12 Tage auf See! 45kn Böen inklusive - Mindelo (Kapverde) bis Santa Maria (Azoren)

Auf geht's, Kurs Nord!

 Wir haben es tatsächlich geschafft: Wir sind auf den Azoren angekommen! Nach 12,5 Tagen auf dem Atlantik tut es unfassbar gut, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Die Ankunft verlief trotz Covid ziemlich problemlos, wir haben am ersten Tag einen kostenlosen Corona-Test machen müssen und dürfen nun, 24h später, mit unserem negativen Ergebnis an Land.

Damit ihr einen Eindruck von unserem Segeltrip bekommt habe ich in diesen Blogeintrag einfach mal mein Logbuch hinein kopiert. Denn wenn ich jetzt schreiben sollte, wie die Überfahrt verlaufen ist, würde mir gar nicht so viel einfallen. Die Tage vergehen total schnell, obwohl (oder vielleicht gerade weil) man eigentlich gar nichts tut. Und so viel passiert meistens auch gar nicht. Es stimmt schon, was viele Langfahrt.Segler sagen: Der Tag scheint aus Schlafen, Essen, aufs Meer schauen, Segel verändern, aufs Meer schauen, Schlafen, aufs Meer schauen, Essen, Windsteuer verstellen, Essen und wieder Schlafen zu bestehen.
Aber wenn ich mir jetzt im nachhinein nochmal das Logbuch anschaue, ist dann doch einiges passiert. Also, hier ein kleiner Einblick in unsere letzten 2 Wochen!

Für all diejenigen, die ungern lesen und sich lieber von ein paar visuellen Eindrücken berieseln lassen wollen, hier der Link zu einem kleinen Video über unsere Überfahrt, welches Malte zusammen geschnitten hat: https://www.youtube.com/watch?v=Fv3PwsOJDww 

Leinen los!


Ab in den Dunst, den Harmattan, hier auch Kalima genannt. Meist, so wie auch dieses Mal, bringt er etwas östlichere Winde.


 1. April 
Wetter: morgens Sonne, später einige Wolken
Wir starten pünktlich wie geplant um 7:10 Uhr von Mindelo. Mit an Bord sind 200L Diesel (reicht für etwa 110h Motor bei 1800 rpm), 100L Frischwasser im Tank, 80L Frischwasser in Kanistern und 90L Trinkwasser in gekauften 5L Flaschen. Dazu viele Säfte, Soft-Drinks. Gestern waren Malte und Ich viel auf dem Markt und haben Kiloweise Obst und etwas Gemüse eingekauft, außerdem haben wir unsere Nudel- und Dosenvorräte aufgefüllt. Das Schiff ist bereit für diese Tour und wir sind es auch. In der Theorie jedenfalls. In der Praxis ist die Anspannung dann doch riesengroß, wir alle sind super nervös.
Eugenie und Thomas sind extra früh aufgestanden um uns nun zu verabschieden. (Von Eugenie kommen auch die schicken Bilder, sie hat eine total süße eigene kleine Website für alle Interessierten: http://l-art-itinerant-d-eugenie.com/). Schon im Hafen sind die Segel oben, dass Groß im zweiten Reff, am Anfang läuft der Motor noch mit, damit wir an dem Felsen in der Einfahrt der Bucht vorbeikommen. Anschließend Motor aus und hart an den Wind. Vor Porto Novo machen wir den ersten Schlag. Durch die Strömung und drehende Winde können wir nicht ganz so viel Höhe laufen wie gehofft, aber wir schaffen es mit dem nächsten Schlag an der Ecke von Sao Vicente und mit dem nächsten dann (mit etwas Motor Unterstützung) an Santo Antao vorbei. In Luv der Insel ist etwas weniger Wind , deshalb wird ausgerefft. Die nächsten zwei Stunden machen wir gut Fahrt am Wind. Gegen Abend machen wir das erste Reff rein, denn nun, mit etwas Abstand zu Insel, frischt der Wind wieder auf. Bei circa 20 Knoten machen wir gute fünf bis sechs Knoten Fahrt. Windsteuer steuert nach anfänglichen Problemen mit dem Einstellen wunderbar (der Trick war das Windblatt schräg zu stellen). Die Nacht ist relativ ereignislos. Abendessen das  von mir gestern vorgekochte vegetarische Gulasch mit Nudeln, die Malte tapfer bei der Welle gekocht hat.
Motor 3h
Etmal 115sm


2. April
Wetter: Viele Wolken
Den ganzen Tag über um die 20 Knoten aus Nordost. Wir fahren im ersten Reff und machen gut Strecke. Wir schaffen etwa Kurs 330 Grad. Uns allen macht die Welle etwas zu schaffen. Gespuckt hat zum Glück noch keiner. Viel aufs Wasser schauen und versuchen zu entspannen. Die Windsteuer funktioniert auf unserem Am Wind Kurs hervorragend. Seit gestern Nachmittag haben wir weder etwas an den Segeln noch an der Windsteuer verändert. Abendessen Gulasch kalt mit Brot, allen ist etwas übel. Auch diese Nacht ohne spannende Ereignisse. Keine Änderungen an Segeln oder Kurs.
Motor 0h
Etmal 130sm

Wieder ist ein Sonnenuntergang schöner als der Andere. Die Sonnenaufgänge bekommt immer nur der jeweilige Wachgänger zu sehen.


3. April 
Wetter: bewölkt den ganzen Tag.
Heute morgen lässt der Wind etwas nach. Deswegen wird ausgerefft. Bis mittags macht die Windsteuer gut mit, dann nimmt der Wind soweit ab, dass der Autopilot übernehmen muss. Den Nachmittag frisch der Wind immer wieder etwa auf 15 bis 20 Knoten auf, danach flaut es wieder ab auf etwa zehn Knoten. Zwischen Windsteuer und Autopilot wird gewechselt. Gegen Abend das erste Mal Delfine! Seekrankheit wird etwas besser . Abendessen letztes mal Gulasch. Nachts Wind plötzlich komplett weg. Was jetzt? Leichtwindzone eigentlich nicht vor Montag erwartet. Entscheiden uns, erstmal mit 1500-1800rpm zu Motoren (etwa 4kn Speed), und dann morgen ausführliche Wetterberichte von Martin und Thomas einzuholen und weitere Route zu entscheiden. Motor an um 23:00, aus um 23:45, an um 00:45, aus um 04:30. Zwischendurch etwa 5kn aus O sodass Segeln versucht wird. In den Morgenstunden dann etwa 5-8kn aus NNO, sodass wir zwar nur etwa 315° schaffen, aber dafür wieder etwas segeln können (mit etwa 2-3kn Speed). Wollen den Motor so wenig wie irgend geht benutzen da wir nur Sprit für 400-500sm haben. Jetzt liegen noch 1111sm vor uns. Erstmal Wetterberichte abwarten.
Motor 4,5h
Etmal: 100sm


4. April
Morgens endlich wieder Sonne, 6-9kn aus NNO, machen ca 3kn Geschwindigkeit auf 315°. Immerhin! Zum ersten Mal ist Wind und Wetter so entspannt, dass wir morgens Kaffee trinken und die Sonne genießen. Wettervorhersagen werden eingeholt, es sieht so aus als würde "schon" in 150-200sm der Westwind beginnen!
Mittags kleine Badeeinheit, wir hängen uns einfach hinten an die Badeleiter, bei 3kn Fahrt geht das gut. Das Wasser ist unfassbar blau. Einer hält Ausschau nach Portugiesischen Galeeren, denn davon haben wir die letzten Tage echt viele gesehen. Zum Glück erwischt uns beim Baden keine.
Den Tag und die Nacht bleibt der Wind unverändert und wir können Segeln, in den frühen Morgenstunden lässt der Wind schließlich nach. Motor an um 6:00uhr morgens
Etmal: 85sm
Motor: 0h

5. April
Aufwachen bei kompletter Flaute. Seit 6:00 motoren wir bei 1800rpm und ca. 4kn Fahrt. Der Atlantik sieht komplett unwirklich aus, spiegelglatte Wasser bei etwa 1,5-2m Welle aus NW. Hoch und runter geht es, zum Glück sind wir mittlerweile alle etwas seefester. Viele Portugisische Galeeren sind zu sehen. Ab Nachmittag eine ganz leichte brise aus NW, zu wenig um zu segeln, aber immerhin endlich W! Mittags mache ich Milchreis und abends koche ich Curry, lecker! Wir genießen das entspannte Wetter. Die Nacht motoren wir ohne Zwischenfälle durch. Wind immer noch NNW, 5kn, Mond geht erst um 4 Uhr auf und ist eine kleine Sichel, sonst sternenklar und natürlich stockdunkel.
Motor: 24h
Etmal: 530sm gesamt, Etmal 100sm

Ein Erlebnis, welches wir so noch nicht hatten. Komplette Windstille etwa 1000km vom nächsten Land entfernt. Auf Fotos ist es immer super schwer, die langen Wellen einzufangen. Zu diesem Zeitpunkt steht noch etwa 1,5m Swell!



6.April
Um 8:30Uhr Motor aus und Kurs 355° um endlich wieder zu segeln! Zwar nur mit etwa 3kn aber immerhin. Wind WNW 6-8kn, Sonne satt, Swell immer noch groß, 2-3m aus NW.
Malte macht Gemüseomelette zum Frühstück. Lecker! Thomas sagt ein Tief fürs Wochenende mit ordentlich Wind voraus, auf unseren Vorhersagen sieht es eher weiterhin schwachwindig aus. Mal schauen was kommt.
Im Laufe des Vormittags nimmt der Wind etwas zu auf 10-13kn aus W, wir machen gut Speed! Malte fängt zunächst einen kleinen Mahi Mahi, den er wieder rein wirft, anschließend aber pünktlich zum Abendessen einen größeren. Filetiert schmeckt er wunderbar zum Rest Curry!
Nachts nimmt der Wind wieder langsam ab, morgens um 6 sind noch etwa 4-6kn. Machen 'nur' noch ca. 2kn Fahrt, aber immerhin in die richtige Richtung!
Motor 2,5h (34h gesamt)
620sm gesamt, etmal 90sm

Malte fängt einen leckeren Mahi Mahi, den er gekonnt filetiert. Gar nicht so einfach, während das ganze Boot schaukelt und der etwas glitschige Fisch auf dem Filetierbrett hin und her schlittert!

 

Wenn das Wetter es zulässt, essen wir richtig lecker im Cockpit Abendbrot. Die Sonne geht etwa um 7:00 Uhr unter, wenig später geht es dann schon für 2/3 der Mannschaft ins Bett. Die erste Nachtschicht beginnt um 8:00 Uhr!



7. April
Da der Wind so gut wie weg ist (3-5kn aus W) machen wir nach unserem Morgenkaffee um 9:00 Uhr den Motor an (1800rpm). Rücksprache mit Oma über Windvorhersage, morgen Mittag sollten wir 3Bft aus SW erreichen wenn wir jetzt motoren. Vllt können wir dann Spi segeln! Wieder Sonne satt und warm, Swell etwas kleiner, 1,5-2m aus NW. Malte macht Pfannenbrot zum Frühstück. Um 11:00 Uhr Motor aus, da Wind 9-10kn aus WSW kommt, guter Halbwindkurs mit 4-5kn Geschwindigkeit. Mittags ziehen Malte und Papa die Genua ein und verstauen die Normalfock, da die nächsten Tage weiterhin sehr leichter Wind sein soll.
Am Nachmittag nimmt der Wind leider wieder ab, bei unter 2kn Geschwindigkeit geht der Motor um 17:00 wieder an wegen schlagenden Segeln (Wind 4-6kn aus SW, also schräg von hinten).
Motor aus 18:00, Wind jetzt 6-9kn aus W. Wohl ab Samstag Wind, So. und Mo. sogar um die 30kn, Mike und Martin haben uns Wetterupdates gegeben, die sich ganz gut mit unserer Vorhersage vom Garmin decken.
Motor an um 1:00Uhr bei 3-4kn W und unter 3kn Fahrt
Gesamt 715sm, Etmal 95sm
Motor (bis 7:00 morgens): 9h, Gesamt 43h

8.April
Morgens wieder spiegelglatte Wasser, diesmal richtig entspannt mit nur 0,5m Swell. Malte und Ich nehmen ein Morgenbad, sooo klares blaues Wasser, unter uns 5000m tief!! Kaum Vorstellbar. Unter unserem Rumpf schwimmen 3 kleine, schwarzweiß gestreifte Fische, die uns nun schon ein paar Tage begleiten. Das sind aber auch die einzigen Lebewesen die wir bei unserem kleinen Bad entdecken, der erhoffte Thunfisch, den Malte dann harpunieren wollte, lässt sich nicht blicken. Kurze Kontrolle der Tankanzeige: noch mehr als halb (man muss wissen, dass sich die Anzeige erst bewegt, wenn der Tank etwa halb leer ist... anstatt uns auf die Anzeige verlassen, zählen wir deshalb die Motorstunden. Eine Motorstunde entspricht bei einer Drehzahl von 1800rpm etwa 1,6L. Wir rechnen mit 1,8L um auf der sicheren Seite zu sein!) Tanken 40L aus Kanistern nach. Weiter unter Motor, kein Wind. Malte und ich gucken eine Serie, Papa hört Hörbuch. Nachmittags ein richtiger kleiner Regenschauer! Der erste seit Monaten! Anschließend wieder schön, allerdings etwas gruselige Wolkenbilder. Ich mache abends eins große Portion Curry. Wer weiß wie lange das Wetter noch so gut ist, dass man entspannt kochen kann. Die Nacht weiterhin windlos mit um die 4kn aus S, dafür aber Sternenklar. Der Motor macht Nachts für etwa 3h komische, leise, Rasselgeräusche, Temperatur ist aber gut, sodass wir der Ursache am Tag auf den Grund gehen wollen. Gegen 5:00 Uhr morgens sind die Geräusche weg..
Motor: 24h (bis 7:00), Gesamt 67h
Trip 810sm, etmal: 95sm 


Als wir morgens aufwachen ist es komplett windstill. Richtig unwirklich sieht es aus. Eignet sich aber hervorragend, um ein ausgiebiges Bad zu nehmen!

9. April
Seit 06:30 regnet es.
Um 8:00uhr macht malte den Motor aus, kleiner Segelversuch. Um 9:00 Motor wieder an, Wind wieder weg. Dafür kein Regen mehr, also wird das Schiff auf den erwarteten Starkwind der kommendem Tage vorbereitet. Am schlimmsten wird es wohl Sonntag/Montag mit Böen bis 40
(?! Hoffentlich nicht) Knoten. Wir wollen auf jeden Fall vorbereitet sein. Also Diesel nochmal 40L nachgefüllt, Wasser 40L nachgefüllt, Genua abgeschlagen und verstaut, Normalfock eingezogen, kleine Sturmfock ans Kutterstag angeschlagen. Notfock bereit gelegt. Um 10:30 Uhr wieder Motor aus, und mit ausgebäumter Fock geht es bei achterlichem Wind kurz gut voran. Wind sehr löchrig, nach 15min machen wir wieder nur 3kn Fahrt. Naja, der Wind kommt schon noch früh genug. Motor kontrolliert (was könnte die Geräusche gemacht haben?), sieht aber alles gut und fest aus, nur ein kleines bisschen Öl in der Bilge.Das ist aber wohl ok nach den ganzen Motorstunden.
So, Schiff fertig, immer noch kein Regen, erstmal nen Kaffee. Neue Wetterinfos eingeholt, So. Und Mo. soll es wohl immer noch am dollsten werden mit Böen bis 35kn. Wir haben nicht so Lust da drauf aber naja. Vllt sind wir ja schon Dienstag da dann immerhin.
Gegen 11:30 kommt auf einmal eine Regenwand aus SW. Schnell frischt es auf 25-30kn auf! Wir handeln zu spät und sind mit Groß und ausgebaumter Fock komplett übertakelt, machen teilweise 7,5kn vor dem Wind. Malte und ich machen uns ans Reffen, direkt das 2. Reff. Dabei rutscht ein Rutscher des Großsegels aus der Nut des Masts, da das Blech, welches dies normalerweise verhindert, etwas verbogen ist. Also Groß erstmal ganz weg und nur mit gereffter Fock weiter. Nach etwa 30 weiteren min flaut es auf 15kn ab. Wir fädeln den Rutscher wieder ein, ziehen das erste Reff ein und gehen wieder vor dem Wind. Noch eine halbe Stunde später flaut der Wind dann leider weiter ab und ist dann ganz weg.
Motor an 13:30
Wir hatten zwischendurch ordentlich Schiss, denn wenn jetzt schon 30kn sind, wie soll es denn erst am Wochenende werden? Letztendlich sind wir also etwas erleichtert, dass der Wind nur in der Wolkenfront steckte und nun wieder weg ist. Bei jetzt natürlich nerviger Welle aber dafür nun strahlend blauem Himmel geht es unter Motor weiter. Komisches Wetter...aber netter Nachmittag mit Podcast hören und entspannen (und die Ruhe vor dem Sturm abwarten?)
Motor aus 16:00 Uhr, als eine weitere dunkle Wolke etwas Wind bringt, über den wir uns diesmal freuen. Der Wind bleibt endlich mal etwas und im 1. Reff machen wir gute 5kn Fahrt (15-20kn aus S). Gegen 8 lässt der Wind dann doch nach, gerade als wir zur Sicherheit bei dem seltsamen Wetter für die Nacht das 2. Reff eingebunden hatten (diesmal ohne Zwischenfälle). Wir lassen es trotzdem drin, der Wind ist so komisch grade, wer weiß was die Nacht bringt. Außerdem machen wir immer noch über 3kn Fahrt, was anderes sind wir ja auch gar nicht gewohnt. Wind etwa 7-12kn aus SSW. Der Spaß ist dann um 20:30 auch schon wieder vorbei und der Motor muss wieder an, nur noch 1,8kn Fahrt bei 4-6kn aus S. Oh man. Da hätte uns auch das ungereffte Groß nichts mehr gebracht, es ist pupenflau. Motor aus um 23:00 Uhr, bei 8-10kn SW, an um 1:30, aus um 5:00 Uhr. Laut Vorhersage soll der Wind jetzt wohl bleiben und stärker werden. Um 5:00 machen wir gute 4,5kn bei 9-12kn aus SW. fahren mit 345° (Halbwindkurs) etwas westlicher als unser Ziel, um bei Starkwind besser vor dem Wind ablaufen zu können. Laut Vorhersage soll der Wind außerdem soll der Wind Mo. Über W auf NW am Dienstag Abend drehen.
Motor 12h (gesamt 79h)
Etmal: 100sm, 910sm gesamt


10. April
Morgens entspannter Wind, wir lassen das 2. Reff im Groß trotzdem drin. Es sind immer wieder Gewitterschauer mit starken Böen vorhergesagt und so fühlen wir uns sicherer. Die Schauer lassen zum Glück auf sich warten, dafür ist es den ganzen Tag ordentlich diesig. Morgens sehen Malte und ich einen Wal blasen und einen kleineren daneben(Vllt das Baby) sogar springen! Wind ist entspannt zu Segeln, vor allem steht so gut wie kein Swell. Etwa 12-18kn aus SW, wir machen gute 4kn Fahrt. Wir stellen die Windsteuer ein und ärgern uns mal wieder, dass es immer so zeitaufwändig ist, sie auf den richtigen Kurs einzustellen. Mir fällt ein, dass ich letztens beim rumstöbern im Anleitungs-Ordner einen Zettel gesehen habe, auf der eine Aries-Anleitung drauf war (Papa hat den wohl irgendwann mal ausgedruckt, ihn hineingelegt und dann vergessen). Dort stand, dass das Pendelgewicht immer in den Wind zeigen muss. Wir schauen nochmal nach und fragen auch Thomas, der die gleiche Anlage hat. Und tatsächlich, wir benutzen die Aries seit über einem halben Jahr falsch herum! Jetzt probieren wir es mal richtig herum und siehe da, die Anlage steuert deutlich kursstabiler! Aber faszinierend, dass es auch falsch herum verhältnismäßig gut geklappt hat.
Abends um 7:00 nehmen wir das Groß ganz weg und fahren nur noch mit ausgebaumter Fock. Denn die Vorhersage für heute Nacht ist noch einmal hoch gegangen und sagt nun bei windy bis 40kn in den Böen an...und die kommen auch! Gegen 00:00Uhr nimmt der Wind schlagartig zu. Ich reffe die kleine Fock, bis sie nicht mehr als ein kleiner Lappen ist, trotzdem machen wir immer noch zw. 5 und 6 kn, manchmal sogar 7kn vor dem Wind. Das Windmess zeigt bis 39kn an, wahrer Wind also knapp über 45kn! Es ist pechschwarz (kein Mond, bewölkt und deshalb nichtmal Sterne) und ganz schön gruselig! Vllt ganz gut, dass man die Welle nicht sieht, es wackelt ordentlich und der Wind pfeift. Keiner kann so wirklich schlafen, man wird im Bett hin und her geworfen. Trotzdem wir jetzt schon 11 Tage auf See sind bin ich ordentlich seekrank und froh über unseren Vomex-Vorrat. Aber die SHANTY liegt wunderbar auf Kurs, die Aries steuert hervorragend und eigentlich ist (bis auf das Geschaukel) alles gut. Noch einige Male steigt die Anzeige auf dem Windmess auf knapp 40kn, Malte sieht sogar ein paar Blitze in seiner Schicht, bis es in den frühen Morgenstunden langsam abflaut.
Etmal: 120sm, 1030sm gesamt.
Motor: 0h

Die letzten Tage können wir endlich wieder unser Ölzeug rausholen. Haben wir schon vermisst!

11. April
Morgens um 7:00Uhr zieht eine fette Regenwand vorüber, anschließend kommt aber schon wieder die Sonne raus! Die Gewitterzone haben wir wohl hinter uns! Der Wind flaut weiter ab und wir können die Fock wieder ausreffen. Schließlich sind nur noch etwa 10-14kn und wir überlegen, das Groß wieder auszupacken. Schließlich verwerfen wir den Gedanken aber wieder denn 1. Ist die Welle gigantisch (teilweise so hoch wie unsere Saling, also etwa 6m!) und total nervig von allen Seiten, sodass das Groß aller Wahrscheinlichkeit auf unserem Vor-dem-Wind-Kurs gar nicht vernünftig steht und 2. nimmt der Wind gegen 11:00 wieder etwas zu (15-18kn SW) sodass wie immerhin wieder über 4kn machen. Der Wind soll heute und morgen so bleiben und morgen Abend leider nochmal bis übermorgen früh auf 35kn Böen auffrischen um dann endgültig abzunehmen. Das schaffen wir auch noch! Der Rest des Tages verläuft ohne Zwischenfälle. Wir sehen unser zweites Schiff auf dieser Tour, einen Frachter der etwa 4sm vor uns kreuzt. Abends macht Malte Nudeln mit super leckerer Gemüsesauce. Er ist wirklich mittlerweile komplett immun gegen das Schaukeln, während Papa und ich weiterhin Vomex nehmen müssen. Sehr bewundernswert wie er in der schaukelnden Pantry ein leckeres Essen zaubert!
Nachts ziehen einige Gewitter (oder Wetterleuchten?) vorbei, was ganz schön gruselig in der immer noch mondlosen Nacht ist. Aber keines zieht direkt über uns, es bleibt sogar komplett trocken. In Papas Schicht fällt das Rad der Windsteueranlage ab (Kabelbinder durchgescheuert) und der Autopilot übernimmt, bis Papa das Ding mit neuen Kabelbindern befestigt hat. Als alles wieder fest ist werden wir um etwa 00:00 von einem Frachter (drittes Schiff auf dieser überfahrt) angefunkt, der Kurs und Geschwindigkeit von uns haben möchte, um seinen Kurs anzupassen, dass er ohne Probleme an uns vorbei kommt. Schließlich kreuzt er etwa 20min später unseren Weg 2sm vor uns. Der Rest der Nacht nimmt der Wind bis auf ca. 11-14kn ab, wir machen noch etwa 4kn Fahrt.
Etmal: 110sm (Gesamt: 1140sm)
Motor: 0h

Der alte Seebär trotz dem Seegang... naja einigermaßen jedenfalls


12. April
Wind hat wieder etwas aufgefrischt auf 15-21kn und wir machen gute Fahrt bei Sonnenschein. Zum Frühstück gibt es die Reste der Nudeln und nen Kaffee. Heute Nachmittag soll es nochmal ordentlich auffrischen um dann Nachts endgültig langsam abzuflauen. Die Welle ist mittlerweile ganz schön hoch, aber nicht mehr so steil wie am Anfang. Es fühlt sich eher so an, als würde die SHANTY kleine Berge erklimmen und beim herunterfahren des Wellenbergs beschleunigen wir manchmal bis auf 10kn! Leider ist unser mechanisches Log, also die Geschwindigkeitsanzeige, seit 2 Tagen kaputt, vllt hat sich etwas alte oder Seegras (davon gibt es hier viel) darin verfangen. So können wir die Geschwindigkeit nur über GPS ablesen. Mal schauen ob wir dies auf den Azoren beheben können.
Gegen 16:00 frischt es auf und dreht von SSW auf SW, wie vorhergesagt. Etwa 22kn Grundwind, mit Böen bis knapp über 30kn. Damit deutlich weniger als gestern Nacht und wir fliegen mit ungereffter Fock über die Wellen. Die ganze Nacht gibt es immer wieder Böen bis 40kn und die Wellen werfen die SHANTY hin und her. Knapp 4m hat die durchschnittliche Welle. Angenehm ist anders, keiner kann Schlafen. Die Nacht fühlt sich auf jeden Fall noch schlimmer an als die erste Nacht mit viel Wind, vielleicht weil die Welle unangenehmer steht. Aber immer hin machen wir Strecke.in den frühen Morgenstunden dreht der Wind auf W und wir fahren nun fast Halbwind, was das Schiff gut stabilisiert. So können wir etwas Schlaf nachholen.
Etmal: 130sm (1270sm gesamt)
Motor: 0h

Und ich bin von den Wellen nur mittelmäßig begeistert


13. April
Gegen 5:00Uhr muss ich das erste und einzige Mal auf dieser Überfahrt spucken, um 8:00 Uhr ziehen wir Groß im 2. Reff hoch. So machen wir gut Speed und sind wahrscheinlich heute Abend da!! Der Tag fühlt sich an wie der allerlängste bisher, so groß ist die Vorfreude. Leider ist die Welle immer noch ordentlich und so richtig gut geht's mir nicht. Etwa 15sm vor dem Hafen nehmen wir Funkkontakt auf. Der Hafenmeister schlägt vor, dass wir ja auf der Nordseite der Insel Ankern können über Nacht, denn nachts sei der Hafen geschlossen weil keine Covid-Tests stattfinden können! Nach einer fast verzweifelten Bitte, die Nacht vllt doch im Hafen zu verbringen, willigt er ein uns in Empfang zu nehmen, sollten wir es bis 21:00 Uhr schaffen. Noch 11sm, und es ist 19:00Uhr. Also, trotz 5Bft geht das Groß jetzt ganz hoch, ohne Reff. Mit 6kn rasen wir die letzten Meilen. Direkt im Vorhafen gehen die Segel runter und vorbildlich legen wir um 20:45 Uhr am uns zugewiesenen Platz an. Der Hafenmeister nimmt unsere Papiere entgegen und bittet uns nochmal eindringlich, das Schiff nicht zu verlassen, bis wir negativ getestet wurden. Kein Problem, wir sind im siebten Himmel: kein Geschaukel, komplette Ruhe und es riecht nach Gras und Schaf! Wir haben es geschafft!! Jetzt noch Ankommerbier, schnell Abendessen kochen und ab in die Koje.

Gesamt: 1327sm
Motor: 79h
Zeit: 12 Tage und 14h
Durchschnittsgeschwindigkeit: 4,4kn


Angekommen!!! Wir sind gespannt was uns Santa Maria zu bieten hat. Der erste Eindruck ist wunderschön! Eine Mischung aus Irland und Portugal, total grün!

Kommentare

  1. Das ist für mich echt amüsant - ich erkenne eure Plastikgeschirr (die blau-weiß karierten Teller) auf den Bildern wieder. Die müssten 30, oder sogar 40 Jahre alt sein!? Als ich in den 80iger Jahren mit Jens und der ⛵ Jolle unterwegs war... gab es die schon! ☺...Ich musste immer den Abwasch machen.. ;)
    Viele Grüße!
    ><((((°>

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