Gambia! - Banjul bis Lamin Lodge

 

  Angekommen!

Ankunft in Banjul. Da das örtliche Kraftwerk kaputt ist produziert momentan dieses "Power Ship" den Strom für die 30.000 Einwohner-Stadt
 

Nachdem der Anker hält und wir uns noch einige Tipps von Martin abgeholt haben (der war schon häufiger hier und kennt sich mit dem Einklarieren und den lokalen Behörden aus), wird das Dinghi aufgepumpt und wir tuckern an Land! Nach 7 kompletten Tagen auf der schwankenden SHANTY freuen wir uns riesig. Angelegt wird an einem Schwimmponton neben mehreren hübsch bemalten Pirogen, auf denen einige Fischer ihre Netze reparieren. Um auf die Pier zu kommen, müssen wir richtig klettern: Das ist zwar der Einzige der Ausleger-Pontons, der überhaupt noch mit der Pier verbunden ist, aber die Verbindung sieht sehr abenteuerlich aus und besteht eigentlich nur aus einem notdürftigen Flaschenzug, denn die Gangway ist etwas zu kurz geraten.

Ganz rechts im Bild ist die Gangway zu sehen, die mit einem Flaschenzug am Poller befestigt ist. Die Pirogen der Fischer liegen kreuz und quer und unser Dinghi lag mehr als einmal längsseits an einem dieser Fischerboote, wenn wir aus der Stadt wieder kamen

  Egal, wir sind zum Glück kaum eingerostet und fit im Klettern und bald stehen wir allemann an Land! Wir haben uns extra ein bisschen schick gemacht (heißt vor allem: lange Hose, denn Gambia ist ein überwiegend muslimisches Land!), darauf wird bei den Behörden hier wert gelegt. Am Ende Pier ist ein kleines Security-Häuschen, wo wir herzlich empfangen werden und uns direkt Tee angeboten wird. Die Männer machen nämlich gerade Tee-Pause, und allgmein sieht es nach eher entspannter Arbeit aus. Sie wollen unsere Pässe sehen und heißen uns herzlich in Gambia willkommen. Da Gambia anders als das benachbarte Senegal mal eine englische Kolonie war, ist englisch auch Amtssprache, und wir können uns super verständigen. Untereinander sprechen die Locals meist eine der lokalen sprachen, am häufigsten Mandinka oder Wolof, aber eigentlich kann jeder hier fließend Englisch, da auch in der Schule nur englisch gesprochen wird.

Vor der Ankunft habe ich noch schnell eine Gambia Gast-Flagge genäht. Die haben wir nämlich auf Teneriffa nicht bekommen, aber dafür die passenden Stoffe eigekauft. Man darf nicht zu nah rangehen, aber dann sieht sie echt schick aus!

 Nachdem wir unsere Pässe vorgezeigt haben, stellt sich uns Mohamed vor. Da die Arbeit mit den Behörden hier etwas schwieriger ist, bietet er an, und beim Einklarieren zu helfen. Wir nehmen dankend an, denn wir wurden durch mehrere Berichte schon vorgewarnt. Zu viert geht es nun also los, es ist Freitag nachmittag, und wir hoffen, wenigstens noch in der "Immigration" einklarieren zu können, um die Stempel in unseren Pässen zu bekommen. Der Weg zum Büro führt direkt am Industriehafen von Banjul vorbei. Vor allem Papa ist komplett sprachlos. Er war noch nie außerhalb Europas unterwegs, und was wir hier erleben ist wirklich mit nichts zu vergleichen, was er kennt. Etliche LKW's stehen am Straßenrand, fast alle verbeult, einigen fehlt ein Fenster, einem sogar die Windschutzscheibe, manchen fehlt ein Reifen, und doch fahren sie noch alle. Überall liegt Müll. Es ist heiß, um die 35°C, staubig, und zwischen den LKW's laufen Ziegen herum. 

Ein paar Ziegen und Müll unter einem alten LKW Auflieger. Es fällt auf, dass fast alle LKW und Autos ausrangierte und teils kaputte Autos aus Europa sind. Diese werden hier für unverhältnismäßig viel Geld weiter verkauft. So kostet ein normaler, gebrauchter Kleinwagen, der in Deutschland so nie durch den TÜV kommen würde häufig über 2500€.
 

Unser Ankerplatz und der Weg zum einklarieren. Es heißt, dass die Ankunft in Gambia direkt zum hässlichsten und schmutzigstem Ort führt, nämlich dem Hajen von Banjul. Schmutzig ist er schon, aber so spannend, dass und der hässliche Teil gar nicht aufgefallen ist

 Von überall wird man angestarrt, ein paar Kinder rufen "Toubab", was so viel wie "Weißer" bedeutet und laufen dann kichernd davon. Mohamed führt uns routiniert durchs Gewusel und passt auf, dass wir nicht überfahren werden. Im Hafenbereich müssen wir durch weitere Security hindurch und es macht sich mehr als bezahlt, dass Mohamed dabei ist. Er kennt hier alle und nach kurzen Diskussionen dürfen wir überall durch, auch wenn es erst so scheint als wäre hier Endstation. Wir kommen am Office an, an dem sich ein netter junger Mann gerade die Füße wäscht. Anschließend stellt er sich als Babou vor, er ist der Immigration Officer begleitet uns in sein "Büro". Es ist ein kleines Kabuff, nur durch einen Vorhang abgetrennt vom Nebenzimmer, in dem etwa 5 andere Locals zusammengedrängt Fußball schauen. Super freundlich bekommen wir nicht nur unsere Stempel für einen Monat, er gibt uns auch seine Telefonnummer, sodass wir unser Visum verlängern können, sollten wir gerade mitten im Nirgendwo unterwegs sein. Alle anderen Offices haben heute leider schon zu, sodass Mohamed uns zurück zum Hafen bringt und wir uns für den nächsten Tag verabreden. Unser erster Landgang war erfolgreich und aufregend und faszinierend. Völlig fertig fallen wir alle ins Bett.
 
Die SHANTY Crew und Mohamed. Da es Freitag ist hat er seine schicksten Klamotten an, denn Freitags ist hier der heilige Tag.

Am nächsten Tag geht das Gewusel weiter. Zunächst geht es zu Health Officer. Dieser kontrolliert unsere Gelbfieber-Impfung (diese ist zwar nicht Pflicht, aber ich habe schon von einem anderen Segler gehört, dass die Behörden das hier manchmal anders auslegen, und man dann etwas bezahlen muss wenn man keine hat), die zum Glück ab heute gültig ist! Dann fragt er uns nach unserem Corona Test. Es muss nämlich bei Einreise ein Corona-Test vorgelegt werden, der nicht älter als 72h ist. Wir erklären, dass das bei uns leider nicht möglich war, da wir ja vor 8 Tagen schon von Teneriffa aufgebrochen sind. Er stimmt uns da zu, aber sagt auch, dass wir dann wohl jetzt einen machen müssten... wir erzählen ihm, dass Martin das am Vortag schon mit dem Chef geklärt hatte (Martin hatte uns zum Glück schon vorgewarnt und dem Chef zur "Einigung" ein altes Tablet geschenkt...). Er meinte, das wisse er, und er hätte ja auch keine Lust auf den Test, vielleicht könnte man das Problem ja auch anders lösen. Dann schließt ein Anderer die Tür und wir werden ganz unverblümt gefragt, was wir denn anzubieten hätten, damit man sich diesen doofen Test sparen könnte. Für uns korrekte Deutsche so eine komische Situation! Nach ein wenig rumgefeilsche und flüstern mit Mohamed, der uns Tipps gibt, was ein angemessenes Bestechungsgeld ist, einigen wir uns auf 400 Dalasi, was etwa 8 Euro entspricht. Dafür trägt uns der Officer alle als "Covid-negativ" ein. Wir sind super froh, als die Tür wieder geöffnet wird, und wir raus dürfen!


Der Zollbeamte, der wohl auch gerne kleine "Geschenke" annimmt, ist bei uns anschließend ganz korrekt. Es ist zwar ein Ewiges hin und her (erst zum Hauptzollamt, dann zu einem anderen Gebäude am anderen Ende des Hafens um da ein Formular zweimal auszufüllen (ein Kopierer fehlt denen wohl noch), anschließend wieder zurück zum anderen Zollamt, wo der Officer das Formular misstrauisch beäugt). Dann geht es zu seinem Auto, denn er muss ja unser Schiff auch noch inspizieren! Allerdings erzählt er uns direkt, dass er gar keine Lust hat, sich in unser Dinghi zu setzen um das Schiff aus der Nähe zu betrachten. Ich bezweifle auch, dass das funktionieren würde, denn der Kerl wiegt etwa so viel wie wir anderen zusammen! Also wirft er zum Glück nur von der Pier ein paar Blicke auf die SHANTY und stellt ein paar Fragen zum Motor, bevor er seinen Stempel auf das Formular setzt. Yeah! Ohne Bestechung! Mit dem Formular müssen wir jetzt noch zur Port Authority, die macht aber leider erst wieder am Montag auf. Also verschieben wir diesen Weg und kaufen stattdessen SIM-Karten, um endlich wieder erreichbar zu sein! Wir sind erstaunt, so günstig ist das Internet hier nicht, die Preise sind vergleichbar mit Deutschland: 13 GB kosten umgerechnet 26€. Nachdem wir noch einiges an Euro in Dalasi gewechselt haben, laden wir Mohamed noch zum Essen ein. Ihm haben wir es zu verdanken, dass wir (fast) fertig sind mit dem Einklarieren, und vergleichsweise echt wenige Officers schmieren mussten. Er ist ein richtig netter Kerl und wir laden ihn für die nächsten Tage in die Lamin Lodge ein.

Am Samstag abend kommt Thomas mit seiner IRMI in Banjul an. Auch er hat die Überfahrt von den Kanarischen Inseln trotz der ungemütlichen Bedingungen hervorragend überstanden. Neben ihm sieht die SHANTY mal wieder recht klein aus...

Als wir zurück zum Schiff kommen, kommt Thomas mit der IRMI gerade an! Er hat genau einen Tag länger gebraucht als wie, und freut sich, genau wie wir, riesig auf das Wiedersehen. Im Cockpit der IRMI werden noch einige Ankommerbiere getrunken und Thomas über die wichtigsten Dinge beim Einklarieren aufgeklärt. Mit an Bord ist Sergio, ein netter Spanier, der per Anhalter um die Welt reist und nun seine erste Segeltour hinter sich hat! Mohamed hat sich netterweise bereit erklärt, auch Ihnen zu helfen. Allerdings erst am Montag, denn Sonntags haben die Büros hier zu. 

Der abenteuerliche Steg auf dem Weg zum "Hafen" in Lamin (damit gemeint ist der Strand mit den Fischerbooten links im Bild).
 Am nächsten Morgen lichten wir unseren Anker und fahren 5sm weiter in einen Nebenarm des Gambia River, zur Lamin Lodge. Hier kann man sehr viel ruhiger Ankern, die IVALU liegt hier ebenfalls. Wieder ein freudiges Wiedersehen,wir wollen hier die nächste Zeit verbringen und gemeinsam mit der IRMI und der IVALU Weihnachten feiern. Kaum ist der Anker unten werden wir auch schon von Gee auf seinem Stand Up Paddle Board begrüßt. Er ist ein super entspannter Local, der sich hier um die Schiffe kümmert und uns direkt anbietet, morgens frische Brötchen vorbei zu bringen (für umgerechnet nicht mal 2€). Außerdem  können wir bei ihm frisches Wasser in Kanistern aus dem Dorfbrunnen ordern falls wir welches brauchen. So einfach wie in Europa ist das alles hier nämlich nicht! Auf die Frage, ob man das Wasser trinken kann, antwortet er nur schmunzelnd, dass "die Segler das meist sehr gut vertragen, die Hotelgäste aber ab und zu Durchfall davon bekämen...". Oha, da sind wir aber gespannt.

Das ist die eigentliche Lamin Lodge. Die Gebäude der Communtiy befinden sich etwas weiter hinten in den Mangroven. Hier hilft Malte beim Austauschen des alten Wellblechs gegen neues. Wenn die Touristen wieder kommen soll hier alles schick sein!

Und der Ausblick auf die ankernden Schiffe. Die allermeisten liegen hier schon länger unbewohnt. Um ein paar kümmern sich die Jungs (wie zum Beispiel auch um Martins ARACANGA), ein paar Andere vergammeln leider. Bewohnt sind eigentlich nur noch 3-4 andere Schiffe außer der SHANTY, der IVALU und der IRMI, und die Bewohner wohnen dann auch schon seit mind. einem Jahr hier.

Bei unserem ersten Landgang an unserem neuen Ankerplatz sind wir wieder von der Freundlichkeit und Offenheit der Gambianer überwältigt. Alle begrüßen uns super herzlich, jeder stellt sich uns vor, jeder erkundigt sich, ob es uns gut geht und wir die Fahrt gut überstanden haben. Anfangs sind es einfach viel zu viele Namen, wir können eigentlich nur grinsen und nicken und immer mal wieder ein "Nice to meet you" herausbringen. Ich glaube, am ersten Tag merke ich mir von den 15-20 Namen ungefähr 2. Aber in den folgenden Tagen wird das immer einfacher, wir lernen die Jungs immer besser kennen, und erfahren viel über diesen Ort, dessen Existenz durch die Corona Krise Anfang des Jahres richtig doll bedroht war. Das erfahren wir von Maarten, einem Holländer, und Ed, einem Briten, die hier dank Corona seit fast einem Jahr mit ihren Schiffen festsitzen. Sie haben das beste daraus gemacht, und als die Touristen ausblieben und sämtliche Jungs um die Lamin Lodge arbeitslos wurden, diese Community hier gegründet. Maarten hat dazu eine Webseite gebastelt (http://laminharbour.weebly.com/). Hauptsächlich wird den Jungs hier durch spenden jeden Tag ein Mittagessen finanziert, welches sie zusammen hier zubereiten, dazu kommen Musik-Workshops und Fußball-Trainigssessions, sodass es immer etwas zu tun gibt, und dieser wunderschöne Ort auch ohne Touristen weiter leben kann. Wir unterstützen die Community hier mit einem 50kg-Sack Reis und sind anschließend herzlich eingeladen, Mittags mit zu essen. An einem Tag helfen Malte und ich dem Koch (der wechselt jeden Tag, jeder ist also mal dran mit kochen), und lernen, Red Banajin zuzubereiten. Es macht riesig Spaß und wird ein richtiges Festmahl. 

Step 1: Fisch putzen und gut waschen, Gemüse sortieren und waschen

Step 2: In einen alten Blumentopf kleingeschnittene Zwiebeln, Koblauch, Karotten, ganze Chilis, Brühe, Tomatenmark, Pfeffer und komische grüne Blüten füllen. Restliches Gemüse ganz grob klein schneiden und beiseite legen.

Step 3: Etwa 1L Fett in einen großen Topf füllen, diesen auf einer aus einer Autofelge bestehenden Feuerstelle erhitzen bis das Fett heiß ist. Dann die Fische (vorher mit Salz und Pfeffer bestreuen) dort drin frittieren

Step 4: Den Fisch aus dem Fett heben und beiseite stellen. Die Zwiebeln+Gewürze aus dem Blumentopf in das heiße Fett kippen und etwa 5min darin frittieren/braten. Anschließend etwa 5L Wasser hinzu und das restliche Gemüse hinein geben. Alles etwa 20min köcheln lassen

Step 5: Gemüse aus dem Sud abschöpfen und beiseite stellen. In den Sud etwa 3kg (oder mehr, schlecht einzuschätzen) Reis geben und unter mehrmaligem rühren garen. Zum Schluss Reis auf riesige Teller verteilen (einer für etwa 5-6 Personen), Gemüse und Fisch darauf anrichten -> fertig!

 Ansonsten kommen wir in den nächsten Tagen langsam in Afrika an. Wir lernen, dass 14:00 GMT "Gambian Maybe Time" ist, und auch mal 16:00 Uhr oder vielleicht auch 14:00 am folgenden Tag sein kann. Wir lernen die Namen von (den meisten) der Jungs hier und können jetzt beim Gruß Ritual mitmachen ("Heyyyy Anna how are you" - "Heyyyy Babou, I'm fine! And you?" - "Thank you, also fine. Did you sleep well"? und so weiter). Die Menschen sind wirklich unglaublich höflich, man wird überall auf einen Tee eingeladen, und wenn einer gerade ein paar Fische aus dem Fluss geholt und in den Kohlen der Feuerstelle geröstet hat, wird man natürlich auch dazu eingeladen. Die Leute haben so gut wie gar nichts, und teilen trotzdem all das Wenige, was sie besitzen. Unsere Tage hier sind super lehrreich und spannend. Wir besuchen das Dorf (in Lamin gibt es nur sehr rudimentäre Supermärkte, in denen man Softgetränke, Bier, Hygieneartikel und ein paar Konservendosen kaufen kann, dafür aber zahlreiche Stände an der Hauptstraße, an denen saisonales Obst und Gemüse, Schuhe, Kleidung, Elektronikartikel und alles was man sonst noch brauchen könnte, verkauft wird.).

Vor der Community Halle steht dieser Baobab Baum, auf dem sich schon viele Besucher verewigt haben. Im Sommer trägt er für ein paar Monate Blätter, momentan, im Winter, ist er so wie wir es aus Deutschland gewohnt sind, kahl.

Diese kleinen Affen, sog. Meerkatzen, bekommen sofort mit, wenn es irgendwo essen gibt. Dann muss man riesig aufpassen, mehr als einmal haben sie den Jungs ihren Zuckerbeutel geklaut. Hier sieht dieser ganz süß aus, aber die haben echt spitze lange Zähne!
 

An einem Tag besuchen Malte und ich das kleine Krankenhaus im Ort. Das Lamin Health Center wurde vor 6 Jahren von einer Holländerin gegründet und finanziert sich aus Spenden. Die staatlichen Krankenhäuser sind zwar für die Bevölkerung kostenlos, aber so schlecht ausgestattet dass die Behandlung meist auf ein paar Vitamintabletten beschränkt ist. Selbst die Allerärmsten ziehen deswegen ein privates Krankenhaus vor. Dafür legt häufig die ganze Familie zusammen. Und die Preise hier sind für unsere Verhältnisse wirklich unschlagbar: Eine Konsultation kostet umgerechnet 1,20€, eine Entbindung mit allem drum und dran etwa 4,50€. Und selbst dabei wird um den Preis gefeilscht.
Große Krankenhäuser gibt es in Gambia eigentlich nur in der Hauptstadt Banjul und in der größeren Stadt Serekunda. Dazu einige kleinere staatliche und private Zentren. Insgesamt gibt es in Gambia ganze 10 Intensivplätze, die aber laut der holländischen Ärztin längst nicht dem europäischen Standard entsprechen. Von ihr erfahren wir auch, dass Corona hier in Gambia aus unerfindlichen Gründen wirklich kaum eine Rolle spielt. Es gibt alle paar Tage mal einen positiven Fall (bei etwa 150 bis 300 durchgeführten Tests pro Tag) kaum einer trägt eine Maske (auch im Krankenhaus nicht) und die Leute führen ein normales Leben. Dafür ist, genau wie man es auch in den deutschen Medien lesen konnte, die Malaria-Situation in diesem Jahr katastrophal. Normalerweise gibt es ein Präventionsprogramm durch die Regierung (Verteilen von Mückennetzen und Mückenspray sowie Aufklärung zum Mückenschutz). Dieses ist allerdings durch die Corona Situation komplett weggefallen. Die nette Holländerin erzählt, dass statt den jährlichen ca. 15 Fällen, die im Health Center behandelt werden, dieses Jahr schon über 250 Fälle im Center angefallen sind. Verschlimmert wurde die Situation auch durch die extrem lange Regenzeit dieses Jahr, die eigentlich erst im November langsam aufgehört hat. Jetzt in der Trockenzeit gehen die Fälle langsam zurück, aber wir werden in Zukunft noch besser aufpassen. Das Fazit des Besuchs: Corona ist hier nicht das Problem, Malaria dafür umso stärker. Wir sind froh, als wir uns aus der Apotheke für einen sehr güsntigen Preis noch Malaria Stand-by-Medikation mitnehmen können. 

Außerdem erfahren wir, dass seit der Corona-Krise bei den Kindern die Unterernährung stark zugenommen hat. Das Krankenhaus screent jedes Kind, welches aufgrund irgendwelcher Beschwerden zur Konsultation kommt und hilft bei Zeichen für Unterernährung kostenlos mit Nahrungsergänzungsmitteln und allem Nötigen aus. das Ganze funktioniert spendenbasiert. Das Health Center hat eine ganz gute Website ((Webseite: laminhealthcenter.com) und viele richtig tolle Aktionen, bei denen das Geld genau dort hin kommt, wo es gebraucht wird. Nur zur Info für alle, die zu Weihnachten noch irgendwo etwas spenden wollen. Cool sind auch die Health Cards, Personengebundenen Guthabenkarten, bei denen der Besitzer einfach ins Krankenhaus kommen kann und seine Behandlung vom Guthaben bezahlt wird. So landet dieses Geld wirklich in der Gesundheit der Menschen hier und nicht in einem neuen Handy oder neuen Schuhen. Und die Holländer, die das Krankenhaus leiten, sind wirklich unfassbar nett. Es war super cool, so einen Einblick ins Gesundheitssystem zu bekommen und zum Beispiel auch über die Covid-Situation hier etwas mehr zu erfahren.

An einem anderen Tag machen wir einen Ausflug mit Martin, sowie einer netten Neuseeländischen Fmailie, die wir auch schon auf den Kanaren kennen gelernt haben. Wir paddeln einen ganz schmalen Seitenarm in die Mangroven hinein zu einem riesigen Baum, der innen hohl ist. Der Raum drinnen ist so groß, dass es sogar Bänke gibt! 

Dieser schmale Weg führt zu einem kleinen Strand, der frei von Mangroven ist, sodass man an Land kann. Vielen Dank an Rikki, dass Malte sich ihr Board ausleihen durfte!
An diesem kleinen Strand landen wir mit unseren zahlreichen schwimmenden Untersätzen an.

Der Baum ist riesig, und laut Locals 800 Jahre alt (keine Gewähr :D ) Außerdem ist er innen hohl und es gibt eine richtige kleine Sitzecke

Hinter den Mangroven ist das Land etwas offener, Martin erzählt, dass es hier in wenigen Wochen komplett sandig ist. Bis zur nächsten Regenzeit bleibt es hier trocken, dann wird wieder alles grün


 Die Tage hier vergehen wie im Flug und auf einmal steht Weihnachten vor der Tür. Wir machen schon morgens am Frühstückstisch Bescherung, denn den restlichen Tag ist am Land Programm und abends wollen wir alle zusammen Weihnachten feiern. Um den Jungs von der Community eine Freude zu machen, legen wir Segler zusammen und kaufen ihnen ein Lamm. Oder eher gesagt einen ausgewachsenen Hammel. Zu Festlichkeiten schlachtet hier nämlich jede Familie, die sich das leisten kann, einen Hammel. Die Freude ist dementsprechend groß, als das Tier am 24.12. plötzlich auf dem Platz herumläuft. Malte, Papa und ich sind beim Schlachten dabei, denn auch wenn ich in Deutschland kein Fleisch esse, finde ich es doch ganz gut zu wissen, wie genau so ein Tier auf den Teller kommt. Falls ich doch irgendwann mal wieder Fleisch anrühre. Die Schafe hier laufen übrigens nicht auf irgendwelchen Deichen rum, sondern leben neben den Menschen in den Städten und auf dem Land, mit viel Auslauf und häufig nicht einmal dauerhaft angeleint (ich habe keine Ahnung, wie die Leute es schaffen ihre Schafe und Ziegen nicht zu verlieren, die laufen wirklich kreuz und quer in den Dörfern herum...). Sie hatten also ein vergleichsweise schönes Leben, weshalb ich auch mit der Schlachtung ganz gut zurecht komme. Die Jungs hier machen das wirklich routiniert, und nach nicht einmal einer Stunde ist das komplette Tier gehäutet und in seine Einzelteile zerlegt. Es ist super interessant, das Ganze mit Abstand zu betrachten, aber selber Hand anlegen könnte ich niemals. Ich werde wohl bei meinem Vegetarierdasein bleiben, auch wenn ich am Abend ein kleines Stück Hammel probiere. Auf jeden Fall eine krasse Erfahrung!

Hier hängt der Hammel schon am Baum, Malte muss festhalten, damit gehäutet werden kann. Der obligatorische Joint ist natürlich immer im Mund bei den Jungs hier..

Wir Segler bekommen übrigens sehr lecker angerichtetes Huhn bzw. Fisch mit Kartoffeln und Gemüse. Es tut richtig gut, mal wieder etwas anderes als Reis zu essen! Früh am Abend gibt es traditionelle Musik mit Djembe (das ist diese runde Trommel) und Gesang, und es wird viel getanzt. Später schallt Reggae Musik mit gefühlten 130 Dezibel aus einer mit Thomas Generator angetriebenen Musikanlage und sorgt für ein unvergessliches Weihnachtsfest. Es wird super viel gelacht, getanzt und sowohl die Locals als auch wir Segler haben einen wunderschönen Abend. Weihnachten auf jeden Fall mal ganz anders!

Der Besitzer des einen Restaurants, den alle immer nur Dad nennen, hat sich super viel Mühe gegeben und total schick dekoriert

Das Outfit, dass wir Papa zu Weihnachten geschenkt haben, kommt bei Morti, dem Besitzer des anderen Restaurants und bei den anderen Locals super gut an!

Vor dem Essen gibt es eine spontane Musik-Session mit Gitarre und Trommeln. Es ist so ein schönes Fest, bei dem Christen, Muslime, Schwarze und Weiße Menschen als große Familie zusammen feiern

 Am nächsten Tag lädt dann noch die IVALU zum Lebkuchen Essen ein, und dann geht es auch schon weiter. Wir wollen aus diesem Idyll aufbrechen und zusammen mit der IRMI den Flusslauf erkunden. Bis Georgetown sind es einige Seemeilen, auf denen hoffentlich spannende Tiere, Pflanzen und nette Menschen auf uns warten. Wir sind super gespannt wie es in diesem bunten, fröhlichen Land weiter geht! Achso, das Wasser aus dem Dorfbrunnen haben wir übrigens alle sehr gut vertragen!

Sonnenuntergang an unserem Ankerplatz vor der Lamin Lodge. In den knapp zwei Wochen hier haben wir ab und zu so super schönes Licht gehabt.


Kommentare

  1. Europa hat die Uhr - Afrika hat die Zeit ;)

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    * * .+ * * .+ + * . * * : + + * .* +

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  2. Liebe Anne, das liest sich gut. Euch wünsche ich weiterhin eine gute Reise und bleibt gesund :-)
    Liebe Grüße
    Silke

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  3. Ich hoffe, Ihr seid prima ins neue Jahr gekommen! Ganz liebe Grüße!
    PS.: Ein Grund, warum Corona keine große Rolle in Afrika spielt, ist das durchschnittliche Lebensalter, das deutlich unter dem von Europa liegt und sicherlich auch die Wärme!

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    1. Sind wir, vielen Dank! Und liebe Grüße zurück!
      Und das mit der Lebenserwartung ist sicher ein ganz wichtiger Punkt. Die liegt hier in Gambia bei knapp 60 Jahren, da fängt das Alter der Risikogruppe ja gerade erst an.

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