193km Wandern auf den Dreiecksinseln - Pico bis Horta

 

 

Teilweise steht auf dem Atlantik richtig swell. Gut für solche Fotos und fürs Surfen, schlecht fürs Segeln. Gut, dass der Hafen so geschützt ist. Malte hat es übrigens irgendwie geschafft, nicht nass zu werden bei diesem Bild!

 In den nächsten 5 Tagen erkunden wir unsere zweite Azoren-Insel: Pico. Leider sind Miet-Autos auf dieser Insel deutlich teurer (35€/Tag vs. 20€/Tag auf Santa Maria), sodass wir zunächst versuchen, ohne Auto zu erkunden. Nachdem wir auf Santa Maria sehr gute Tramp-Erfahrungen gemacht hatten (direkt das dritte Auto hatte uns mitgenommen), versuchten wir auch hier unser Glück. Aber vergebens. Zwei volle Stunden hielten wir unsere Daumen raus. Einige Fahrer erbarmten sich und lächelten wenigstes, während sie den Kopf schüttelten, die meisten sahen einfach weg. Naja, dann eben ein ausgiebiger Spaziergang. Vorbei an schnuckeligen Kälbern, Kühen mit riesigen Eutern, endlosen Wildblumen und grünen Wiesen. Vom knalligen Grün hier können wir echt nicht genug bekommen. 

Eine kleine Babykuh. Die Kälber tun einem etwas leid, sie werden schon früh von den Müttern getrennt und stehen meist separat auf Kälberwiesen. Immerhin haben sie viel Platz und einen schönen Ausblick.

Wir überlegen lange, den Pico, der auch der höchste Berg Portugals ist, zu besteigen. Da wir in unserer knappen Woche auf der Insel jedoch nur zweimal kurz den Gipfel zwischen den Wolken erblicken können und die Besteigung außerdem 25€/Person kostet, entschieden wir uns letztendlich dagegen. Zu teuer und zu ungewiss, dass wir bei dem momentan sehr wechselhaften Wetter nur durch zahlreiche Wolken- und Regenschichten stapfen würden, ohne nennenswerten Ausblick.

Dieses Bild ist zwar auf Sao Jorge entstanden, dafür kann man aber ausnahmsweise mal den Pico in voller Größe bestaunen. Man sieht aber auch an diesem Sonnentag deutlich, wo die Wolkendecke normalerweise hängt. Malte hat sich auf jeden Fall einen schicken Platz für seinen Schluck aus der Bier-Pulle gesucht!

Da es hier pro Insel nur einen Yachthafen gibt, ist es ohne Auto echt schwierig, mehr als nur den 5km Umkreis des Hafens zu erkunden. Und da wir nach 3 Tagen Umkreis-Erkunden einen besseren Eindruck von dieser Vulkaninsel bekommen wollen, mieten wir uns schließlich doch für einen Tag ein Auto. Natürlich ist es auch an diesem Tag wechselhaft und ab einer Höhe von 700m fahren wir in den Wolken. Deshalb geht es erstmal an die Nordküste, an der faszinierende Lavastein-Formationen für ein unwirkliches Bild sorgen. Wir haben die Longboards dabei und können die asphaltierten Straßen (sind hier überall sehr gut in Schuss, was aber bei der mickrigen Anzahl an Autos auch kein Wunder ist) so richtig entspannt entlang cruisen! Malte kann sein neues Surfskate (ein besonderes Longoard mit speziellen, weichen Achsen, die das Fahrgefühl ähnlich dem beim Surfen simulieren sollen), welches er zu Weihnachten bekommen hatte, endlich mal richtig ausprobieren. In Gambia gab es nur Sandstraßen und auf den Cap Verden waren die Bedingungen aufgrund der schlechten Straßen auch eher schlecht als recht. 

Anne beim Longboarden auf Pico im Vordergrund, die Insel Faial im Hintergrund

 

 Anschließend geht es dann doch noch in die Mitte der Insel, auf 800m Höhe. Die Landschaft ist richtig unwirklich, grün und glatt und voller Moos. Die  Hügel sehen aus wie bei den Teletubbies! Wir haben Glück und die Wolken lichten sich für etwa eine Stunde, sodass wir freien Blick auf die umliegenden Gipfel der Hügelkette haben, die sich vom Pico im Westen bis in den Osten der Insel zieht. Wir wollen den Moment nutzen, um einen kleinen Aufstieg zu wagen. Doch kaum als wir aus dem Auto ausgestiegen sind, kommt die nächste dicke Wolke und bald liegt die Sichtweite wieder bei unter 50m, sodass wir, mit durch das feuchte Gras pitschnassen Schuhen, nach 20min wieder im Auto sitzen. Naja, man muss es ja auch nicht übertreiben mit dem Erkunden.

Mit der Drohne checken wir die nahen Gipfel aus: Die beiden Seen vorne sehen so verlockend aus, dass wir von der Straße (ungefähr am unteren Bildrand gelegen) die letzten 50 Höhenmeter zu ihnen aufsteigen wollen...


Aber die Wolkenlücke schließt sich so schnell wieder, dass wir es kaum bis zum Rand des Kraters schaffen!

Der Abstieg findet im Zwielicht statt. Zum Glück haben wir uns den 500m kurzen Weg zum Auto gut gemerkt!

 Mit dem Fazit, dass Pico schön ist, uns Santa Maria aber deutlich besser gefallen hat (übersichtlichere Größe, abwechslungsreichere Landschaft und natürlich bessere Surfspots), geht es anschließend weiter. Unser nächste Hafen soll Velas auf der Insel Sao Jorge sein. Nach einem unkomplizierten Checkout schmeißen wir morgens die Leinen los. Angesagt war wunderschönes Sonnenwetter, wir tuckern jedoch bei Niesel aus dem engen Fahrwasser des Hafens. Immerhin kommt der Wind aus Südwest und wir können zunächst Segeln. Unseren Plan, nah an der Küste zu fahren, um auch mal anzuhalten und von den schroffen Klippen zu springen, vergessen wir direkt wieder, denn das Wetter ist wirklich nicht einladend. Aber wie so häufig ändert sich das Wetter dann total plötzlich, als wir um die Ostspitze der Insel herumsegeln. Es scheint, als würden sämtliche Regenwolken von den Bergen Picos gestoppt werden, und auf der Nordseite der Insel ist herrliches Sonnenwetter! Leider schläft hier, in Lee der Insel, auch der Wind ein, aber bei spiegelglattem Wasser und Sonne motort es sich sehr gut. Nur die Wale wollen sich heute nicht so recht blicken lassen. 

Bildhübsche Wasserfälle an der Südseite von Sao Jorge. Hier sieht man auch, dass die Insel die letzten Höhenmeter bis zum Atlantik steil abfällt, die Landwirtschaft findet weiter oben ihren Platz

 Als wir Sao Jorge immer näher kommen, nimmt auch der Wind immer mehr zu, denn langsam motoren wir aus der Abdeckung von Pico heraus. Der Südwest-Wind bedeutet, dass wir den Wind nun von gegenan bekommen, denn an der steilen Küste von Sao Jorge wird er umgelenkt. Naja, wir haben genug Sprit und ackern uns die letzten zwei Stunden dieses Törns bei steiler Welle gegen 25kn gegenan. Entsprechend froh sind wir, als wir gegen 19:00 Uhr in den Schutz der großen Mole bei Velas tuckern. Schlagartig ist die Welle weg, und auch der Wind ist erträglich. Wir machen neben einer super schicken Colin Archer fest und lernen direkt die nette holländische Familie kennen, die damit unterwegs ist. Johan und Ingrid geben uns gute Tipps, sodass die Erkundung dieser dritten Azoreninsel direkt am nächsten Morgen losgehen kann.

 

Velas: Hauptstadt des Käses! Die Bewohner sind auf jedenfall sehr stolz auf ihren Käse. Können sie auch - er schmeckt hervorragend!

Direkt in der Stadt Velas gibt es diesen faszinierenden Steinbogen. Malte ist darauf so klein, dass man zweimal hingucken muss, um ihn zu entdecken. Im Hintergrund mal wieder der Pico - natürlich auch bei eigentlich schönstem Wetter in Wolken, wie kann es anders sein (der Aufstieg würde auf der Westseite stattfinden, also dort, wo auch auf diesem Bild die Wolken kleben!)
 

Auch hier leihen wir uns wieder ein Auto, denn die Insel ist zwar nicht breit, dafür aber endlos lang, sodass man ohne Auto schon wieder aufgeschmissen wäre. Und wir verlieben und direkt am ersten Tag: Wir machen eine Wanderung zur Faja de Santo Christo. Die Küste von Sao Jorge fällt rundherum total steil ab, teilsweise sind die Klippen über 200m hoch. Es gibt jedoch viele sogenannte Fajas. Das sind vorgelagerte, flache Land-"Plattformen", nur kurz über Meereshöhe, die durch abgebrochene Klippen oder Lavaströme entstanden sind, und auf denen meist, je nach Größe der Fajas, kleine oder mittelgroße Dörfer erbaut wurden. Anders als oben auf der Insel hatten die Menschen hier früher direkten Zugang zum Atlantik, was für Fischerei und Handel mit den umliegenden Inseln wichtig war. Die Faja do Santo Christo ist durch eine große, integrierte Lagune, besonders schön. Was aber noch viel besser ist, ist die perfekte Welle die hier an den meisten Tagen bricht. Leider führt keine Straße zu dieser Faja, nur ein Wanderweg. Die Menschen, die hier wohnen, haben alle Quads, mit denen sie die Strecke schnell bewältigen. Wir machen die wunderschöne 5km Wanderung zu Fuß und mit unseren Surfboards unter den Armen. Und wir werden nicht enttäuscht. Für mich als blutige Anfängerin ist der Spot viel zu doll, die Wellen hoch und steil, der Utnergrund steinig und felsig. Trotzdem traue ich mich wenigstens eine Weile mit meinem Bord ins Wasser und schaffe es sogar, zwei Wellen (eine auf dem Bauch und eine sogar mit Aufstehen) abzureiten! Und die sind zwischen 1,5 und 2m, also deutlich größer als das, was ich bisher gewohnt bin. Sehr stolz und fix und fertig geht es abends die 5km zurück zum Auto.


Die Faja do Santo Christo von oben. Deutlich sieht man die Landzunge, die vor den steilen Felswänden einen optimalen Ort zum Leben schafft. An dem Riff brechen außerdem hervorragende Wellen.


 

Erst die Arbeit, dann das Vergnügen! Die Straße ist leider zu schlecht für normale Autos, sodass wir die 5km bis zum Surfspot laufen.

Statt den Weg unten am Wasser kann man auch von oben zur Faja de Santo Christo gelangen, wie an diesem Tag. Das sind dann 5km bergab, 800 Höhenmeter. Insgesamt laufen wir die Strecke etwa 6 mal :D
 

Auch auf den Azoren gibt es überall kleine Eidecksen. Diese hier habe ich mit dem Tele erwischt, als ich Malte beim Surfen fotographieren wollte. Der Frechdachs hat sich an der Orangenschale versucht!

 

Natürlich habe ich nicht nur Echsenfotos gemacht, sondern konnte auch ein paar gute Wellen von Malte knipsen.
 

Mein Geburtstag steht an und ich werde morgens mit Pfannkuchen und frischen Obst aus dem Bett geholt. Malte und Papa schenken mir ein neues Handy (das ist dringend nötig, nachdem mir die Ladebuchse von meinem alten Samsung durch eingedrungenes Salzwasser durchgeschmolzen ist), von Papa bekomme ich noch eine schicke, gewebte Tasche aus der Faja dos Vimes, die bekannt für ihren selbst angebauten Kaffee (sehr lecker!) und das Kunsthandwerk ist. Von Malte bekomme ich neben guten Kopfhörern ein Abonemment für Ultimate Guitar, sodass ich endlich wieder mehr Ukulele spielen kann! Ich habe eine tolle Crew!
Wir machen eine (etwas übertrieben lange) Wanderung und besteigen bei schönstem Wetter den höchsten Gipfel von Sao Jorge. Und wir sind 4h und fast 20km später sehr froh, dann doch wieder beim Auto angekommen zu sein. Abends gehen wir das erste Mal seit den Kapverden wieder essen und lassen es uns mit lokalem Käse und köstlichem Wein richtig gut gehen. Schade, dass man nur einmal im Jahr Geburtstag hat!

Das Wandern ist der Anne Lust! Tatsächlich macht Wandern hier auf den Azoren echt Spaß. Die Wege sind meist gut ausgebaut und die Ausblicke einzigartig. Der Pico ist von Sao Jorge echt gut zu sehen, auch hier entdeckt man ihn links im Bild

Diese Bergkette laufen wir entlang. 10km in eine Richtung, und dann natürlich noch die ganze Strecke wieder zurück...

Oben angekommen auf dem Pico do Esperanza, dem höchsten Gipfel der Insel! 1053m sind wir hier über dem Meer. Und die Laune ist sichtbar gut!

Die nächste Woche behalten wir das Auto, denn die Insel ist wirklich wunderschön und abwechslungsreich, vor allem jetzt, wo das Wetter mitspielt. Wir erkunden mehrere Wasserfälle, baden in Ihnen, machen faszinierende Wanderungen an den steilen Küsten von Faja zu Faja und Malte kann endlich wieder ausgiebig surfen. Wir essen und kaufen viel Käse, denn dafür ist Sao Jorge bekannt. Überall stehen hier glücklich aussehnde Kühe auf den Weiden, die einen einzigartigen Ausblick auf den Pico haben, sollte der sich ausnahmsweise mal durch die Wolken zeigen. Der Käse schmeckt hier wirklich hervorragend, und direkt von der Käserei ist er sogar erschwinglich. An einem Abend genießen wir den Sonnenuntergang am West-Ende der Insel in der Nähe eines alten, verlassenen Leuchtturms. Hier fallen die Klippen besonders steil ab und wir haben einen wunderbaren Ausblick auf den Pico, der zwischen den Wolken hindurchlugt und Faial. Fast 200m unter uns fliegen die Möwen und klatschen die Wellen gegen die schroffen Felsen. Es ist mal wieder traumhaft schön. Kurz bevor die Sonne die Chance hat, hinter dem Horizont zu versinken, taucht sie dann doch, wie so oft, hinter eine wie aus dem nichts auftauchende Wolkendecke ab. Naja!

Die Westspitze der Insel. Mit der Drohne hat man einen herrlichen Ausblick über die lange, schmale Insel. Wir befinden uns an dem Leuchtturm.


Komplett senkrecht geht es hier herunter. Nach diesem Foto ging es schnell wieder ein paar Meter in Richtung Landesinnere!

Im Hafen lernen wir viele unfassbar nette Segler kennen und am Ende verbringen wir jeden Abend auf einem anderen Schiff. Die Seglergemeinschaft ist wirklich einzigartig. Man trifft sich auf dem Ponton, schnackt kurz, lädt spontan auf ein Bier ein oder wird eingeladen und schon sitzen 2-4 Crews in irgendeinem Cockpit und schnacken. Jeder ist interessiert, und jede Tour wird wertgeschätzt, sei es unser Trip nach Gambia, die "typische" Atlantikrunde über die Karibik oder der 52 Tage Trip von einem älteren franzäsischen Seglerpaar, die nonstop von Chile zu den Azoren gesegelt sind. Schwerwettergeschichten, Tipps, Tricks und schöne Erfahrungen werden ausgetauscht, Häfen werden verglichen und Pläne für weitere Touren geschmiedet. Es ist komplett egal, ob man 15, 27 oder 75 Jahre alt ist, jeder hat was zu erzählen und jeder wird herzlich aufgenommen. Diese Art von Gemeinschaft ist wirklich etwas besonderes.

In der Faja do Vimes wird Kaffee angebaut. Wir schauen uns an, wie dieser wächst (so sehen die Bohnen vor der Ernte aus) und dann weiter verarbeitet wird und trinken einen leckeren Espresso direkt an der Plantage


Ab gehts in kalte Wasser! Wir erkunden sämtliche zugänglichen Wasserfälle. Am schönsten sind die, die nirgendwo eingezeichnet sind...

...so wie dieser hier. Wir folgen einem Fluss ein paar hundert Meter ins Landesinnere und weden mit einem herrlichen Wasserfall belohnt.

 

Und wie immer macht es diese Gemeinschaft nicht leicht, weiter zu ziehen. Aber es warten noch mehr Inseln darauf, von uns erobert zu werden und so ziehen wir nach etwa 10 Tagen auf Sao Jorge weiter zum bekanntesten Hafen der Azoren: Horta auf der Insel Faial.

Unsere Route im Azorendreieck. Die Azoren bestehen aus 9 Inseln, die ganz schön weit verteilt sind. Die drei Inseln Faial, Pico und Sao Jore sind jedoch nah beieinander und bilden fast ein Dreieck. Das Beste jedoch ist: Es gibt keinen einzigen Covid-Fall auf diesen Inseln!

 Dieser Hafen ist für die meisten der Atlantiküberquerer die erste Anlaufstelle. Wir suchen uns einen Tag mit, moderatem Nordwind und haben eine total schöne Segeltour, vor dem Wind und bei Sonnenschein. Erst im Vorhafen von Faial geht der Motor an und die Segel herunter und wir tuckern zum Rezeptionssteg. Dort kommt uns ein aufgebrachter Hafenmeister entgegen: Wir sollen sofort umdrehen und gefälligst im Vorhafen ankern, so wie alle anderen auch! Dann müssten wir einen Corona-Test machen und dann dürften wir irgendwann an Land. Wir bleiben entspannt und können ihn schließlich davon überzeugen, dass wir nicht gerade aus der Karibik kommen, uns nun schon fast einen Monat auf den Azoren aufhalten und sämtliche Tests bereits hinter uns haben. Das beruhigt ihn soweit, dass wir längsseits an den Rezeptionssteg gehen dürfen und mal wieder einen super entspannten Checkin über uns ergehen lassen dürfen. Alles Daten sind wie immer im System:: "Ship SHANTY?" "Yes" "You are the Skipper and your name is Anne?" "Yes" "Still the same Crew? Jan and Jens?" "Yes" "Ok. Oh, as your ship is only 9,5m, we have a free berth for you in the harbour". Was nicht selbstverständlich ist. Denn die meisten Schiffe hier sind zwischen 40 und 50 Fuß lang, also zwischen 12 und 15m. Für diese Schiffe gibt es hier keine freien Plätze, sie müssen in Päckchen an der langen Hafenmole liegen oder vor Anker im Vorhafen. Zwar auch eingermaßen geschützt, wir sind aber trotzdem sehr froh, dass wir einen richtigen Platz in einer Box haben.

 

Auf dem höchsten Punkt von Faial. Man kann rechts im Bild die große Kaimauer des Hafens erkennen. Der Pico ist mal wieder imposant zu sehen. Und rechts sieht man den Ostzipfel von Sao Jorge.
 

Horta ist DER Hafen auf den Azoren. Günstig gelegen und gegen fast alle Winde einiggermaßen geschützt, landet fast jeder Segler hier, der den Atlantik von West nach Ost oder von Süden nach Norden durchsegelt. Durch den großen Vorhafen gibt es ordentlich Platz zum Ankern für alle und auch der Hafen an sich ist, jedenfalls für Azoren-Maßstab, groß und hat einige Liegeplätze. Das beeindruckendste sind jedoch die bemalten Hafenmolen. Wirklich jeder Quadratmeter des blanken Betons ist bemalt. Jedes Schiff, welches hier vorbeikommt, verewigt sich an den Wänden. Wir sehen tausende Schiffsnamen, detaillierte Zeichnungen, künstlerische Bilder, schicke Skizzen, unzählige Crew-Namen und sogar eine in Epoxy eingegossene Vereinsflagge auf der einen Mole! Die ältesten Bilder sind aus den achtzigern, und manche sogar noch richtig intakt! Da hätten die Segler mal die Marke der Farbe mit hinschreiben sollen, das wäre gute Werbung gewesen! Natürlich verewigen auch wir uns hier. Wir haben Glück, die Standplätze der Mülleimer haben eine neue Betonmauer bekommen und so müssen wir kein altes Bild übermalen, sondern bekommen noch einen Platz auf dieser jungfräulichen Mauer.

Dieses Mal hat sich Papa an den QR-Code gesetzt! Und er funktioniert wieder einwandfrei!

Auch hier leihen wir wieder ein Auto und los geht die Inselerkundung. Leider ist das Wetter momentan eher wechselhaft, trotzdem ergattern wir genug Regenpausen, dass wir ordentlich was von der Insel sehen. Wir checken den Surfspot im Nordwesten aus (leider momentan keine Welle), machen eine Wanderung an dem einzigen Levada der Insel (Levadas: das waren die kleinen Wasserkanäle, die es vor allem auf Madeira zahlreich gibt), der leider nicht mehr wirklich intakt ist, staunen über die dichten Nadelwälder und vielen verschiedenen Moose. Wir bekommen mehr als einmal nasse Füße durch feuchte Gräser oder versteckte Pfützen. Wir laufen um den höchsten Krater der Insel (einfach Caldeira genannt), haben einen wunderbaren Ausblick auf Pico und wandern was das Zeug hält. Ich rechne am Ende unserer Zeit auf Faial aus, dass wir insgesamt 193km zu Fuß zurück gelegt haben! Nur auf diesen drei Inseln! Jeder von uns! Wir sind auf jeden Fall gut im Training.
Was uns besonders freut ist, dass wir hier in Horta so viele bekannte Gesichter wieder treffen: Kevin und Pauline, die wir in Nazaré kennen gelernt haben, sind gerade nach 19 Tagen auf See aus der Karibik angekommen, Jill und Michael auf ihrer GERTY kennen wir aus Velas und die dänische ELSE MARIE lag schon in Porto neben uns. 

Die Landschaft ähnelt an vielen Stellen Dschungel, so viele Farne, Moose und verschiedene Pflanzen gibt es! Hier wandern wir den Caldeira auf Faial entlang.

Jeder Wanderweg ist etwas unterschiedlich. Und wir probieren wirklich viele aus!

Nachdem ich etwas ausgelacht wurde als ich ausgerutscht und mit einem Fuß in den Levada gplumpst bin, hat es Malte dann auch erwischt: Er ist sogar mit beiden Füßen reingefallen!

Natürlich statten wir auch dem in der Seglerwelt berühmt-berüchtigten "Peter Café Sport" den einen oder anderen Besuch ab. Diese Bar liegt direkt am Hafen und ist schon seit über 100 Jahren der Anlaufpunkt für die hier ankommenden Segler aus aller Welt. An den Wänden hängen unzählige Flaggen, die ehemalige Besucher als Andenken hier gelassen haben, neben Seekarten, Walknochen und Mitbringseln aus aller Welt. Und der Gin Tonic, für den die Bar bekannt es und den es hier in fast 10 verschiedenen Ausführungen gibt, schmeckt köstlich!  Jeden Abend ist die Bar rappelvoll, sodass viele Segler, inklusive uns, draußen sitzen müssen, was der guten Stimmung aber keinen Abbruch tut.


Peter's Bar im Dunkeln. Auch von Außen macht sie was her! Und der Gin Tonic schmeckt an der frischen Luft doppelt gut!

Bevor es für uns wieder richtung Kontinent geht, wollen wir noch eine fünfte Insel der Azoren-Gruppe auschecken: Terceira soll es werden. Zwar soll Sao Miguel, die am dichtesten besiedelte Insel, auch wunderschön sein, jedoch sind die Covid-Fälle dort immer noch mit Abstand am höchsten, sodass wir stattdessen Terceira anlaufen wollen. Diese Insel liegt 65 Seemeilen entfernt, sodass wir ein gutes Wetterfenster abwarten, um den Tagestörn zu starten. Und dann müssen wir uns auch schon wieder an die Windvorhersage setzen: Anfang Juni wollen wir ein Wetterfenster finden, um die 1300 Seemeilen bis in die Bretagne zu schaffen! Doch davon im nächsten Blog, der diesmal nicht ganz so lange auf sich warten lässt.


Kommentare

  1. Ahoi - Anne, Jens & Malte, ich grüße euch aus Hamburg!

    Dein Blog ist wunderbar geschrieben, Anne und liest sich, wie die Sendung "Mare-TV", die im NDR Fernsehen manchmal ausgetrahlt wird. Ich schau das immer und versinke und träume •*''*☆¸.•*''*mich weg. Mit deinem Blog geht das ebenso gut :)
    Das was ihr erlebt, ist schon etwas ganz besonderes - ein Leben am, auf und mit dem Wasser. Apropos Wasser; ><((((°> gestern war ich das erste Mal - s e i t 9 M o n a t e n - wieder schwimmen im See. Was habe ich das vermisst...so langsam wärmt die Sonne hier das Wasser.

    Gehabt euch weiterhin wohl!

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    1. Haha Danke Bertram, das ist ein sehr liebes Kompliment! Und ich habe gesehen, das Wetter in Norddeutschland wird ja auch langsam sommerlich, es wird Zeit, dass wir heimatliche Gewässer ansteuern.
      Liebe Grüße von der Crew!

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  2. QR code hat funktioniert ; ). Echt interessant zu lesen, wir hoffen auch auf guten surf auf São Jorge. Viel spaß euch noch!

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    1. Das freut mich aber sehr zu hören!! Drücken die Daumen für gute Wellen, liebe Grüße :)

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