Afrika wir kommen! - Gran Canaria bis Teneriffa

In Las Palmas wären wir am liebsten noch länger geblieben. Es ist so nett, mit bekannten Gesichtern abends am Strand ein Bierchen nach dem anderen zu trinken, oder sich morgens mit dem Dinghi einen (sehr leckeren) Kaffee an Bord der "Ivalu" abzuholen. Außerdem gibt es hier ausnahmsweise mal einen Strand, an dem sogar ich mein Surfglück probieren kann. Sonst ist es aufgrund der Vulkannatur der Kanarischen Inseln häufig viel zu felsig und zu steinig. Bei meiner Neigung zu Rückenklatschern sind das dann keine gute Vorraussetzungen.

Surfen auf Gran Canaria. Zwar nur die schon gebrochenen Wellen, aber immerhin!

 

Die Strände sind super voll, Corona stört hier niemanden
 

Trotzdem bleiben wir nur zwei Nächte, denn ganz spontan haben Freunde von mir ihren Urlaub auf Teneriffa gebucht. Sie sind dort nur für fünf Tage, und wir wollen sie natürlich nicht verpassen. Also: Anker hoch (natürlich viel später als geplant, der morgendliche Kaffee in
klusive Schnack war einfach zu gut) und bei richtig gutem Segelwind geht es die 50 Seemeilen westwärts auf die nächste Insel, Teneriffa. Sie ist die Bevölkerungsreichste Insel der Kanaren. Und uns kam Las Palmas schon voll vor! Das Angel-Glück ist uns bei dieser Tour leider nicht hold, und auch Wale sehen wir keine (einige Tage vorher hatten unsere Bekannten Pauline und Kevin auf ihrer "Amorgos" kurz vor Teneriffa einen Pottwal direkt neben dem Schiff gesehen!) Dafür ist das Lichtermeer von Santa Cruz de Tenerife, der Hauptstadt von Teneriffa, wunderschön als wir gegen 21:00 Uhr in den Hafen einlaufen. Als Belohnung gehen wir Pizza essen (danke Oma Herta für Papas Geburtstagsgeld, er lädt uns nun schon zum zweiten Mal ein), und anschließend treffen wir Konstantin aka Tonti (mit ihm habe ich in Kiel zusammen studiert) und Katharina! Da hier coronabedingt alle Lokale um 23:00 Uhr schließen, laden wir die beiden auf ein Bier auf unserer "Shanty" ein. Wie immer werden aus einem Bier schnell vier und schließlich übernachten die beiden bei uns. Sehr praktisch, denn am nächsten Tag machen wir einen kleinen Ausflug in eine Bucht nördlich der Stadt. Es ist super einsam und schön, das Wasser mal wieder unfassbar klar. Malte hat sich in Las Palmas endlich eine Harpune gekauft (das will er eigentlich schon seit 2 Monaten) und versucht hier das erste Mal sein Glück. Leider sind keine größeren  Fische unterwegs und so schnorcheln wir alle einfach nur begeistert zwischen vielen kleinen bunten Fischen. 



Papa und Katha erkunden ein paar verlassene Häuser in einem verwunschenen Canyon

Die nächsten Tage erkunden wir die Insel mit einem Leihauto. Das ist einfach die einfachste, und mit so vielen Leuten auch mit Abstand die güsntigste Methode. Zwar sind auch die Busverbindungen auf der Insel nicht schlecht, aber selbst mit drei Personen ist es schnell teurer als der Leihwagen für etwa 30/Tag. Und Sprit ist hier auf den Kanaren super günstig, der Liter Benzin kostet unter einem Euro! An einem Tag machen wir also eine Wanderung im Süden der Insel. Ein richtiger Geheimtipp! In einem kleinen Dorf geht es los, nach einem Kilometer geht es in einen versteckten Tunneleingang, der einen weiteren Kilometer durchs Gestein reicht, Und auf der anderen Seite ist man dann in einer einsamen Schlucht, inmitten Felsformationen, natürlichen Höhlen, Kakteen und anderen faszinierenden Pflanzen, die wir noch nie geshen haben. Die Route haben wir aus einem "Lonely Planet"und sie liest sich ein bisschen wie eine Schnitzeljagd: "Nach fünf Minuten geht es an einer alten Lore vorbei, dann sollte rechts ein Wasserlauf auftauchen, über den man steigen muss" usw. Ich bin jedes Mal stolz, wenn die Route mit dem Übereinstimmt, was ich vor meiner Nase sehe, denn der Pfad ist schmal und häufig nicht gut auszumachen. Durch einen weiteren Tunnel geht es zu einer ireren Steilwand. Unter uns, etwa 150m tief liegt der Atlantik, und an der anderen Seite geht die Felswand weitere 100m hoch. Ein super schöner Ausblick. Dieser Pfad endet in der kleinen Stadt Los Gigantes, wo wir im Sonnenuntergang eine kleine Schwimmeinheit im Atlantik einlegen, bevor wir den Rückweg im Dunkeln antreten. Zum Glück sind diese letzten 6km auf einem gut angelegtem Pfad zu bewätigen, sodass wir im Mondschein nicht einmal unsere Taschenlampen brauchen. Schon wieder ein wunderbarer Tag!

Diese seltsamen Kakteen gibt es auf der Insel zu Hauf, mich erinnern sie an Unterwasser-Pflanzen

Nun müssen Tonti und Katha aber leider wieder arbeiten, und wir verabschieden die beiden am Flughafen. So schön, mal Leute aus Kiel auf dieser Tour zu treffen!

Die nächsten Tage ist das Wetter leider kaputt, es regnet! Wir nutzen die Zeit für viel liegen gebliebenes. Und als das Wetter wieder etwas aufklart, steht das nächste Treffen an: Hajo und Anni sind alte Freunde und Vereinskollegen von Oma Heike und Opa Peter. Sie kennen die "Shanty" schon länger als ich überhaupt auf der Welt bin! Und sie haben in dem kleinen Ort El Sauzal im Norden Teneriffas ein Haus, in das sie seit vielen Jahren vor dem nassen hamburger Winter fliehen. Die Beiden zeigen uns netterweise den Norden der Insel. Die Landschaft hier ist komplett anders als wir es bisher gesehen haben. Dadurch, dass es hier viel feuchter als im Süden der Insel ist, gibt es richtige Bäume, Farne, und wir fühlen uns an den Urwald auf Madeira erinnert. Schon wieder faszinierend, was die Kanaren so zu bieten haben. Anschließend laden uns Hajo und Anni noch für einen Snack zu sich ein. Sie haben eine wunderschöne Aussicht auf den Atlantik und sogar einen riesigen Avcadobaum, mit den dicksten Avocados, die ich je gesehen habe, im Garten!

Karibik oder ganz wo anders hin??

Mit ihnen reden wir auch viel über unsere Möglichkeiten in der momentanen Situation. Karibik? Gambia? Hier bleiben? Nach vielem hin und her, einigen Telefonaten und endlosen Gesprächen treffen wir dann endlich eine Entscheidung: Wir wollen nicht, dass unsere Reise hier schon am Scheitelpunkt ist, wir wollen uns aber auch nicht in die große Corona-unbekannte der Karibik mit vier Wochen auf See stürzen. Wir wollen weiter in den Süden, wir wollen Abenteuer und wir wollen nach Gambia!

Als diese Entscheidung nach so vielem hin und her endlich gefällt ist, fällt mir ein richtiger Stein vom Herzen. Ich kann dieses "in der Luft schweben" nicht so gut ab. Umso mehr freue ich mich, jetzt in windeseile zu planen: Brauchen wir eine Gelbfieberimpfung? Haben wir Malaria Medikamente? Wie sieht es aus mit Trinkwasser- und Dieselvorräten? Brauchen wir noch Weihnachtsgeschenke, die wir nur hier besorgen können? Wo kann man hier ausklarieren? Was sagt Wind und Wetter? Und wann planen unsere Freunde von  der "Irmi" und der "Ivalu" die etwa 10-tägige Überfahrt? So lange waren wir noch nie non-stop unterwegs und wir fühlen uns wohler bei dem Gedanken, wenigstens ungefähr zusammen loszusegeln.

Noch ein Bild der teilweise surrealen Landschaft hier auf Teneriffa

 Die nächsten Tage bestehen also aus Einkaufen, von A nach B eiern, Bunkern, und telefonieren. Ich impfe Papa gegen Grippe (die Impfung ist hier in der Apotheke für 14€ frei verkäuflich) und frage spaßeshalber mal nach der Gelbfieberimpfung. So einen Termin muss man in Deutschland häufig Wochen im voraus machen, sodass ich mir eigentlich keine Hoffung mache. Hier geht das im internationalen Impfzentrum aber super unkompliziert und wir alle drei bekommen einen Termin am übernächsten morgen. Auch der Termin an sich läuft extrem unkompliziert ab, und inklusive internationalem Stempel sind wir alle nach 30min gepiekst. Für 19,14€ pro Person! Die Impfung ist zwar keine Pflicht in Gambia, das Land ist aber Risikogebiet für Gelbfieber, und wir fühlen uns so einfach sicherer. Zu guter Letzt hält die Impfung ein Leben lang, sodass wir uns ab jetzt keine Sorgen mehr über diese sehr unangenehme Krankheit machen müssen.   

Die deutschen Gasflaschen können wir ebenfalls hier auf Teneriffa füllen, für einen Schnäppchenpreis von 18€ für alle drei Flaschen! Nagut, die dritte war auch erst halb leer. 

Die Südwindlage, die hier seit einigen Tagen besteht, neigt sich langsam dem Ende zu, der Nordost-Passat steht schon in den Startlöchern. Ab heute (Freitag) nachmittag sieht jeder einzelne Tag perfekt aus, um in den Süden zu segeln. Und so machen wir uns bereit für das nächste Abenteuer und unsere längste Zeit auf See! Wir planen zwischen 7 und 10 Tagen ein, haben Chips, Müsliriegel und Obst in Mengen eingekauft sowie 3kg Nudeln vorgekocht. Der Wind legt langsam zu, wir haben unsere letzten To Do's abgehakt. Und dann, am Freitag nachmittag, schmeißen wir die Leinen los. Tschüss Europa!

 

Die Crew ist aufgeregt aber bereit, jetzt geht es richtig los!

Kommentare

  1. ⚓ oh Mensch wie toll - das macht so großen Spaß zu lesen, wie es nun bei euch weitergeht. Ich schaue immer mal wieder rein, wo ihr gerade ⛵ schaukelt und auf welcher Position die Shanty sich befindet. Das dieses alte Schiff ☘ noch einmal so in die " Puschen " kommen darf. Großartig! Bald weht euch bestimmt der feine Sand der Sahara um die Ohren. ☛ Bleibt gesund ☕ mit warmherzigen Grüßen aus dem ⛄ ★ Norden ☁ ☂ ⛷
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    eine FROHE Adventszeit auf der Shanty!!

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