wenn dann die Travel-Bubble nicht mehr exisitiert? Da wir Low-Budget unterwegs sind können wir es uns nicht leisten, alls 2 Wochen neue Tests machen zu lassen. Dazu kommen Meldungen (diese ist von vorgestern), dass es zu horrenden Strafen bei Verstößen gegen die lokalen Gesetzen gekommen ist. So mussten Segler 20.000 Dollar Strafe zahlen, weil sie zu nah an die British Virgin Islands herangefahren sind. Diese sind momentan komplett für Segler gesperrt. Beim Kreuzen gegen den Wind sind die Segler wohl knapp über die Grenze gefahren (nicht verwunderlich, die Grenzen sind ja nur auf der Seekarte zu sehen und nicht im Wasser markiert) und wurden direkt hart bestraft. Da allerdings für jedes Land unterschiedliche Gesetze gelten, ist es unfassbar schwierig, immer auf dem neusten Stand zu sein.

Eine weitere Idee von uns, die von Martin und Rikki auf der "Ivalu" stammt, ist die Tour nach Gambia. Sie haben dieses Land in Westaftika schon vor 1,5 Jahren bereist und sind nun wieder dorthin unterwegs. Auch Thomas möchte nach Gambia. So hätten wir eine super sympathische Clique, der wir uns anschließen könnten. Aber auch dort muss man einen Corona-Test bei Einreise machen. Und der Weg zurück über die Azoren kann bei ungünstigen Windverhältnissen auch sehr anstrengend sein. 

Da wir nicht, wie so viele der Segler die wir hier kennen gelernt haben, "Open End" haben, sondern Ende Juli nächsten Jahres zurücksein müssen, haben wir auch immer den zeitlichen Aspekt im Hinterkopf. Lohnt sich die Karibik auch, wenn wir dort "nur" 2 Monate verbringen können? Denn die 3-4 Wochen Hinweg und vor allem der Weg zurück, sind für mich mit meiner Seekrankheit vor allem anstrengend, soviel habe ich mittlerweile gelernt. Lohnt sich die Karibik auch, wenn wir vielleicht nur eine oder zwei Inseln besuchen können, Corona-bedingt? Viele Fragen, die wir nun erstmal für uns beantworten müssen. Aber es gibt natürlich auch positives: Die Alternative zu alldem ist es, den Winter auf den Kanaren zu verbringen. Und es gefällt uns super gut hier, sodass wir alle drei auch damit kein Problem hätten.

Mal schauen was die nächsten Tage und Wochen bringen!



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