Angriff der Portugiesischen Galeere! - Tarrafal (Sao Nicolao) bis Mindelo (Sao Vicente)

Kurzurlaub auf Santo Antao!







Nach einer Woche in dem hübschen Städtchen Tarrafal wollen wir diesen doch recht ungemütlichen Ankerplatz verlassen und in nordwestlicher Richtung weiter segeln. Die Insel Santa Luzia, die auf dem Weg im Naturschutzgebiet liegt, soll zwar wunderschön sein, aber kurz vor der Abfahrt hören wir noch die Geschichte von einem Seglerpärchen, welches über 100€ zahlen musste, weil sie vor dieser Insel geankert hatten. Die Kontrollen sind wohl im letzten halben Jahr extrem gestiegen und letztendlich entscheiden wir uns gegen einen Zwischenstopp. Die 100€ wollen wir nicht riskieren, außerdem lockt Mindelo mit dem ersten richtigen Hafen seit Anfang Dezember auf Teneriffa!

Weil Papa ihm bei einer Außenborder-Reparatur geholfen hat, lädt Chris uns auf eine Pizza in diesem Restaurant mit herrlicher Aussicht ein. Die SHANTY und Chris' HAKUNA liegen viel weiter rechts, außerhalb des Bildes, sodass wir jeden morgen 15min Dinghi fahren müssen um an den Strand zu gelangen.
 

Also geht es früh morgens um 7:00 Uhr anfangs noch unter Motor los. Schon nach etwa einer Seemeile sehen wir in kurzer Entfernung weiße Schaumkronen und wieder geht der Wind von einen Moment auf den anderen plötzlich an: Innerhalb von 5min steigen die Windgeschwindigkeiten auf unserer elektrischen Anzeige von 2 kn auf 25kn und mit einfach gerefftem Großsegel und Fock geht es auf einem strammen Amwindkurs mit ordentlich Geschwindigkeit los. Wir liegen ganz schön auf der Backe, aber da wir nur 45 Seemeilen vor uns haben genießen wir das rauhe Segeln ausnahmsweise in vollen Zügen. Wir fliegen mit 5-6kn über die Wellen, die Sonne scheint, und im Wüstenstaub-Nebel sehen wir mit etwas Fantasie die kleinen unbewohnten Inseln Ilheu Raso, Ilheu Branco und schließlich Santa Luzia vorbeiziehen. Der Wind dreht im Laufe des Tages etwas östlicher, sodass wir bald auf einen Halbwindkurs wechseln können und das Segeln richtig entspannt wird. Gegen Nachmittag können wir im Staub die Insel Sao Vicente erahnen, auf der die zweitgrößte Stadt der Kapverdischen Inseln liegt: Mindelo. Unser Ziel für den heutigen Tag. Am Nachmittag umrunden wir die nördliche Küste von Sao Vicente und laufen gegen 15:00 Uhr in die Marina Mindelo ein. Hier treffen wir Mike, den anderen polnischen Segler, wieder und machen direkt neben ihm fest. Es gibt natürlich ein Wiedersehens-Bier und wir tauschen uns über die letzte Woche aus, die wir uns nicht gesehen hatten und er gibt uns ein paar Tipps für die Stadt und die Marina (zum Beispiel wo es leckere Tunfisch-Sandwiches für umgerechnet 80ct gibt). 

Als wir in Mindelo ankommen ist "Kalima" angesagt. Wüstenstaub ist in der Luft und die  Sicht ist extrem eingeschränkt. Mit etwas Fantasie kann man hinter den Häusern die Bucht erkennen, in der auch der Hafen liegt. Mit noch mehr Fantasie auch die Berge auf der anderen Seite der Bucht, von der....  


 
...dieses Foto stammt! Es ist eine Woche später, bei sehr viel besserer Sicht, genau von der anderen Seite der Bucht aufgenommen (vom Monte Cara richtung Nordost, wer es auf der Karte nachschauen möchte). Man sieht die Stadt Mindelo, wie sie sich an die Küste schmiegt. Die Insel ist, wie die meisten der Kapverdischen Inseln, ganz schön trocken.

Wir genießen die Tatsache, dass wir nun an Land gehen können, und zwar unabhängig voneinander ohne das Dinghi zu benutzen, in vollen Zügen. Mehr als drei Monate hieß es meist: entweder alle gehen an Land oder keiner, denn wir haben nur ein Dinghi. Umso schöner fühlt sich jetzt diese Unabhängigkeit an! Die Marina liegt preislich etwa auf dem Niveau von Portugal, wir zahlen für die Shanty umgerechnet etwa 18€ pro Nacht. Strom und Wasser bezahlt man zusätzlich, wobei wir Dank unser Solarpanels und der täglich brutzelnden Sonne keinen Landstrom brauchen. Das Wasser kostet 2€/100L, was für die Kapverden auch in Ordnung ist. Wasser ist hier knapp, das meiste Wasser wird aus Meerwasser gewonnen, welches in großen Anlagen entsalzn wird. Insegesamt ist der Preis für uns mit drei Personen also in Ordnung. Die Marina hat keine großartige Mole, die vor Swell schützt, aber durch die große natürliche Bucht liegt man doch ziemlich ruhig (natürlich nicht zu vergleichen mit deutschen oder dänischen Häfen, aber mit den neuen Ruckdämpfern aus Teneriffa liegen wir gut).  

Der Sonnenuntergang von unserem Liegeplatz aus. Jeden Abend ein wundervolles Schauspiel

Mindelo gefällt uns richtig gut. Die Leute sind total freundlich (wie eigentlich überall bisher), es gibt endlich wieder eine richtige Auswahl an Obst und Gemüse auf dem Markt, die Stadt ist lebhaft, bunt und international. Wir machen eine kleine Wanderung zum Dorf Salamansa ganz im Norden der Insel, denn hier soll man gut Kitesurfen können. Anders als Santa Maria auf Sal ist es hier überhaupt nicht touristisch. Es gibt zwar eine kleine Kitestation, die wird aber von einem Local geführt und auch sonst sehen wir keine Touris. Heute ist zwar zu wenig Wind zum Kiten, aber wir wollen auf jeden Fall wiederkommen, wenn es wieder anfängt zu pusten (das bahnt sich am Ende der Windfinder-Vorhersage schon an). 

 

Die windlosen Tage verbringen wir statt auf dem Wasser vor allem im Wasser. Malte schießt uns leckere Stachelmakrelen und Delvi, unser Kapverdischer Freund schießt diesen sehr abenteuerlich aussehenden Fisch (der entgegen seinem Versprechen nicht so lecker war)

Wir nutzen den Platz an der Marina und die nächsten Tage um das Schiff mal wieder richtig mit Frischwasser zu spülen und das Salz und den Staub von den Oberflächen zu schrubben. Dafür gönnen wir uns fast 200L Frischwasser, und anschließend glänzt die SHANTY wieder! Außerdem reparieren wir endlich das Dinghi. Das kleine Schlauchboot hatte in Gambia, als wir einen besonders engen Teil des Flusses befahren hatten, einen kleinen Dorn abbekommen. Seitdem müssen wir die linke Kammer jeden Morgen aufpumpen. Da der Schlauchbootkleber mind. 24h trocknen muss und wir das Dinghi vor Anker jeden Tag benutzt haben, hat sich bisher noch keine gute Gelegenheit ergeben, um das Loch zu flicken. Nun hält es die Luft wieder wie am Anfang! Als weitere Projekt haben Malte und ich die Markierungen der Ankerkette erneuert und Papa hat unsere Ersatz-Selbststeueranlage repariert. Wir haben nämlich zwei Radsteuerungen dabei, um im Schadensfall einen schnellen Austausch zu ermöglichen. Auf dem Weg nach Sao Nicolau war uns (wie schon häufiger in Norwegen), der Splint in der Feststellvorrichtung gebrochen. Zum Glück konnten wir direkt unsere Ersatzanlage einbauen und nun hat Papa eben diesen Splint repariert, sodass beide Einheiten wieder einsatzbereit sind.

Früh um 8:00Uhr sind wir schon auf der Nachbarinsel Santo Antao. Die vollbeladenen Autos dürfen als erstes an Land

 Als an Bord wieder alles auf Vordermann gebracht ist, nehmen Malte und ich uns 3 Tage "Urlaub". Wir leben seit über 6 Monaten zu dritt auf einem Schiff, welches mit seinen 9,5m fast immer das Kleinste im Hafen ist und auch wenn es immer noch harmonisch bei uns zu geht, gönnen wir uns nun für zwei Nächte eine kleine Auszeit (Papa wird, zusammen mit Thomas, der mit seiner IRMI mittlerweile neben uns in der Marina liegt, im Anschluss das Gleiche tun) und mieten uns in ein Bed and Breakfast auf der Nachbarinsel Santo Antao ein. Diese Insel ist mit dem eigenen Schiff nicht so entspannt zu erkunden, da die einzigen beiden Ankerbuchten (Porto Novo und Tarrafal) sehr ungeschützt und mit schlechtem Ankergrund ausgestattet sind. Zum Glück fährt eine Fähre direkt von Mindelo, die einstündige Überfahrt kostet 8€ pro Person. Mit Rucksäcken ausgestattet stehen wir um 6:00 Uhr morgens am Terminal und düsen bald mit der aufgehenden Sonne und 12kn Speed aus der Bucht. Da könnte man ja glatt neidisch werden auf die Geschwindigkeit!

Unser Ziel: Das Paùl-Tal. Es zieht sich 8km und bis auf 1200m ins Landesinnere und ist der grünste Ort, den wir bisher auf den Kapverden gefunden haben. Malte und ich sind bis ganz oben auf den Bergkamm - und natürlich wieder zurück gewandert. Am nächsten Tag waren unsere Beine Wackelpudding.

 Mit dem Aluguer fahren wir auf die Ostseite der Insel in das Paúl-Tal. Es soll eines der schönsten Orte auf den Kap Verden sein und wir werden nicht enttäuscht! Palmen, Bananenbäume und endlose Zuckerrohr-Felder grüßen uns, als wir aus dem Sammeltaxi aussteigen. Es ist so grün! Unsere Unterkunft ist total schnuckelig, wir laufen an einm riesigem, intensiv duftendem Basilikum-Busch (so groß ist das Gewächs) vorbei durch die Eingangstür. Der Besitzer ist ein super freundlicher Italiener, der seit 10 Jahren hier wohnt und drei kleine Katzenbabys hat! Wir fühlen uns direkt wohl.
Da es erst 10:30 Uhr ist nutzen wir den Tag, um den Aufstieg zur "Cova" (das ist ein alter Vulkankrater am Ende des Tals, der sich auf über 1200m über dem Meer befindet), zu wagen. Die ersten 8km führt eine Kopfsteinpflaster-Straße den Berg hinauf. Wir wandern durch einige Dörfer mit hübschen, bunten Häusern, an freundlich grüßenden Menschen und an einem fantastisch grünen Tal entlang. Hier wird richtig Landwirtschaft betrieben! Mit dem wenigen Wasser, welches jetzt zur Trockenzeit durch das Tal fließt, werden viele Quadratkilometer Ackerfläche bewirtschaftet: Das Wasser wird durch Levadas, ähnlich wie auf Madeira, gerecht auf diese Fläche verteilt. Durch Weichen und Abzweigungen wird zu jeder Tageszeit ein anderer Bereich bewässert. So laufen wir am Hinweg an Wasserfällen vorbei, die auf dem Rückweg trocken sind. 


Nein, Malte pinkelt nicht in diesen kleinen Wasserkanal! Aber da es links und rechts 4m runter ging, war es so sicherer, um drüber zu balancieren. Das ist übrigens die gleiche Brücke wie vom ersten Bild, nur aus einer anderen Perspektive!

Der Weg zur "Cova", zum Krater, führt diese schöne Kopfsteinpflasterstraße entlang.

Überall sieht man diese Hütten, aus denen häufig Rauch aufsteigt. Hier wird das Zuckerrohr zu einer Art Rum verarbeitet, dem sogenannten Grogue

Zwischen Bananenbäumen lugt ein Wasserfall hervor! Auf dem Rückweg war er auf einmal ausgetrocknet

Blühende, toll duftende Bäume auf etwa 1000m Höhe. Wir sind über den Wolken, die vereinzelt in der Ferne über dem Atlantik zu sehen sind.
 

Nach 3h schweißtreibender Wanderung haben wir es dann endlich geschafft: Wir sind oben, am Rand des Kraters. Hier werden wir mit einem fantastischen Ausblick belohnt, auf den wir mit einem mitgebrachten Bier anstoßen! Herrlich! 

Das Paúl-Tal von oben! Ganz unten am Wasser ist unsere Unterkunft, von der wir losgelaufen sind.

Der erfolgreiche Aufstieg wird mit einem Bier gefeiert!

Der Krater an sich ist weniger beeindruckend, es ist allerdings erstaunlich ruhig. Ab und zu hört man eine Kuh laut muhen, ansonsten ist es komplett still.

Als wir den Rückweg antreten werden wir nach einigen Höhenmetern von einem freundlichen Bauern angeschnackt: Er will uns unbedingt sein angebautes Obst und Gemüse zeigen. Und so verbringen wir die nächste Stunde mit einem super freundlichen Kapverdianer, der uns seine Bananen, sein Zuckerrohr, seine Orangen-Zitronen (sehen aus wie Orangen, schmecken aber wie Zitronen), seine Karotten, seine Mini-Guaven, seine Kaffee-Sträucher, seine frische Minze, sein Maniok, sein Jams und seinen Bohnen zeigt, die er hier in aller Abgeschiedenheit (und bestimmt 200Höhenmeter von der nächsten Straße entfernt) anbaut. Er besteht darauf, dass wir sein Cachupa probieren (das Nationalgericht, ähnlich wie Erbsensuppe nur mit Bohnen und wirklich lecker), welches er nur aus selbstangebauten Zutaten gemacht hat. Es ist eine wunderschöne Erfahrung und ausgestattet mit einem halben Meter Zuckerrohr zum Knabbern geht es anschließend an die restlichen 9km zurück an die Küste. Fix und fertig fallen wir am Abend ins Bett. 

Auf dem Rückweg kommen wir an einigen dieser schicken, bestimmt etwas älteren, traditionellen Hütten vorbei

Bestimmt 1km von der nächsten Straße, den schmalen, steilen Pfad hinauf finden wir diesen Ort. Hier wohnt der nette Bauer zwischen Bananen, Zuckerrohr und vielen anderen Pflanzen

Er zeigt Malte stolz seinen Anbau: Zuerst die Kaffeebohnen, die im Hintergrund getrocknet werden.

Die Treppe, die auf das Dach führt, auf dem der Bauer seine Bohnen trocknet, sieht abenteuerlich aus. Unten laufen Hühner und Katzen herum und wir bekommen Bananen und andere Pflanzen gezeigt

"Guave pequino", kleine Guave nennt er diese, leckere Frucht

Nach einer Stunde und einem ausführlichen Rundgang sind wir entlassen und laufen durch den "Bananentunnel" zurück zum Wanderweg

Und zum Abschied gibt es eine Stange Zuckerrohr. Daran, dass es nach etwa 20min aufgefuttert war, merkt man, dass Malte hungrig war

 Am nächsten Tag fahren wir mit dem Aluguer ein bisschen an der Küste entlang, denn unsere Beine sind wie Wackelpudding von der gestrigen Wanderung. Die Insel ist echt schick, rechts das Meer und links immer wieder grüne Täler mit Palmen. Wir machen eine Rast im Örtchen Synagoga. Hier gibt es natürliche Pools, sodass man ein bisschen planschen kann. Am Rest der Küste ist das baden dank der steilen Felsküste so gut wie unmöglich, obwohl heute gar nicht so hohe Welle steht. 

 

Wir finden einen abenteuerlichen Platz zum Baden
 

Am letzten Tag machen wir noch eine kleinere Wanderung im Paúl Tal, bevor wir um 16:00 Uhr die Fähre zurück nach Sao Vicente und zur SHANTY nehmen. Es waren 3 wundervolle Tage und wir haben das grün richtig genossen. Das macht Lust auf die Azoren!

Aber zunächst ist die nächsten Tage wieder richtig viel Wind angesagt. Wir sind froh, dass wir sicher vertäut im Hafen liegen und nicht, wie letztes Mal, vor Sao Nicolau vor Anker liegen. Außerdem gibt es hier auf der Insel Strände, die sich gut zum Kitesurfen eignen. Also versüßen wir uns das warten auf das richtige Windfenster mit ordentlich Zeit auf dem Wasser. Da die meisten Wassersportler ihren Urlaub auf Sal buchen, sind die Spots hier herrlich leer. Während Papa mit Thomas den Trip nach Santo Antao macht, genießen wir die Zeit beim Surfen (und wir passen natürlich auf die Schiffe auf). 

Wieder an der Straße angekommen... von hier sind es "nur" noch 7km!

 An unserem ersten richtigen Kite-Tag in Salamansa (das ist der beste Spot hier auf der Insel, mit auflandigem, konstanten Wind und moderaten Wellen) sind wir sogar komplett alleine auf dem Wasser! Am Strand gehen ein paar Locals spazieren und es ist fast wie im Paradies. Leider nur für ca. eine Stunde, denn dann sehe ich Malte an Land fahren. Ich denke mir erstmal nichts dabei, vielleicht braucht er eine kleine Pause? Als er mir dann aber etwas hektisch zu winkt (was ich ohne Brille zum Glück trotzdem sehe, auch wenn ich erst denke, dass er ein paar Dehnübungen macht), werde ich skeptisch und kite ebenfalls in richtung Land. Zum Glück, denn als Malte meinen Kite gelandet habe, sehe ich das Problem: Er wurde von einer Portugiesischen Galeere erwischt! Und zwar nicht nur ein bisschen am Fuß oder Arm, leider ist sein kompletter Halt voller geschwollener Striemen, die typscherweise wie die Striemen von Peitschenhieben aussehen. Ohje! Portugisische Galeeren gehören zu den giftigsten Tieren im Meer, und auch wenn für einen gesunden, nicht allergischen Menschen keine Lebensgefahr besteht, so sind die Verbrennungen super schmerzhaft. Vor allem am Hals! Zum Glück helfen uns ein paar der Locals und wischen vorsichtig mit einem in Essig getränktem Tuch die Nesseln weg, die noch an seinem Hals kleben. Die Stelle am Hals ist wirklich ungünstig, denn dort sitzen viele Lymphknoten, in denen das Gift noch mehr Schmerzen verursacht. Sein gesamter Hals und NAcken sind in kürzester Zeit bretthart und verspannt. Ich kann leider nichts tun bis auf ein paar Recherchen im Internet, die besagen, dass man nichts tun kann außer warten. Nachetwa einer Stunde wird es endlich besser und noch eine Stunde später sind nur noch die Striemen zu sehen. Nach einer kleinen Stärkung geht Malte sogar noch einmal kurz aufs Wasser! Ein bisschen verrückt ist er schon, aber gerade nach so einem Erlebnis muss man vielleicht noch einmal raus, sodass man nicht beim nächsten Mal Angst hat.

Da war noch alles perfekt! Der ganze Strand nur für uns!

Maltes Hals einen Tag nach dem Quallen-Angriff. Nun jucken die Stellen wie verrückt!

 So richtig entspannt sind unsere nächsten Tageauf dem Wasser trotzdem nicht. Jedesmal wenn man rein fällt, guckt man leicht panisch um sich, ob man ein blaues Quallen-Segel entdeckt. Naja, vielleicht wird das mit der Zeit besser, denn die Quallen haben wir vorher auch schon ab und zu am Strand gesehen. Nur haben wir uns bisher nicht so richtig etwas dabei gedacht, denn "uns wird es schon nicht erwischen"... Es wird bestimmt wieder besser, aber gerade ist unsere Kite-Lust etwas gedämpft. 

Zum Glück gibt es noch viele andere Dinge zu tun! An einem Tag packen wir unsere Longboards aus und Fahren 5km die Straße richtung Sao Pedro entlang. Mit Böen von bis zu 40kn von hinten werden wir teilweise so schnell, dass wir vorsichtshalber abspringen! Es ist fast, als hätten unsere Longboards plötzlich einen Motor eingebaut. Als der gut ausgebaute Fahrradweg vorbei ist halten wir den Daumen raus und sitzen nach 5min bei einem Gemüsehändler und seinem kleinen Sohn im Auto, inmitten von Kartoffeln, Maniok und Zwiebelsäcken. In Sao Pedro wandern wir bis zum Leuchtturm, auf einem abenteuerlichen Weg, der in die steile Felswand gehauen wurde. Wir entdecken unterhalb des Leuchtturms eine richtige Höhle, in die durch einen unterirdischen Tunnel Wasser gespült wird! Leider sind die Wellen zu stark, sodass wir das Ganze nicht von unter Wasser erkunden können. 

 

Der Weg zum Leuchtturm am Kap bei Sao Pedro ist abenteuerlich...in Deutschland wäre so eine Route gesperrt. So ist es aber eine schöne, spannende Wanderung, auch wenn man sich in den 40kn Böen teilweise gut von der Kante entfernt halten muss
 

Ansonsten nutzen wir die Zeit, um der SHANTY den letzten Schliff zu geben, um sie wieder "Langfahrttauglich" zu machen. Malte näht am Kopf des Großsegels eine aufgegangene Naht, wir ziehen eine neue zweite Reffleine ein (die alte war etwas oll und an einer Stelle fast durchgescheuert), machen Einkaufslisten und wienern noch einmal das Unterwasserschiff soweit es geht. 

An einem Abend werden wir von der netten französischen Solo-Seglerin Eugenie eingeladen. Es gibt Fisch aus dem Backofen...lecker! Eugenie veröffentlicht bald ihr erstes Buch (über ihre Reise von einer mittlerweile überstandenen Krebserkrankung zur Entscheidung, alleine um die Welt zu segeln) und ist eine tolle Person, die uns hier in der Zeit auf den Kapverden zur Freundin geworden ist.

 Wir hoffen, dass sich jetzt demnächst, also Anfang/Mitte April ein größeres Windfenster ergibt, das wir nutzen können, um unseren Schlag zu den Azoren zu machen. Mittlerweile ziehen die Tiefdruckgebiete, die die Tour im Winter gefährlich machen, nämlich schon sehr nördlich, sodass die Azoren kaum Starkwind mehr abbekommen. Dadurch wird es für uns möglich, sicher in den Norden zu segeln. Wir haben alle Lust, diese neue, nördlichere, nassere, grünere Inselgruppe zu erkunden, wissen aber auch, dass es am wichtigsten ist, nicht voreilig loszufahren. Mindestens 1500 Seemeilen sind eine lange Strecke (wir planen 2-3 Wochen ein) sodass eine gute Planung extrem wichtig ist, vor allem bei einer so unkonventionellen Strecke. Wir wollen auf keinen Fall bei zu viel Wind lossegeln, denn auf unserem erwarteten Kurs segeln wir Am Wind. Dabei bekommt das Schiff ziemlich Schräglage, man segelt schräg gegen die Wellen an und die Belastungen sind höher als bei den normalen Langfahrt Kursen. Normalerweise segelt man nämlich auf Langfahrt, zum Beispiel wie auf dem Weg in die Karibik, mit dem Wind (vor dem Wind oder raumschots). Das ist für das Schiff, aber vor allem für die Crew etwas angenehmer, zum Beispiel weil das Schiff nicht schräg liegt und weil man die Welle nicht so stark merkt (diese kommt dann im besten Fall auch von hinten).
Trotzdem ist auch unser Vorhaben gut machbar, und wir haben schon zwei weitere Schiffe getroffen, die auch von hier zu den Azoren segeln wollen. Es ist eben nur etwas unkonventioneller und ungemütlicher. Und man braucht wirklich stabilen, moderaten Wind. Also haltet die Daumen gedrückt, dass sich bald ein passendes Zeitfenster ergibt (vielleicht schon Ende der Woche? Bisher sieht es ganz gut aus!)


Ein weiteres Bild von unserem Ausflug nach Santo Antao... wie es wohl auf den Azoren aussehen wird?

Kommentare

  1. Ihr Lieben,
    ich grüße euch!
    Was für ein spannender Erlebnisbericht! Habt ihr auch etwas von der kapverdischen traditionellen Musik mitbekommen? Mit einer riesen Bandbreite an Klängen..♫♪ ♪
    Materialien aus Eisen, Kunststoff, Glasflaschen und Büchsen dienen als Instrumente, ebenso wie Holz, Muscheln, getrocknete Kürbisse... Die wohl bei uns bekannteste Vertreterin der kapverdischen Musik ist die Grande Dame "Cesária Évora", von der ich ein großer Fan bin. Jens müsste Sie eigentlich kennen.

    Viel Spaß auf den Azoren, der Milch-Bauernhof Portugals..

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    1. Na klar hören wir hier die Kap Verdische Musik! Die gute Cesaria Evora ist hier allgegenwärtig, auf den Geldscheinen und auf Häuserwänden, aber auch andere Interpreten können wir fast mitsingen :D
      Liebe Grüße zurück!

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  2. Liebe Anne, da kommt beim Lesen ordentlich Fernweh auf... wir verfolgen euch mit großer Freude!
    Gode Wind ahoi,
    Martina&Jochen

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